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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: unbekannter Verfasser
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Herr zornig und jagte die Magd aus dem Dienst, denn sie hatte einem Geist die Freiheit gegeben, der vormals das Haus beunruhigt hatte und durch einen Geistlichen in die Kammer gebannt worden war. Nun trieb das Gespenst aufs neue sein Unwesen im Hause und gab seine Schadenfreude allenthalben durch schallendes Gelächter zu erkennen.
    Es währte viele Jahre, bis es glückte, den Hausgeist von der Laufergasse endgültig zu bannen.

Der Heiltumsstuhl
    Nicht weit vom schönen Brunnen stand ein großes Haus mit einem schönen geschmückten, alten Erker. Von diesem kleinen Erker aus wurden jedes Jahr vierzehn Tage nach Karfreitag die Heiltümer des Reiches, die Reichskleinodien, dem Volk gezeigt. Es waren die alten Schätze des Kaiserreichs: Die goldene Reichskrone mit Edelsteinen und Perlen verziert, zwei goldene Zepter, der goldene Reichsapfel, das Schwert Kaiser d. Gr., das Schwert des hl. Moritz, zwei violettseidene Unterkleider, ein weißseidenes Oberkleid, die Gugel Karls d. Gr., d. h. eine Kapuze aus roter Seide, dazu ein Mantel (Pluviale) aus purpurgefärbter Seide, der mit Goldstickerei und Perlen besetzt war, zwei Paar purpurne Handschuhe, rotseidene Strümpfe, Gürtel, Sporen, Schuhe usw., lauter Dinge, die zur Kleidung des Kaisers gehörten. Bei dem Schatz war auch noch die heilige Lanze, mit der dem Heiland am Kreuz die Seite durchstochen worden sein soll, ein Nagel vom Kreuz, ein Holzstück vom Kreuz selber, ein Stückeln des Tischtuchs, auf dem das Abendmahl gehalten worden war, fünf Dornen aus der Dornenkrone, ein Span von der Krippe, ein Zahn von Johannes dem Täufer.
    Alle diese wunderbaren Dinge wurden also jedes Jahr dem Volk vom Heiltumsstuhl aus gezeigt, und die Menschen strömten an diesem Tag von weit her um alles zu sehen.
    Die Heiltümer des Reiches wurden im Jahre 1424 von Kaiser Sigismund der Stadt Nürnberg zur ewigen Verwahrung übergeben. Damals zogen die Hussiten durchs Land. Darum war es nicht leicht, den Schatz ungestört von Ofen in Ungarn bis nach Nürnberg zu bringen. Nicht mehr als sechs durften davon wissen. Man nahm für die Reise einen ganz gewöhnlichen Wagen und als Behälter einen Kasten, sodaß jedermann meinte, darin seien Fische. So kam der Schatz nach Nürnberg. Dort freilich wurde er mit großer Pracht empfangen. Zwei Tagereisen vor Nürnberg wurde der Zug angehalten und eine feierliche Prozession vorbereitet. Männer und Frauen, geführt von den Geistlichen und vom Rat, zogen den Heiltümern weit vor das Frauentor hinaus entgegen. Der Fuhrmann schaute nicht schlecht; denn er wußte nichts davon und hatte keine Ahnung, was für ein kostbares Gut er gefahren hatte. Die Heiltümer wurden auf einen mit Purpur ausgeschlagenen Wagen umgeladen und so in die Stadt geführt. Hinten und vorne auf dem Wagen saßen junge, schöne Knaben als Engel verkleidet mit brennenden Kerzen. Die Obersten des Rates gingen nebenher. Die Ratsmitglieder und das Volk folgten in langem Zug. Es ging zur neuen Spitalkirche; dort wurden die Kleinodien in einer großen, eichenen, mit Silber überzogenen Kiste aufgehoben. Die silberne Kiste war aber wieder in einem hölzernen Kasten, der auf den Seiten mit Engeln bemalt war. Später hing man die Lade an großen eisernen Stangen über dem Altar auf. Die Kleinodien selber aber waren in der Kapelle über der Sakristei aufbewahrt
    Als die Franzosen im Jahr 1796 in die Nähe von Nürnberg kamen, wurde der ganze Schatz nach Wien gebracht, wo er bis zum Jahr 1938 blieb. Damals wurde er nach Nürnberg zurückgebracht und in der St. Katharinenkirche aufbewahrt.

Der Hohlweg neben dem fünfeckigen Turm
    Die Burggrafen von Nürnberg hatten den Auftrag, die Kaiserburg zu hüten und die Rechte des Kaisers in der Stadt und um die Stadt herum zu wahren. Ein Wohnrecht in der Kaiserburg hatten sie nicht. Seit dem Jahr 1191 ist die »Burghut« an das Haus Hohenzollern gekommen. Viele Jahrhunderte sassen die Hohenzollern dort oben neben dem fünfeckigen Turm als die Vögte der Burg. Von da aus erwarben sie sich durch Heirat, durch Lehen und durch Kauf andere Gebiete und schönere Schlösser, z. B. in Ansbach und in Kadolzburg, aber auch in Kulmbach und in Bayreuth. Nachdem die Nürnberger ihre Grenzmauer um die Burggrafenburg gezogen hatten, gefiel ihnen die Wohnung in dem engen alten Nürnberger Schloß nicht mehr. Der Burggraf Friedrich VI. hatte eine Fehde mit dem Herzog von Bayern in Ingolstadt, Ludwig dem Bärtigen. Ein Amtmann wohnte in dem alten Burggrafenschloß in

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