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Sagen aus der Hanse

Sagen aus der Hanse

Titel: Sagen aus der Hanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Domherr sterben!« Eigentlich ist es kein bloßes Klopfen, sondern es geschehen unter seinem sehr großen, langen und breiten Grabstein drei Schläge, die nicht viel weniger krachen, als ob das Wetter einschlüge oder dreimal ein Kartaunenschuß geschehe. Beim dritten Schlag dringt über dem Gewölbe der Schall der Länge nach durch die ganze Kirche mit so starkem Krachen, daß man denken sollte, das Gewölbe würde ein- und die Kirche übern Haufen fallen. Es wird dann nicht bloß in der Kirche, sondern auch in den umstehenden Häusern vernehmlich gehört.
    Einmal hat sich Rebundus an einem Sonntag zwischen neun und zehn Uhr mitten unter der Predigt geregt und so gewaltig geschlagen, daß etliche Handwerksgesellen, welche eben auf dem Grabstein gestanden und die Predigt angehört, teils durch das starke Erbeben des Steins, teils aus Schrecken, nicht anders herabgeprellt wurden, als ob sie der Donner weggeschlagen hätte. Beim dritten entsetzlichen Schlag wollte jedermann zur Kirche hinaus fliehen, in der Meinung, sie würde einstürzen, der Prediger aber ermunterte sich und rief der Gemeinde zu, dazubleiben und sich nicht zu fürchten; es wäre nur ein Teufelsgespenst, das den Gottesdienst stören wolle, das müsse man verachten und ihm im Glauben Trotz bieten. Nach etlichen Wochen ist des Dechants Sohn verblichen, denn Rebundus tobt auch, wenn eines Domherrn naher Verwandter bald zu Grabe kommen wird.

Spökenkieken
    Als in Lübeck der schwarze Tod wütete, geschah es, daß die Mönche des Burgklosters in große Not kamen, weil neben vielen anderen Brüdern auch ihr Koch der Pest zum Opfer fiel. In ihrer Verlegenheit baten sie einen Laien, ihnen auszuhelfen, und der erklärte sich auch bereit, für die Mönche zu kochen. Da er ein beherzter Mann und bei den Ordensleuten schnell beliebt war, ersuchten sie ihn, während einiger Nächte die Wache mit ihnen zu teilen. Auch hierzu war er gern bereit.
    Wie er nun in der zweiten Nacht wachte, glaubte er zum offenen Fenster herein eine Stimme zu hören: »Bereite das Mahl für die Brüder, die wandern wollen! « Zuerst sehr bestürzt, faßte sich der Koch rasch und fragte, wieviele denn deren seien. »Es sind sechsunddreißig«, erwiderte die Stimme.
    Über diese Worte dachte der Koch noch eine Weile nach, dann ging er zum Krankensaal. Da bot sich ihm ein seltsames Bild. Sechsunddreißig Mönche standen in der Mitte des Saales, alle in schneeweißen Gewändern, das Antlitz verhüllt.
    Wenige Tage später starben in der Tat sechsunddreißig Mönche an der Pest. Sie wurden auf dem gemeinsamen Friedhof begraben.

Würfelspiel mit Gespenstern
    Im Ratskeller zu Bremen gab es früher eine abgelegene Ecke, die hieß »das schwarze Loch«. Damit hatte es eine seltsame Bewandtnis.
    Hier pflegten nämlich die Spieler zu sitzen, und mancher Fluch war da schon zur rauchgeschwängerten Decke gestiegen.
    An einem Silvesterabend saßen da einmal vier Spieler und würfelten, darunter ein ehrsamer Schmiedemeister. Sie hatten schon viele Stunden gespielt, und der Schmiedemeister hatte fast all sein Geld verloren. Aber er wollte nicht aufhören, auch nicht, als sein junges Weib ihn bat, heimzukommen; er dachte, ein neues Spiel könne ihm wiederbringen, was er in früheren darangegeben. Schließlich rückten auch seine Mitspieler vom Tische ab und wollten nicht mehr mittun, meinten wohl gar, ihr Kamerad sei betrunken und mahnten zum Aufbruch. Da faßte den Meister der Zorn, er begann zu fluchen und rief, wenn die Lebenden nicht mit ihm spielen wollten, sollten's die Toten tun, er habe noch ein Leben zu verspielen! Indem schlägt's zwölf, krachend springt der Fußboden auf, und aus der Tiefe steigen Gerippe, mit Tüchern bekleidet, beinerne Würfel und Becher in der Hand. Alle fliehen entsetzt, nur der Meister bleibt aufrecht sitzen und wird von den Toten zum Spiel aufgefordert: einen Ring gegen sein Leben setzen sie.
    Der Meister willigt ein. Ein Gespenst nimmt die Würfel und wirft. Nichts! »Topp«, ruft der Meister, »es gilt!« und greift nach den Würfeln. Kaum hat er geworfen, höhnt eine laute Stimme: »Nichts! «, ein dröhnender Schlag erschüttert das Gemach, alle fliehen. Als sie nach einiger Zeit wiederkehren, ist der Schmied verschwunden, sein Weib liegt bewußtlos auf der Erde. Bald darauf starb sie am Wahnsinn.
    Der Rat ließ kurze Zeit darauf das schwarze Loch zumauern. Doch sollen die Seelen der Spieler noch heute keine Ruhe haben und gelegentlich an die Wand pochen,

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