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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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meiner Tochter befreundet. Du hast sie vom Theater abgeholt. Was geschah danach?«
    »Ich wusste nicht, dass sie einen Vater hat. Sie hat nie über dich gesprochen. Mehr weiß ich nicht.«
    »Aber du hast mit ihr geschlafen?«
    Wieder dieser blöde Versuch eines eifersüchtigen Vaters, Geschehenes ungeschehen zu machen, weil einfach nicht sein konnte, was nicht sein durfte.
    »Nein. Du weißt, wie spröde vietnamesische Mädchen sind. Ohne Zustimmung der Familie geht nichts. Und sie hat keine Familie.«
    Ja, ich wusste sehr wohl, wie Frauen aus dem Mekong-Gebiet sein konnten. Stolz und unerbittlich, wenn es um die Familienehre ging. Und gegen die hatte ich Tölpel auf das Schändlichste verstoßen. Ich konnte mir sicher sein, dass ich keinen Platz auf dem Familienaltar der Chus haben würde. Auf dem standen alle Familienmitglieder des Clans seit über hundert Jahren. Und sie wurden an ihrem jeweiligen Todestag geehrt, als wären sie gerade geboren.
    Phong steuerte den Wagen konzentriert durch die Straßen von Berlin. Winterdienst schien man hier nicht zu kennen. Es schneite noch stärker.
    »Du hast The-Maria aber vom Theater abgeholt. Was passierte dann?«
    Phong schien sich an allem Möglichen zu orientieren, um den Weg zu finden - verschneiten Litfaßsäulen, Ampeln, Bäume, Mülltonnen. Ich hatte längst aufgegeben zu fragen, wo wir waren.
    »Ich hatte mit The-Maria ausgemacht, dass ich sie und ihre Freundin auf meiner letzten Tour mitnehme und nach Hause bringe. Ich war ein paar Minuten zu spät dran. Ein Kunde hatte mich mit einer Reklamation aufgehalten. Es regnete ...«
    Dann schwieg er wieder.
    Es war zum Aus-der-Haut-Fahren. Ich kannte so ziemlich alle möglichen Asiaten. Alle redeten sie ohne Unterlass. Nur den Vietnamesen und Kambodschanern musste man jedes Wort aus dem Leib prügeln. Gegenüber anderen ethnischen Gruppen und Rassen gaben sie nie mehr preis, als sie für unbedingt nötig hielten.
    »Und was war dann? Verdammt noch mal, rede endlich.«
    »Ich sah nur noch, wie die beiden Frauen in eine schwarze Limousine russischer Bauart einstiegen.« Wieder schwieg Phong und suchte einen neuen Anhaltspunkt auf dem Weg. Wie ein Pfadfinder.
    »Ja und dann?« Ich wurde ungehalten. Das war manchmal die einzige Sprache, die sie verstanden: dass eine »Langnase« wütend wurde.
    »Ich bin dem schwarzen Wagen gefolgt. Wollte wissen, wohin er fährt.«
    »Und wohin fuhr der schwarze Wagen?«
    Phong steuerte ein Wohngebiet an, das von der edleren Sorte zu sein schien. Keine Wohnblocks. Alte Villen mit Gärten. Hier standen die Laternen auch dichter. Er ließ den Wagen an einer Kreuzung ausrollen und stellte den Motor ab.
    »Wir sind da. Das Sans Soucis. Da hat man die Mädchen hingebracht. Und wenn du den Schnee wegmachst, da steht der schwarze Wagen. Die Nummer habe ich mir gemerkt.« Er deutete auf eine Reihe parkender Fahrzeuge.
    »Die Stunde ist fast um. Du solltest deinen Termin wahrnehmen. Ich warte hier genau eine Stunde. Wenn du dann nicht wieder hier bist, rufe ich meine Leute.« Seine Hand deutete auf das Autotelefon.
    Hörte ich plötzlich so etwas wie Hass in seiner Stimme? War hier ein Krieg im Gang? Und ich mal wieder mittendrin?
    Ich nickte. »Willst du hier einen Bandenkrieg anzetteln? Du bist in einem fremden Land nur Gast. Was willst du denn ausrichten, wenn ich in einer Stunde nicht zurück bin?«
    Phong suchte einen Sender im Autoradio. Auf SFB wurde er fündig. Ein Lied aus den späten 70ern. Boney M., »Ma' Baker«. Das Lied über eine gewalttätige Mutter mit ihren Söhnen, die sie zu Mördern und Dieben ausgebildet hatte, die raubend und mordend durch die USA der 30er gezogen waren.
    »Versuche es erst einmal friedlich. Wenn nicht, dann versuche nur eins. Rauszukommen«, presste Phong zwischen den Lippen hervor. »Das zweite Haus um die Ecke. Da musst du hin.«
    Es hatte keinen Sinn, mit ihm zu diskutieren. Er liebte es, in Rätseln zu sprechen. Wie die Mutter meiner Tochter. Sie setzte auch immer mehr voraus, als ein Europäer nachzuhalten vermochte, um die Orakel zu verstehen. Geheimnisvolle, vieldeutige Aussagen, die anstatt einer vernünftigen Antwort auf eine Frage als sprachlich schön verkleidetes Märchen zurückkamen. Oder als Drohung. Und wehe, man konnte beide nicht auseinanderhalten.
    »Du kannst trotzdem nicht unbewaffnet da hinein.«
    Phong wickelte ein Tuch auseinander. »Such dir eine aus.«
 
    Das Haus war durch einen Vorgarten zu erreichen. Verschneite Büsche. Ein

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