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Sagen aus der Hanse

Sagen aus der Hanse

Titel: Sagen aus der Hanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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erst mit den Wurf bemöhte!«
    Der Teufel willigte unter der Bedingung ein, daß für ihn eine Kapelle, ein Weinhaus, eingerichtet werde. Den Stein warf er von sich; hart neben der Kirche schlug er ein tiefes Loch, das die Bauleute mit einem Gewölbe bedeckten und so den Ratsweinkeller gründeten. Der soll denn dem Teufel auch gute Dienste erwiesen haben, denn seine geschwärzten Räume waren weit mehr besucht als die helle, freundliche Kirche.

Des Teufels Stiefel
    Vor vielen Jahrhunderten kam aus dem Pommerland ein Schustergesell nach Hamburg, der hieß Hans Radegast. Weil gerade das Schusteramt viele Gesellen verloren hatte, die vom Morgensprach-Herrn wegen Aufsässigkeit zum Wandern verurteilt waren, fand Hans Radegast in der Herberge gleich Arbeit, ohne daß man ihn um Geburtsbrief und Wanderbuch befragte. Weil er nun ein geschickter anstelliger Gesell war, behielt ihn der Meister gern und dachte nur bei sich: der Hans Radegast sieht zwar aus wie ein Wende und ist aus Pommerellen eingewandert, wo auf einen Deutschen zehn Wenden kommen, aber da er seine Sache versteht und sich stille hält, so will ich fünf grade sein lassen; war meiner Großmutter zweiter Mann doch auch ein Wende, und wenn sie's im Amt gewußt hätten, wäre ich nimmer Meister und Bürger geworden.
    Hans Radegast aber wußte sehr wohl, daß er ein Wende war, und hätt's nicht verbergen können, weil er kein brieflich Zeugnis hatte, als echt, recht und Deutsch geboren, und man sah's seinem Gesicht auch gleich an, daß seine Mutter eine wendische Hexe konnte gewesen sein. So lange er unter den Pommerellen gewesen war, hatte ihn das nicht bekümmert. Als er aber nach Lübeck und von da nach Hamburg kam und unter den Deutschen lebte, da wurde er seines Unglücks bewußt, dieweil er so viel vernahm von der Wenden Bosheit und Grausamkeit, und wie sie vordem gegen das Christentum und in Hamburg mit Brennen, Morden, Rauben und Plündern gewütet und keinen Stein auf dem andern gelassen hatten, so daß ein ingrimmiger Haß entstanden war gegen alles wendische Wesen, der noch Jahrhunderte lang sich vererbte von Vater auf Sohn und Enkel – so daß in deutschen Städten ein Wende war wie ein Ausgestoßener und Verfehmter.
    Und als er beichten ging zum Pfaffen, konnte er's nicht lassen, denn sein Geheimnis drückte ihn, als wenn es Sünde und Blutschuld wäre, und er offenbarte ihm, wenn er's gewiß niemandem weiter sagen wolle, so müsse er's bekennen: er wäre wendischer Abkunft. Und der Pfaffe hat sich bekreuzigt und lange besonnen, dann hat er gesagt, ein Verbrechen wär's zwar eigentlich nicht, das Wendentum, aber schön wär's auch nicht, und wovon er ihn absolvieren sollte, das wüßte er nicht, er möchte nur hingehen und sehen, wie er sich fromm und ehrlich durch die Welt schlüge, und still sein Unglück tragen.
    Nun wäre das wohl so gegangen, aber Hans Radegast warf sein Auge auf eine feine Jungfer, die wollte er heiraten, und zuvor Meister und Bürger dieser Stadt werden. Das Geld dazu hatte er sich schon erspart. Altflicker oder Schuhknecht hätte er leichter werden können, aber dann hätte ihn die feine Jungfer nicht genommen, die trug einen hohen Sinn und wollte nur einen Meister haben, woran sie auch merken konnte, ob er ein Wende sei oder nicht. Als er sich aber bei dem Morgensprach-Herrn meldet und tut seinen Spruch und begehrt das Amt, da treten die Alterleute auf und fragen nach dem Geburtsbrief und sagen's ihm auf den Kopf zu, daß er ein Wende sei, der in kein zunftmäßig Amt kommen und das Bürgerrecht nimmer gewinnen könne.
    Und da half kein Bitten und Flehen, die Alterleute wollten's nicht, und die Amtsrolle und Artikel zeigten's, daß sie im Recht waren. Und Hans Radegast kam in Zorn deshalb und vermaß sich, er wäre kein Wende und der beste Schuster in Hamburg und verstünde mehr als alle Meister, darum müßte er ins Amt und Bürgerrecht; und vermaß sich so sehr, daß er als Meisterstück alles zu machen verhieß, was die Alterleute von ihm fordern würden. Darauf dann die Alterleute, um seiner zu spotten und sein zudringlich Begehren gänzlich abzuweisen, ihm gesagt: falls er über Nacht bis Sonnenaufgang ein makellos Paar Reiterstiefel ohne irgendeine Naht machen könne, so solle er ins Amt kommen und Meister werden, ihrethalben auch zum Bürgerrecht gelangen. Würd's aber hernach entdeckt, daß er doch ein Wende oder Slawe war, so würde es ihm gehen wie dem Hans Swinegel 1466, dem sein fälschlich erworbener

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