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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Mieters: Weiblich.
    Geboren: 12.12.1969
    Herkunft: Vietnam
    Geburtsort: Ho-Chi-Minh-Stadt
    Religion: Keine
    Beruf: Studentin
    Name: Chu
    Vorname: The-Maria
 
    Ich faltete den Zettel wieder zusammen und schob ihn über den Tisch zurück. Ja, das konnte meine Tochter sein.
    »Wie kommst du da dran?«
    Ewald sah zum Fenster hinaus. Es war beschlagen. Kondenswasser suchte sich in feinen Perlen den Weg zur Fensterbank, auf der ein paar verdorrte Pflanzen ihre letzten Stunden fristeten. Der Schneefall hatte sich verstärkt. Hier kam ich heute nicht mehr weg.
    Der Mercedes verwandelte sich langsam in ein Edel-Iglu. Aber er war noch da. Und der Motor lief, wie ich am weißen Auspuffqualm sehen konnte.
    »Deine Tochter war mit meiner auf der Kunstschule. Und das ist ihr Meldezettel. Sie hat bei mir in der Mansarde gewohnt«, brummte Ewald abwesend.
    »Was heißt ›hat‹?« Ich versuchte zweierlei unter Kontrolle zu behalten: erstens meine Überraschung und zweitens den Wutausbruch, der regelmäßig meine Hilflosigkeit durch Aggressivität zu vertuschen versuchte. Böse medizinische Zungen nennen das Cholerik.
    »Weil eines von den beiden Mädchen definitiv nicht mehr lebt. Meins ...«
    Ewald fummelte sich mit seinen dicken Fingern ein weiteres Zigarillo aus der Schachtel, die ich gleich hatte auf dem Tisch liegen lassen.
    »Ich war in dieser Vorstellung. Ich habe die Mädchen hingebracht und Erinnerungsfotos gemacht. Danach sind wir noch mit der Truppe in der Theaterkantine gewesen. Das Ensemble wollte noch etwas für sich sein. Warum nicht? Die jungen Damen sind ja alle nach dem Gesetz volljährig.«
    Er bestellte noch zwei Gedecke. Wenn das so weiterging, schaffte ich es nur noch auf allen vieren in mein Mercedes-Iglu.
    »Beide kamen in der Nacht nicht nach Hause ...«, fuhr Ewald stockend fort. »In der nächsten und übernächsten auch nicht. Na ja, habe ich mir gedacht, die lassen sich ja ohnehin nichts mehr sagen. Lass sie machen. Nach drei Tagen schaltete ich meine Kameraden ein. Das war nicht normal. Diese Unruhe, die einen Vater packt, sie trieb mich um. Den Kindern musste etwas passiert sein. Und dann kommst du an den Grenzübergang und suchst deine Tochter.«
    Das musste ich erst verdauen. Auf der blinden Suche nach meiner Tochter, traf ich genau auf den Mann, der sie seit zwei Jahren beherbergte. War das ein gutes oder schlechtes Omen?
    »Ja und? Was ist aus den beiden geworden, wenn du schon deine ganze Vopo-Organisation eingeschaltet hast?«
    Ewald rauchte Kette. Bald musste ich an mein Gepäck, um Nachschub zu holen.
    »Meine Tochter lebt nicht mehr. Alles, was meine Kollegen von der Volkspolizei, die ihr Wessis Vopo nennt, herausfanden, ist, dass beide Mädchen gegen 23 Uhr von ihren Freunden am Theater abgeholt wurden.«
    Ewald stockte. Bestellte nur noch Korn für sich.
    »Was heißt, deine Tochter ist tot?«, hakte ich nach. Eine böse, unbestimmte Ahnung kroch mir in die Gegend des Sonnengeflechts. Ein untrügliches Zeichen, dass hier etwas äußerst Unangenehmes auf mich wartete. Sonst hätte mich der Unbekannte nicht hierhergelockt, um nach meiner Tochter zu suchen.
    »Wenige Tage später hat man sie aus der Spree gefischt. Man hat sie mehrfach vergewaltigt, ihr die Kehle durchgeschnitten und sie regelrecht weggeworfen.«
    Ewald sah durch mich hindurch. Er hatte keine Tränen mehr. Es war nur noch ein sturer Geradeausblick. Wie der eines Grenzers. Leblos. Er hatte aufgegeben.
    »Lebt deine Frau noch?«, versuchte ich eine Brücke zu bauen. Ich musste wissen, was er über den Verbleib meiner Tochter herausgefunden hatte, nachdem er schon den ganzen Polizeiapparat nach der Suche von zwei Freundinnen angekurbelt hatte.
    »Nein. Meine Tochter war die Letzte meiner Familie. Mein ganzer Trost, meine Hoffnung ...«, er atmete tief durch und beugte sich verschwörerisch über den Tisch, »ist, dass dieser ganze Spuk bald ein Ende hat. Dann gehe ich in Rente und ziehe zu meinem älteren Bruder nach Köln. Der war schlauer. Ist schon vor zwanzig Jahren abgehauen. Meine Frau wollte damals das Risiko nicht eingehen. Und ich hatte einen sicheren Beruf. Na ja, damit ist jetzt wohl sowieso Schluss. Und die Aussichten sind mau. Wer nimmt einen alten Stasi-Beamten noch? Hör dich doch nur mal um. Alle wollen nur noch rüber. Und hier bricht inzwischen die Anarchie aus. Die ehemaligen Bruderstaaten schicken schon ihre Truppen: Russen-, Tschechen-, Polen-, Chinesen- und Vietnammafia. Die haben inzwischen das Land

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