Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
leuchtete ihm mit einer Stiftlampe in die Augen. »Beruf?«
Diese Information kam noch langsamer an die Oberfläche. »Wissenschaftler. Professor für Kunstgeschichte … und Symbologie. Harvard University.«
Dr. Brooks senkte die Lampe und sah ihn verblüfft an. Der Arzt mit den buschigen Augenbrauen wirkte gleichermaßen überrascht.
»Sie … Sie sind Amerikaner?«
Langdon blickte verlegen drein.
»Es ist so …« Sie zögerte. »Sie hatten keine Papiere bei sich, als Sie heute Nacht hergekommen sind. Sie trugen Harris-Tweed und Somerset-Slipper, deswegen dachten wir, Sie wären Brite.«
»Ich bin Amerikaner«, versicherte Langdon ihr. Er war zu erschöpft, um seine Vorliebe für gut sitzende Maßkleidung zu erklären.
»Schmerzen?«
»Mein Kopf«, antwortete Langdon. Das Pochen war von dem grellen Licht der Stiftlampe noch schlimmer geworden. Er war heilfroh, als sie die Lampe einsteckte und ihm den Puls fühlte.
»Sie sind schreiend aufgewacht«, sagte die Ärztin. »Erinnern Sie sich an den Grund?«
Langdon dachte an die merkwürdige Vision von der verschleierten Frau in dem Meer aus sich windenden Leibern. Suche, und du wirst finden. »Ich hatte einen Albtraum.«
»Worum ging es?«
Langdon erzählte ihr alles.
Dr. Brooks' Gesichtsausdruck blieb neutral, während sie sich auf einem Klemmbrett Notizen machte. »Irgendeine Idee, was die Ursache sein könnte für einen derartigen Angsttraum?«
Langdon dachte nach, dann schüttelte er den Kopf, der protestierend hämmerte.
»Okay, Mr. Langdon«, sagte die Ärztin, ohne mit dem Schreiben innezuhalten. »Noch ein paar Routinefragen. Welcher Wochentag ist heute?«
Langdon überlegte einen Moment. »Samstag. Ich erinnere mich, dass ich am Nachmittag über den Campus gelaufen bin … auf dem Weg zu einer Vorlesungsreihe, und dann … das ist mehr oder weniger das Letzte, woran ich mich erinnere. Bin ich gestürzt?«
»Dazu kommen wir gleich. Wissen Sie, wo Sie sind?«
Langdon konnte nur spekulieren. »Im Massachusetts General Hospital?«
Dr. Brooks schrieb eine weitere Notiz nieder. »Gibt es jemanden, den wir anrufen und informieren sollten? Ihre Frau? Kinder?«
»Niemanden«, antwortete Langdon prompt. Er hatte die Einsamkeit und Unabhängigkeit stets geschätzt, die ihm sein Leben als Junggeselle verschaffte, doch leider ging damit auch einher, dass er in seiner gegenwärtigen Situation auf ein vertrautes Gesicht an seiner Seite verzichten musste. »Es gibt ein paar Kollegen, die ich anrufen könnte, aber das muss nicht unbedingt sein.«
Dr. Brooks war offenbar zufrieden mit Langdons Puls, und der andere Arzt trat hinzu. Er strich sich über die buschigen Augenbrauen, dann zog er einen kleinen Rekorder aus der Tasche und zeigte ihn Dr. Brooks. Sie nickte und wandte sich ihrem Patienten zu.
»Mr. Langdon, als Sie heute Nacht hier ankamen, murmelten Sie immer wieder die gleichen Worte.« Sie sah Dr. Marconi an, der den digitalen Rekorder einschaltete und eine Aufzeichnung abspielte.
Dann hörte Langdon seine eigene Stimme, die wieder und wieder die gleiche Phrase murmelte. » Ve … sorry. Ve … sorry .«
»Das klingt für mich«, sagte die Frau, »als hätten Sie immer wieder ›Very sorry‹ gesagt, ›Es tut mir sehr leid‹. Könnte das sein?«
Langdon pflichtete ihr bei, auch wenn er sich nicht erinnern konnte.
Dr. Brooks musterte ihn mit beunruhigender Intensität. »Haben Sie eine Idee, warum Sie das gesagt haben? Bereuen Sie irgendetwas?«
Während Langdon die dunklen Nischen seiner Erinnerung durchforstete, tauchte wieder die verschleierte Frau vor seinem geistigen Auge auf. Sie stand am Ufer des blutroten Flusses, umgeben von Körpern. Der Gestank nach Tod kehrte zurück.
Langdon wurde übermannt von einem unmittelbaren, instinktiven Gefühl von Gefahr … nicht nur für sich selbst … sondern für jeden Menschen auf der Welt. Das Pingen seines Herzfrequenzmonitors beschleunigte sich rapide. Seine Muskeln verkrampften, und er versuchte, sich aufzusetzen.
Schnell legte Dr. Brooks ihm die Hand auf die Brust und drückte ihn zurück. Sie warf einen Blick auf den bärtigen Arzt, der zu einer Theke ging und sich dort zu schaffen machte.
Dr. Brooks beugte sich über Langdon und redete leise auf ihn ein. »Mr. Langdon, Nervosität und Angstzustände sind ganz normal bei Hirnverletzungen, aber Sie müssen Ihren Puls niedrig halten. Keine Bewegung, keine Aufregung. Liegen Sie ruhig und ruhen Sie sich aus. Sie werden wieder
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