Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
gebracht haben, ist der Gral für uns verloren.«
Der Gral war Rémy im Grunde herzlich egal, aber der Lehrer würde keinen roten Heller herausrücken, solange er den Gral nicht gefunden hatte. Und Langdon war zuzutrauen, dass er hier in der Temple Church den Schlussstein zerschmetterte – und damit Rémys Zukunftspläne. Eine unerträgliche Vorstellung.
Rémy entschloss sich zum Eingreifen. Die Waffe in seiner Hand war nur ein kleinkalibriger Medusa-Revolver, aber auf kurze Entfernung war er nicht weniger tödlich als eine größere Waffe.
Er trat aus der Deckung, stürmte in die Rotunde und richtete die Waffe auf Teabings Kopf. »Auf dieses Vergnügen habe ich schon lange gewartet, Sir Leigh!«
Leigh Teabing blieb beinahe das Herz stehen, als Rémy die Waffe auf ihn richtete. Was tut der Kerl? Teabing erkannte den kleinen Medusa-Revolver, den er zum eigenen Schutz im Handschuhfach seiner Limousine aufbewahrte.
Rémy trat hinter Teabing und stieß ihm den Lauf der Waffe in Höhe des Herzens von hinten ins Kreuz.
Teabings Muskeln verkrampften sich vor Entsetzen. »Rémy, was soll …«
»Ich will’s ganz einfach machen«, zischte Rémy und starrte Langdon über Teabings Schulter hinweg an. »Stellen Sie das Kryptex auf den Boden, oder ich drücke ab.«
Langdon war wie gelähmt. »Das Kryptex ist für Sie doch wertlos«, stieß er hervor. »Sie werden es niemals aufbekommen.«
»Ihr eingebildeten Idioten!«, höhnte Rémy. »Habt ihr nicht gemerkt, dass ich eure Unterhaltung über den verdammten Vierzeiler mitbekommen habe? Es gibt andere, die mehr wissen als ihr – und denen habe ich alles berichtet, was ich gehört habe. Ihr sucht ja nicht mal am richtigen Ort, ihr Trottel. Das Grab, das ihr sucht, ist ganz woanders!«
Teabing war der Panik nahe. Was sagt er da?
»Wozu wollen Sie den Gral überhaupt haben?«, herrschte Langdon Rémy an. »Wollen Sie ihn vernichten? Noch vor dem Ende der Zeit?«
»Silas, nimm Mr Langdon das Kryptex aus der Hand!«, rief Rémy dem Mönch zu.
Langdon wich vor dem Mönch zurück, der mit entschlossenen Schritten näher kam, und hielt das Kryptex in der ausgestreckten Hand. »Ich werfe es eher auf den Boden, als dass ich es in die falschen Hände geraten lasse!«
Eine Woge der Panik schwemmte über Teabing hinweg. Er sah sein Lebenswerk zerstört, seinen Lebenstraum gescheitert. »Robert, nicht!«, rief er. »Tun Sie ’s nicht! Rémy wird mich niemals erschießen. Wir kennen uns seit zehn …«
Rémy feuerte einen Schuss in die Decke. Der Knall hallte wie ein Donnerschlag in dem steinernen Rundbau wider.
Langdon streckte zaudernd die Hand mit dem Kryptex vor. Silas war mit zwei schnellen Schritten bei ihm und nahm es ihm ab. In seinen roten Augen spiegelte sich Genugtuung. Die Waffe immer noch auf Langdon und Sophie gerichtet, ließ er das Kryptex in die Tasche seiner Kutte gleiten und trat zurück.
»Sie können Sir Leigh jetzt gehen lassen«, forderte Langdon Rémy auf.
»Mr Teabing kommt mit uns. Silas und ich werden ein bisschen mit ihm spazieren fahren«, sagte Rémy, der die Waffe keinen Zentimeter sinken ließ. »Wenn Sie die Polizei rufen oder uns irgendwie in die Quere kommen, ist Teabing ein toter Mann. Ist das klar?«
»Nehmen Sie mich mit«, sagte Langdon. »Lassen Sie Sir Leigh gehen.«
Rémy lachte auf. »Ich glaube nicht, dass ich mich von dem Alten trennen werde. Mit Mr Teabing verbindet mich eine schöne gemeinsame Zeit. Außerdem könnte er sich noch als nützlich erweisen.«
Rémy zerrte Teabing, dessen Krücken klappernd hinter ihm herschleiften, zum Ausgang. Die Waffe immer noch auf Sophie und Langdon gerichtet, deckte Silas den Rückzug.
»Für wen arbeiten Sie, Rémy?«, fragte Sophie mit fester Stimme.
Rémy verzog grinsend das Gesicht. »Sie würden staunen, Mademoiselle Neveu!«
87. KAPITEL
L eutnant Collet ging im Salon des Château Villette vor dem inzwischen erloschenen Kamin auf und ab und studierte die Telefaxe von Interpol.
Sie entsprachen in keiner Weise dem, was er erwartet hatte.
Nach Aktenlage war André Vernet ein vorbildlicher Bürger, der nicht das Geringste auf dem Kerbholz hatte; nicht einmal einen Strafzettel wegen Falschparkens hatte er sich bislang eingehandelt. Er hatte eine Privatschule besucht und sein Studium der Wirtschaftswissenschaft an der Sorbonne mit summa cum laude abgeschlossen. Interpol zufolge erschien sein Name gelegentlich in der Presse, jedoch stets in positivem Zusammenhang. Offenbar hatte
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