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Sagen aus Hessen

Sagen aus Hessen

Titel: Sagen aus Hessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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nach einem Strauch packte, glitt sie aus und fiel tief hinab. Sie schrie und rief nach Hilfe, es war aber niemand mehr in der einsamen Gegend, bis abends ihre Kinder, denen Angst geworden war, herbei kamen und ihre Stimme hörten. Sie zogen sie an Stricken herauf und nun erzählte sie ihnen, tief da unten sei sie vor ein Gitter gefallen, dahinter habe sie einen Tisch gesehen, der mit Reichtümern und Silberzeug ganz beladen gewesen.

Frankfurts Gründung
    Karl der Große hat dreißig Jahre mit den heidnischen Sachsen Krieg geführt, um sie zu unterwerfen und zum Christentum zu bekehren. Einmal wurde er von den Sachsen geschlagen und von ihnen bis zu den Ufern des Mains zurückgetrieben. Hier geriet er in große Not; denn weder Brücke noch Schiffe waren vorhanden, um über den Main zu gelangen. Auch konnte er vor Nebel keinen Durchgang finden. In dieser Not rief er zu Gott um Hilfe. Und siehe, da teilte sich der Nebel, und Karl sah eine Hirschkuh ihre jungen über den Strom führen. Die Franken folgten den Tieren und gelangten glücklich ans andere Ufer. Als nun die Sachsen kamen, konnten sie die Franken nicht weiter verfolgen; denn sie kannten die Furt nicht und konnten sie in dem herrschenden Nebel auch nicht finden. Bald darauf kehrte Karl mit neuer Heeresmacht an den Main zurück, besiegte und unterwarf die Sachsen. An der Stelle, wo er mit seinem Heer den Strom durchschritten hatte, gründete er eine Ansiedlung; denn es war eine schöne und fruchtbare Gegend. Er nannte den Ort zum Andenken an seine wunderbare Errettung der Franken Furt oder Frankfurt. Später erbaute er eine kleine Pfalz in Frankfurt und hielt sich gern darin auf. Sein Sohn Ludwig der Fromme errichtete einen neuen Palast, welcher der Saalhof genannt wurde. Davon hat die Saalgasse bis heute ihren Namen. Ludwig der Deutsche, der Sohn Ludwig des Frommen, ist mit seiner Gemahlin im Saalhof gestorben.

Frau Hollen Teich
    Auf dem Hessischen Gebirg Meißner weisen mancherlei Dinge schon mit ihren bloßen Namen das Altertum aus, wie die Teufelslöcher, der Schlachtrasen, und sonderlich der Frau Hollenteich. Dieser an der Ecke einer Moorwiese gelegen hat gegenwärtig nur 40 – 50 Fuß Durchmesser; die ganze Wiese ist mit einem halb untergegangenen Steindamm eingefaßt und nicht selten sind auf ihr Pferde versunken.
    Von dieser Holle erzählt das Volk vielerlei, gutes und böses. Weiber, die zu ihr in den Brunnen steigen, macht sie gesund und fruchtbar; die neugeborenen Kinder stammen aus ihrem Brunnen und sie trägt sie daraus hervor. Blumen, Obst, Kuchen, das sie unten im Teiche hat und was in ihrem unvergleichlichen Garten wächst, teilt sie denen aus, die ihr begegnen und zu gefallen wissen. Sie ist sehr ordentlich und hält auf guten Haushalt; wann es bei den Menschen schneit, klopft sie ihre Betten aus, davon die Flocken in der Luft fliegen. Faule Spinnerinnen straft sie, indem sie ihnen den Rocken besudelt, das Garn wirrt, oder den Flachs anzündet; Jungfrauen hingegen, die fleißig abspinnen, schenkt sie Spindeln und spinnt selbst für sie über Nacht, daß die Spulen des Morgens voll sind. Faulenzerinnen zieht sie die Bettdecken ab und legt sie nackend aufs Steinpflaster; Fleißige, die schon frühmorgens Wasser zur Küche tragen in reingescheuerten Eimern, finden Silbergroschen darin. Gern zieht sie Kinder in ihren Teich, die guten macht sie zu Glückskindern, die bösen zu Wechselbälgen. Jährlich geht sie im Land um und verleiht den Äckern Fruchtbarkeit, aber auch erschreckt sie die Leute, wenn sie durch den Wald fährt, an der Spitze des wütenden Heers. Bald zeigt sie sich als eine schöne weiße Frau in oder auf der Mitte des Teichs, bald ist sie unsichtbar und man hört bloß aus der Tiefe ein Glockengeläut und finsteres Rauschen.

Frau Holles Gericht über den Honighof am Hirschberg
    Der Honighof lag in einem gesegneten Talgrund. Hier hatten die Regenströme der Urzeit den fruchtbaren Basaltschlamm vom Hirschberg hergeschwemmt. Da schoß das Gemüse im ungedüngten Feld üppiger empor als sonstwo im gedüngten Boden. Darum war auch der Honigbauer der reichste Mann im ganzen Land, und von ihm ging das Gerede: »Dem Honighofer trägt jede Kuh zwei Kälbchen und jeder Halm zwei Ähren. Und wenn seine Säue auf Bratwürsten herumlaufen wollten, so wäre es ihm eben recht.«
    Doch leicht verhärtet der Reichtum das Menschenherz; je mehr der Bauer besaß, desto mehr wollte er. In schlimmen Jahren war wohl dieser und jener zu ihm gekommen

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