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Sagen aus Oberösterreich

Sagen aus Oberösterreich

Titel: Sagen aus Oberösterreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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zuerst die Seele, dann aber auch den Leichnam des Ritters in die Hölle geholt.
    Kurze Zeit darauf träumte der Bischof von Passau, er stehe am Rand eines feurigen Abgrundes und höre eine Stimme aus der Tiefe, die rief: »Herr Bischof, erbarmt Euch meiner! Ihr allein könnt mir in meiner Qual helfen. In meinem Schloß liegt noch das geraubte Gut, deswegen ich hier in glühendem Gold rösten muß. Ich bitte Euch, schickt einen Brief mit geweihtem Siegel nach Haichenbach und laßt das Raubgut von dort holen!« Der Bischof hielt den Traum für die Mahnung einer höheren Macht und schickte nach einigen Tagen eine Fähre die Donau hinunter, auf der der Bote mit Brief und Siegel stromabwärts fuhr.
    Um Mitternacht legte die Fähre vor der Ruine Haichenbach an und wartete auf die kostbare Fracht, während der Bote zur Ruine hinanstieg. Kein Laut durchbrach die Stille der finsteren Nacht. Da bebte plötzlich die Erde, ein Krachen erklang, und die brandgeschwärzten Mauern der Burgruine schienen aufs neue in Glut und Flammen zu stehen. Aus dem Turm fuhren zwei glühendrote, gewaltige Truhen, auf denen zwei baumlange Teufel saßen. Schnell wie der Blitz fuhren die zwei Behälter mit ihren riesigen Wächtern den Berghang hinab und blieben knapp vor der Fähre stehen. Den Schiffern standen vor Grauen und Schrecken die Haare zu Berge. Die beiden Teufel aber faßten die Truhen, verluden sie eifrig auf der Fähre und setzten sich dann wieder darauf.
    Unterdessen war auch der Bote wieder herangekommen und hatte das Fahrzeug bestiegen. Da stießen die Schiffsleute vom Land ab und riefen: »In Gottes Namen, fahren wir!« Als die beiden Teufel den Namen Gottes hörten, sprangen sie entsetzt auf und stürzten sich kopfüber in die fluten der Donau, die zischend und brausend, wie wenn ein Feuerbrand das Wasser berührt, über ihnen zusammenschlugen. Die Fähre aber trug ihre seltsame Fracht zum Bischof nach Passau.

Das Turnier zu Linz
    Im Jahre 1521 war die Stadt Linz der Schauplatz großer Festlichkeiten. Man feierte die Hochzeit Ferdinands I. mit Anna von Ungarn; von nah und fern waren Ritter und Adelige herbeigekommen, um Augenzeugen des Festes zu sein. Auf dem Hauptplatz der Stadt ging ein großes Turnier vor sich, an dem sich auch viele ausländische Ritter beteiligten. Die meisten Siege errang ein wagemutiger spanischer Ritter, den der Stolz über seine vielen Erfolge so siegessicher gemacht haue, daß er übermütig die deutsche Ritterschaft zum Kampf herausforderte. Lächelnd rühmte er sich, er wolle jeden aus dem Sattel werfen, der gegen ihn antreten werde, und begann die einheimischen Ritter auszulachen und wegen ihrer Feigheit zu schmähen.
    Da fanden sich zwei österreichische Ritter, die diese schändlichen Spottworte nicht länger mit anhören wollten und den angeberischen Spanier zum Zweikampf auf Leben und Tod herausforderten. Es waren dies Herr Sebastian von Losenstein und der Herr von Hohenberg. Da der Kampf auf oberösterreichischem Boden stattfand, wurde entschieden, daß der oberösterreichische Ritter Sebastian von Losenstein zuerst antreten und die Ehre der deutschen Ritterschaft verteidigen solle. Da nahm der Herr Sebastian sein Schwert, bestieg sein mutiges Pferd und ritt zum Kampf aus. Das Pferd trug einen Maulkorb und war so abgerichtet, daß es den Gaul des Gegners mit den Zähnen bei den Nüstern packte und zu Boden zog, sobald man ihm den Maulkorb abgenommen hatte.
    Der Kampf begann. Die Gegner ritten aufeinander los und zerbrachen die Speere, doch blieben beide im Sattel. Nun drang der Spanier mit dem Schwert auf den Losensteiner ein, doch der wehrte jeden Hieb und Stich ab. Aber immer mehr drängte der spanische Ritter, und schon begannen die Zuschauer um das Leben des sich tapfer verteidigenden Herrn von Losenstein zu bangen. Plötzlich aber riß dieser seinem Pferd den Maulkorb herunter und stieß ihm die Sporen in die Weichen. Sogleich stürmte das Pferd wild auf den spanischen Gaul hin, schnappte ihn bei der Nase und zog ihn zu Boden. Und während der Spanier einen Moment überlegte, faßte Herr Sebastian seinen Zweihänder und ließ ihn mit aller Macht auf den Helm des Feindes niedersausen, daß er in Stücke sprang. Schwankend von der Wucht des Hiebes, vermochte sich der edle Spanier nur mit Mühe auf seinem Pferd zu halten.
    Bevor aber der Ritter von Losenstein seinem Gegner den Todesstoß versetzen konnte, gebot Ferdinand Einhalt des Kampfes. Der Spanier mußte sich für besiegt erklären, der

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