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Sailer und Schatz 01 - Das ist mein Blut

Sailer und Schatz 01 - Das ist mein Blut

Titel: Sailer und Schatz 01 - Das ist mein Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Arenz
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richtig zusammen, das war nicht seine Art.«
    »War?« wiederholte Eva scharf, und dann schlug sie das Zartgefühl oder das Mitleid, oder was immer sie bisher ­zurückgehalten hatte, in den Wind und holte zum entscheidenden Schlag aus. »War? Frau Weiß, wissen Sie etwa bereits, dass Dietmar Kronauer tot ist? Er wurde gestern Morgen ermordet aufgefunden.«
    Sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass das verstörte Antlitz noch blasser werden könnte, aber Eva hatte sich getäuscht. Klara Weiß’ Gesicht verlor alle Farbe, sie setzte zum Sprechen an, hielt inne, stand langsam auf, und dann gaben ihre Knie nach und sie sackte zwischen den Kirchenbänken auf den Steinboden.

 
    8
    Otto Glaubnitz war ein rundlicher Mittvierziger mit spärlichem Haargewirr, das farblich irgendwo auf dem Weg von Kastanienbraun zu Weiß stehengeblieben war. Seine Augen waren klein, braun und von runden Brillengläsern umrahmt, die ihm einen leicht eulenhaften Ausdruck verliehen.
    Als Rainer Sailer in dem kleinen Eckcafé eintraf, das der Journalist ihm als Treffpunkt genannt hatte, stand er auf und streckte ihm eine warme, rote Hand entgegen.
    »Herr Glaubnitz, danke, dass Sie sich Zeit genommen haben«, murmelte Rainer höflich und ließ sich an dem ­runden Tisch nieder. Diesmal war er gewappnet, und als der Kellner mit einem Block in der Hand auftauchte, bestellte er ohne Zögern einen Cappuccino. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Mann gegenüber zu. Glaubnitz schien in die Betrachtung seines halbleeren Bierglases versunken zu sein. Er musste schon eine Weile hier gesessen haben; der Bierschaum war längst in sich zusammengefallen.
    »Mir han so oft hier gsesse«, begann Glaubnitz auf einmal und verstummte gleich wieder. Er nahm einen Schluck aus dem Bierglas und verzog das Gesicht.
    »Sie? Sie und Kronauer?«, fragte Rainer behutsam nach. Er wollte den Mann erst einmal reden lassen, ehe er mit Fragen begann. Der nickte. »Das erste Mal, wo mir hier waren, wollte er unbedingt die Zeche prelle.«
    »Warum das?«, fragte Rainer verwundert und nahm sein Getränk entgegen.
    Glaubnitz zuckte mit den Schultern. »Einfach zum Spaß. Weil er’s noch nie gemacht het. Er redete die ganze Zeit davon, auch als der Kellner da war, und ich hab gedacht, er macht bloß Witze. Dann bin ich aufs Klo und er hat gesagt, er hat gezahlt. Und dann hat er mich zur Tür nauszoge und ist losgerannt und hat mich hinterhergeschleppt. Ich wär fast gestorben, so peinlich war mir das. Ich wollte mein Gesicht nie mehr hier sehe lasse.« Glaubnitz’ schwäbischer Zungenschlag war weniger ausgeprägt, jetzt, wo er länger sprach.
    Der Kellner hatte von der Theke aus zugehört, nun kam er näher. »Der Kronauer, ja«, meinte er mit einem schiefen Lächeln. »Genauso war’s, ich kann mich noch gut erinnern. Fünf, sechs Jahre wird das her sein. Seitdem ist er hier öfter gewesen.«
    »Sie haben ihn wieder bedient, obwohl er die Zeche geprellt hatte?«, wollte Rainer wissen.
    »Ja, der Kronauer – kommt gleich am nächsten Tag wieder, setzt sich an denselben Tisch und bestellt ein Frühstück. Ich war echt stinkig gewesen, aber irgendwie hatte er so was an sich. Ich hab ihn bloß angeschaut und gesagt, diesmal zahln Se aber gefälligst, und er hat gelacht.«
    Als der Kellner sie alleine ließ, fragte Rainer leise: »Sie wissen schon, was passiert ist, nicht wahr? Kronauer ist tot.«
    Der andere nickte; um seinen Mund zuckte es heftig. »Ich habe den Polizeibericht geschrieben. Da ist kein Name genannt gewesen. Aber die Kollegen aus Nürnberg hen mir Bescheid gegebe.« Er warf angesichts dieser Unregelmäßigkeit einen entschuldigenden Blick auf den Polizeibeamten, doch Rainer sagte nichts, und so fuhr er fort: »Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll …«
    »Wie lange kannten Sie Kronauer?«, wollte Rainer wissen.
    »Vielleicht zehn Jahre. Ich habe ihn mal interviewt, als er noch in seinem alten Job gearbeitet hat, da sind wir ins Gespräch« –
    »In seinem alten Job?«
    Glaubnitz schaute ihn aus diesen runden Vogelaugen verwundert an. »Wissen Sie das noch nicht? Er ist erst vor sechs, sieben Jahren zum Journalismus gekommen. Vorher hat er als Privatdetektiv gearbeitet. Erst in Köln, dann in Nürnberg.«
    Rainer musste das erst einmal verdauen und nahm ein paar Schlucke von seinem Cappuccino, der offenbar auch zu lange unbeachtet geblieben und nur noch lauwarm war. Er ließ sich von seinem Gesprächspartner, der gut informiert war, ein paar

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