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Sagen aus Oberösterreich

Sagen aus Oberösterreich

Titel: Sagen aus Oberösterreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Jagdgang plötzlich einen Hasen vor sich sitzen sah, der anscheinend ganz interessiert beobachtete, wie der Jäger das Gewehr in Anschlag brachte und schließlich sogar still sitzen blieb, selbst als der Schuß knallte. Und siehe da: Nach dem Schusse saßen zwei Hasen dort und schauten dem Jäger zu. Der schoß nochmals, da saßen drei Hasen dort, und wieder drückte der Mann ab und wieder saß ein Hase mehr dort. Da packte den Jäger das Grausen und er lief, so schnell ihn die Beine trugen, davon.
    Diese Geschichte wird in den verschiedensten Varianten erzählt: Bald von Hasen, bald von Rehen; manchmal verdoppeln sich die Tiere bei jedem Schuß, so daß nach dem dritten Schuß bereits acht, beim vierten schon sechzehn Tiere dort sitzen.

Ritter Mangold von Freudenstein
    Zwischen Ottensheim und Landshaag nordwärts der Donau schaut aus grüner Waldeinsamkeit die stille Ruine der Burg Freudenstein ins Donautal hinab.
    Heimgekehrt von der Kreuzfahrt gegen die wilden Sarazenen, hatte sich Ritter Mangold hier oben eine feste Burg erbaut. Der Ritter führte ein genußfrohes Leben, aber sein Besitz war gering und brachte ihm nicht die Einkünfte, die notwendig waren, sein schwelgerisches, hemmungsloses Dasein fortzusetzen. So verfiel er bald auf den Gedanken, durch Überfälle in der Umgebung sich die leeren Taschen zu füllen. Die Burg wurde zur Stätte wilder Gelage und zügelloser Freuden und erhielt den Namen Freudenstein. Die Bewohner der umliegenden Dörfer aber fürchteten den räuberischen Burgherrn und mieden den Umkreis der übel berüchtigten Burg; denn Mangold schnappte, was ihm in die Hände fiel, war die Gefangenen ins finstere Burgverlies und suchte von jedem ein hartes Lösegeld zu erpressen.
    Jahrelang führte der Burgherr sein wüstes, ungezügeltes Treiben fort, wurde immer grausamer und jähzorniger und wütete auch gegen seine Untergebenen, so da es selbst seinen Knechten zu toll wurde und einer nach dem anderen auf und davon lief.
    Nun wurde einmal nach heftiger Gegenwehr ein Handelsschiff auf der Donau genommen und ausgeraubt; der Schiffsherr und seine Tochter, ein junges blühendes Wesen, wurden gefangen vor dem Richter geführt. Dieser versuchte, dem Handelsherren ein hartes Lösegeld zu erpressen, und drohte mit Kerker und Folter. Aber der erfahrene Mann ließ sich nicht so rasch einschüchtern und stellte seinerseits dem Raubritter Strafe und Vergeltung in Aussicht. Nun ließ ihn Mangold zornerfüllt ins unterste Burgverlies sperren und wandte seine Aufmerksamkeit der Tochter zu. Gebannt von der Schönheit des Mädchens, machte er ihm den Antrag, auf der Stelle seine Gattin zu werden; er wolle dafür den Vater aus der Kerkerhaft entlassen. Aber die Gefangene brach in Tränen aus und würdigte den Ritter keiner Antwort. Ergrimmt über ihren Stolz, befahl Mangold, sie ebenfalls in den Kerker zu werfen.
    In der folgenden Nacht flohen die letzten Knechte, die bisher noch ausgehalten hatten, aus der Burg; die beiden Gefangenen aber wurden heimlich von einem alten Diener befreit.
    Inzwischen hatte der Ritter einen bösen Plan gefaßt. In der Meinung, nach dem Tod des Vaters werde ihm das Mädchen zu Willen sein, beschloß er, den Kaufherrn kurzerhand zu beseitigen. Er steckte ein Fläschchen mit Gift zu sich, als ob er dem Gefangenen ein stärkeres Labsal bringen wolle, und begab sich ins Bergverlies, wo er den Kaufherrn noch gefangen wähnte. Als er aber die Zelle betreten hatte, schlug ein Luftstrom die Tür hinter ihm zu, und Ritter Mangold war sein eigener Gefangener. Vergebens rüttelte er an der Pforte seines Gefängnisses und schrie um Hilfe, niemand hörte ihn, denn niemand war mehr in der Burg, alle hatten ihn verlassen. Da griff er zum Gift, das er bei sich trug, und endete so, um dem Hungertod zu entgehen durch eigene Hand.
    Burg Freudenstein aber verfiel, nur öde Ruinen zeugen von der Stätte einstigen maßlosen Lebensgenusses.

Seltsame Begegnungen
    Daß es in Feld und Wald allerlei kleine Spukgestalten gibt, das bestätigen mancher Bauer und manche Bäuerin, die selber Bekanntschaft mit solch unheimlichem Volk gemacht haben. Teils sind es harmlose Gespenster, die auftauchen, um die Menschen zu erschrecken, teils aber auch sind es seltsame Geschöpfe, deren Tun und Lassen nicht verständlich ist und denen man eben irgendeine Schuld beimißt, die sie nun zu büßen haben.
    So hörte ein Bauer vor Jahren, er war damals noch ein junger, schneidiger Bursch, plötzlich auf seinem einsamen Weg

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