Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
geknebelten Albino vor der Sitzbank auf dem Wagenboden.
Kurze Zeit zuvor, als die Hawker in den verlassenen Hangar gerollt war, hatte Rémy unverzüglich die Türhydraulik in Gang gesetzt. Der Pilot hatte nach halber Drehung kurz, aber heftig die Bremsen betätigt und das widerstrebende Flugzeug zum Stehen gebracht. Während die Polizei schon gefährlich nahe gekommen war, hatten Sophie und Langdon den gefesselten Mönch wie ein Paket die ausgefahrene Gangway hinunter und quer durch den Hangar bis hinter die Limousine gezerrt. Der Pilot hatte die Triebwerke noch einmal aufheulen lassen und den Rest der Drehung vollführt, als die Polizeifahrzeuge schon mit Vollbremsung in den Hangar schlitterten.
Sophie und Langdon hievten sich auf die Sitzbank der Limousine, die in schneller Fahrt durch Kent rollte. Der Mönch blieb am Boden liegen.
Teabing feixte und öffnete die Bar. »Ein Drink gefällig? Was zum Knabbern? Chips? Erdnüsse? Mineralwasser?«
Sophie und Langdon lehnten dankend ab. Immer noch grinsend, schloss Teabing die Bar. »Also, wie war das nun mit dem begrabenen Ritter?«
82. KAPITEL
F leet Street?«, fragte Langdon und blickte Teabing im Fond der Limousine verwundert an. An der Fleet Street soll eine Krypta sein? Bis jetzt hatte Leigh Teabing sich nicht aus der Nase ziehen lassen, wo dieser »begrabene Ritter« zu finden war, der dem Vierzeiler zufolge das Passwort zum Öffnen des kleinen Kryptex beisteuern konnte.
Teabing grinste. »Miss Neveu«, sagte er, »lassen Sie unsere Harvard-Koryphäe bitte noch einmal einen Blick auf den Vers werfen.«
Sophie wühlte in der Tasche und förderte das in Pergament gewickelte schwarze Kryptex zu Tage. Sie waren übereingekommen, das Rosenholzkästchen und das große Kryptex im Safe des Flugzeugs zu lassen und nur das wesentlich handlichere, unverzichtbare schwarze Kryptex und das Pergament mitzunehmen, das Sophie nun auseinander rollte und ihrem Begleiter reichte.
Obwohl Langdon das Gedicht schon an Bord der Maschine einige Mal durchgelesen hatte, war es ihm nicht gelungen, dem Vierzeiler auch nur die Andeutung einer konkreten Ortsangabe abzugewinnen. Als er nun die Zeilen noch einmal las, ging er sie langsam und sorgfältig Wort für Wort durch, in der Hoffnung, die Bedeutung der fünffüßigen Jamben würde sich ihm am Boden eher offenbaren als in den Lüften.
In London lies a knight a Pope interred.
His labor’s fruit a Holy wrath incurred.
You seek the orb that ought be on his tomb.
It speaks of Rosy flesh and seeded womb. 10
Die Sache schien einfach genug. Ein Ritter lag in London begraben, ein Ritter, dessen Werk den Zorn der Kirche auf sich gezogen hatte. Auf seinem Grab fehlte eine Kugel oder ein Ball, der eigentlich dort sein müsste. Die letzte Zeile des Gedichts – das rosige Fleisch und der samenschwere Leib – waren offenbar eine Bezugnahme auf Maria Magdalena, die den Samen Jesu in sich getragen hatte.
Ungeachtet der klaren Aussage dieses Vierzeilers hatte Langdon keine Ahnung, wer dieser Ritter war und wo er begraben lag. Mehr noch, wenn das Grab erst gefunden war, schien die Suche sich auf etwas zu beziehen, das nicht vorhanden war, etwas, das fehlte – die Kugel, die auf dem Grab sollt’ sein .
»Keine Vorschläge?«, fragte Teabing. »Miss Neveu?«
Sophie schüttelte den Kopf.
»Was würdet ihr zwei nur ohne mich machen?« Teabing grinste. »Also gut, ich werde es euch Stück für Stück auseinander setzen. Die erste Zeile ist der Schlüssel. Würde jemand sie bitte laut vorlesen?«
Langdon las. »›In London liegt ein Ritter, den ein Papst begraben.‹«
»Genau. Ein Ritter, den ein Papst unter die Erde gebracht hat.« Er sah Langdon an. »Sagt Ihnen das etwas?«
Langdon hob die Schultern. »Vielleicht hat ein Papst für ihn den Begräbnisgottesdienst gehalten?«
Teabing lachte laut auf. »Oh, Robert, das ist köstlich! Stets der Optimist. Schauen Sie sich doch die zweite Zeile an. Dieser Ritter hat offenbar etwas getan, womit er den heiligen Zorn der Kirche auf sich geladen hat. Denken Sie doch einmal nach. Denken Sie an die Auseinandersetzungen zwischen der Kirche und den Tempelrittern!«
»Vielleicht ein Ritter, den der Papst auf dem Gewissen hat?«, meinte Sophie.
Teabing tätschelte ihr lächelnd das Knie. »Ausgezeichnet, meine Liebe. Wir suchen einen Ritter, den ein Papst unter die Erde gebracht oder umgebracht hat.«
Langdon dachte an den berüchtigten Freitag, den 13. Oktober des Jahres 1307, als Papst
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