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Sagen aus Hessen

Sagen aus Hessen

Titel: Sagen aus Hessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Alten, die keine Wehr zu tragen mehr vermochten, die siedeten Öl und gossen dies und glühend heißen Roggenbrei den Stürmenden auf den Leitern über die Köpfe. Da, als schon alle Kraft die Bürgerschaft verlassen und jegliche Hoffnung geschwunden schien, da nahte Entsatz; und ab zogen die Feinde.
    In dankbarer Rührung aber, für solch treuen Liebesdienst wackerer Weiber, wandelte der Fürst den alten Namen des Ortes in den jetzigen: Liebenau!

Metze und Maden
    Bei Gudensberg lag früher die uralte Hauptstadt der Chatten. Sie hieß Matziachi, später Metzach, und war befestigt. Wahrscheinlich lag sie zwischen den Dörfern Ober- und Niedervorschütz. Beide Dörfer waren schützende Warten, daher ihr Name. Befestigt waren auch wohl die Höhen ringsum, die Wodensberge, auf denen der Gott Wodan verehrt wurde. Im Jahre 15 nach Christi Geburt wurde Matziachi von den Römern erstürmt und verbrannt. Aber die Feinde mußten bald das Land wieder verlassen. Denn unsere Vorfahren waren gewaltige Helden. Bei der Zerstörung der Stadt waren wohl die meisten Bewohner umgekommen. Die übriggebliebenen bauten sich von neuem da an, wo jetzt das Dorf Metze liegt. Die Sage berichtet nämlich folgendes:
    Metze war vor uralten Zeiten eine große, herrliche Stadt. Aber durch ein Weib, das vorher ihren Mann ermordet hatte, wurde der Ort an die Feinde verraten und zerstört. Nur zwei Häuser blieben übrig. Das Weib liegt dafür in ewigem Banne, und zuzeiten sieht man es im Bach stehen, der durchs Dorf hinfließt. Es ist eine hohe weiße Gestalt, plätschert dort im Wasser und verfolgt die Zuschauenden. Doch kann sie nicht weiter kommen, als ihr Eigentum gegangen war. Man nennt sie die Windelswäscherin.
    Nicht weit von der alten Hauptstadt wurde auch der Landtag gehalten. Dort versammelte sich das Volk; aus allen sechs hessischen Stämmen erschienen Abgesandte; dann wurde beraten über Krieg und Frieden, und es wurde Gericht gehalten. Das nannte man »maden«. Daher hat das Dorf Maden, der Mader Stein und die Mader Heide den Namen bekommen. Dort liegen auch die sechs Dörfer, von denen der sonderbare Spruch geht: Dissen, Deute, Haldorf, Ritte, Baune, Besse das sind der Hessen Dörfer alle sesse.

Nixenbraut
    Nicht weit von Kirchhain liegt ein tiefer See, der Nixenborn geheißen; und öfter lassen sich auch die Nixen sehen, um sich an den Gestaden zu sonnen. Die Mühle, die dort am Wasser liegt, heißt ebenso: Nixen-Mühle; da baden Nöcken und Nixen sich alle am hellen Mittag. Sie haben alsdann unten einen dünnen farbigen Leib wie eine glatte Schlange, tun jedoch niemandem etwas Böses. Nur wer sie ockert, atzelt und itzelt, der muß es büßen.
    Sie verkehren wohl auch mit den Menschen, haben dann ganz menschliche Gestalt; und so läßt sich ihre Art nur daran erkennen, daß ein Saum ihres Gewandes immer feucht bleibt.
    So kamen eine Zeitlang drei wunderschöne Jungfrauen aus jenem See in die Spinnstube des Dorfes Nieder-Gleen, brachen aber unweigerlich immer um elf Uhr mit dem ersten Glockenschlag auf. Ein Bursche des Ortes hatte sich in die eine Nixe verliebt und verstellte also die Wanduhr um eine ganze Stunde.
    Ahnungslos gingen die Jungfrauen fort. Doch am nächsten Morgen schwammen drei Blutstropfen auf dem Wasser des Sees; und am dritten Tag verstarb der an der Täuschung Schuldige.

Otto der Schütze
    Landgraf Heinrich der eiserne zu Hessen zeugte zwei Söhne und eine Tochter; Heinrich, dem ältesten Sohne, beschied er, sein Land nach ihm zu besitzen; Otto, den andern, sandte er auf die hohe Schule, zu studieren und darnach geistlich zu werden. Otto hatte aber zur Geistlichkeit wenig Lust, kaufte sich zwei gute Roß, nahm einen guten Harnisch und eine starke Armbrust, und ritt unbewußt seinem Vater aus. Als er an den Rhein zu des Herzogen von Cleve Hof gekommen war, gab er sich für einen Bogenschützen aus, und begehrte Dienst. Dem Herzog behagte seine feine, starke Gestalt, und behielt ihn gern; auch zeigte sich Otto als ein künstlicher, geübter Schütze so wohl und redlich: daß ihn sein Herr bald hervor zog, und ihm vor andern vertraute.
    Unterdessen trug es sich zu, daß der junge Heinrich, sein Bruder, frühzeitig starb, und der braunschweiger Herzog, dem des Landgrafen Tochter vermählt worden war, begierig auf den Tod des alten Herrn wartete: weil Otto, der andere Erbe, in die Welt gezogen war, niemand von ihm wußte, und allgemein für tot gehalten wurde. Darüber stand das Land Hessen in großer Traurigkeit: denn

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