Sagen aus Franken
keine geladene Wehr nötig: Friede und Freude dem deutschen Land immerdar.«
Da krachte der Schuß, und die Kugel flog klirrend durch die Scheibe des hohen Saalfensters. Der Oberst hatte in seinem Eifer ganz vergessen, dass er nicht draußen im Feld, sondern im schön verzierten Rathaussaal war. Der Schuß soll der letzte im ganzen dreißigjährigen Krieg gewesen sein.
Der Goldene Ofen
Dort, wo heute noch der Gasthof »Zum deutschen Kaiser« steht war früher ein wunderschönes Patrizierhaus. Weil die Rosenhart – so hiessen die Besitzer – früher her Glockengießer gewesen waren nannte man ihr Haus nur den Glockenstuhl. Die Leute waren reich und sammelten die allerschönsten Möbel und die allerwertvollsten:
Kleinodien. Sie ließen sich auch einen wunderschönen Ofen bauen der war mit schönen Bildwerken überall verziert; die 12 Aposteln waren darauf zu sehen. Der Ofen hieß in der Stadt nur der »goldene Ofen«. Er war so schön daß ihn später ein bayerischer König in sein Schloss geholt haben soll.
Einmal waren spanische Soldaten in Nürnberg einquartiert Sie waren wild, praßten viel und drangsalierten die Nürnberger Bürger, wo sie konnten. Da war auch ein spanischer Soldat im »Glockenstuhl« untergebracht. Der war anders als seine Kameraden, und weil er in dem Haus gut verpflegt und gut behandelt wurde, war er dankbar und ließ seinen Quartierleuten nichts geschehen.
Der brave Spanier kam einmal abends noch in die Schenke, in der die Soldaten zusammenkamen. Da hörte er, wie seine Kameraden miteinander ausmachten daß jeder in derselben Nacht zu einer festgesetzten Stunde seinen Quartierherrn ermorden und das ganze Haus ausplündern solle. Sie zwangen jeden, der dabei war, bei seinem Eid zu versprechen, daß er keinem Menschen etwas sagen wolle. Der Spanier kam nach Hause, ging in sein Zimmer und dort unruhig auf und ab. Er hätte gerne seine freundlichen Wirte gewarnt, aber er nahm seinen Eid ernst und fürchtete sich vor der Strafe des Himmels. Da sah er den goldenen Ofen in seinem Zimmer stehen. Er machte die Tür auf und rief laut hinein: »Ofen merk auf! ich will dir etwas sagen, was du nicht vergessen darfst. Es sind nur noch ein paar Stunden; da werden alle Hauswirte von den spanischen Soldaten umgebracht. Ich hab' schwören müssen, daß ich es keinem Menschen sage. Aber du, goldener Ofen, bist ja kein Mensch!« Der Hauswirt aber saß mit seiner Familie unten vor dem Kamin in seiner Wohnstube. Laut drangen die Worte aus dem Kamin heraus. Der Herr verstand sie sofort, lief zum Rat und teilte mit, was er gehört hatte. Schnell wurde die Bürgerwehr zusammengerufen, und alle Spanier wurden gezwungen, noch in der gleichen Nacht die Stadt zu verlassen.
Das geschah im letzten Augenblick. In manchen Häusern hatte das Plündern schon begonnen, an dem berühmten goldenen Ofen war auch schon mancher Schaden geschehen.
Der Hausgeist zu Nürnberg
Zu Nürnberg ist es Brauch, jährlich wenigstens einmal das ganze Haus von oben bis unten zu reinigen, »stöbern« wie die Nürnberger sagen. Das sollte nun auch in einem Hause der Laufergasse geschehen, während der Herr und die Frau auf einer Reise abwesend waren. Vorher hatten sie der Magd den Auftrag gegeben, alles fleißig zu stöbern bis auf eine Kammer unter der Stiege, die verschlossen bleiben sollte.
Als nun die Herrenleute abgereist waren, wurde die Magd von Neugier geplagt, was denn wohl in der Kammer sein könne, die sie nicht aufschließen durfte. Kaum war sie am Abend mit dem Stöbern fertig, ließ sie ihrem Verlangen freien Lauf. Die Kammertür war mit einem großen alten Schloß versperrt, auf dem drei weiße Kreuze mit Ölfarbe gemalt waren. Die Magd probierte nun alle Schlüssel, doch keiner wollte passen. Endlich fand sich noch ein ganz verrostetes Ding, womit sich das Schloß aufsperren ließ, so daß sie die Tür öffnen konnte.
Eine finstere Kammer voll Staub und Moder tat sich vor der Magd auf, so daß sie sich gar nicht hinein getraute. In der Mitte des Raumes lag ein großer grauer Pelz auf dem Boden. Während die neugierige Person verwundert darauf hinblickte, begann sich der Pelz plötzlich zu regen und wurde immer größer und größer, so daß das Mädchen, von Entsetzen gepackt, davonlief. Da ertönte hinter ihr ein schallendes Gelächter, das der zitternden Magd in alle Glieder fuhr.
Als die Herrschaft nach einiger Zeit wieder nach Hause kam, erzählte die Magd mit ängstlicher Stimme, was vorgefallen war. Da wurde der
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