Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
hier ist eine Grabstätte!«, beharrte Teabing.
»So steht es nur in alten Büchern«, gab der Junge störrisch zurück. »Das hat man früher mal geglaubt, aber bei der Renovierung im Jahr 1950 hat es sich als Irrtum herausgestellt.« Er sah wieder Langdon an. »Eigentlich müsste Mr Wren das wissen, zumal seine Familie es damals entdeckt hat.«
Lastende Stille breitete sich aus.
Draußen im Anbau schlug die Tür.
»Das wird Father Knowles sein«, sagte Teabing. »Du solltest nachsehen, mein Junge.«
Der Messdiener blickte ihn schief an, drehte sich um, schlenderte zurück in den Anbau und ließ Langdon, Sophie und Teabing allein.
»Sir Leigh«, flüsterte Langdon, »die Gräber sollen leer sein? Kenotaphe? Was redet der Junge da?«
Teabing sah ihn beunruhigt an. »Ich kann mir nicht vorstellen … ich dachte immer, das müsse der richtige Ort sein. Der Junge weiß bestimmt nicht, was er da redet. Es ergibt keinen Sinn.«
»Kann ich noch mal den Vierzeiler sehen?«, sagte Langdon.
Sophie reichte Langdon das Kryptex mit dem darumgewickelten Pergament.
Langdon studierte die Zeilen, während er in der anderen Hand das Kryptex hielt. »In dem Gedicht ist eindeutig von einem ›Grab‹ die Rede, nicht von einem Kenotaph für jemand, der anderswo bestattet liegt.«
»Könnte der Fehler vielleicht am Gedicht liegen?«, meinte Teabing. »Könnte Jacques Saunière der gleiche Fehler unterlaufen sein wie mir soeben?«
Nach kurzem Nachdenken schüttelte Langdon den Kopf. »Sie haben es doch selbst gesagt, Sir Leigh: Diese Kirche wurde von den Tempelrittern erbaut, dem militärischen Arm der Prieuré . Der Großmeister der Prieuré müsste doch wissen, ob hier Ritter bestattet sind oder nicht.«
»Aber ein besserer Ort als dieser ist gar nicht denkbar!«, stieß Teabing ratlos hervor und wandte sich wieder den steinernen Rittern zu. »Wir haben bestimmt etwas übersehen.«
Als der Messdiener den Anbau betrat, war niemand zu sehen. »Father Knowles?«, rief er. Du hast doch die Tür gehört … Er ging noch ein Stück, bis er das Portal im Blickfeld hatte.
Ein hagerer Mann im Smoking stand am Eingang und kratzte sich unschlüssig am Kopf. Der Messdiener schnaubte verärgert. Er hatte vergessen, die Tür abzuschließen. Jetzt war wieder so ein Irrer von der Straße hereingekommen. »Tut mir Leid«, rief der Junge, während er an einem gewaltigen Pfeiler vorbeiging, »wir haben noch geschlossen.«
Schweres Tuch rauschte hinter ihm auf. Bevor der Junge sich umdrehen konnte, wurde sein Kopf in den Nacken gerissen. Eine kräftige Hand legte sich auf seinen Mund und erstickte seinen Aufschrei. Die Hand war schneeweiß, und der Atem des Fremden roch nach Schnaps.
Der hagere Mann im Smoking zog seelenruhig einen kleinen Revolver und richtete ihn auf die Stirn des Jungen. Der Messdiener spürte, wie es in seiner Leistengegend warm und nass wurde. Er hatte sich in die Hose gemacht.
»Hör mir genau zu«, zischte der Mann im Smoking. »Du verschwindest jetzt ganz leise aus der Kirche, und dann rennst du, so schnell und so weit du kannst. Und bleib nicht stehen, kapiert?«
Der Messdiener nickte, so gut es ihm mit der Hand über dem Mund möglich war.
»Solltest du die Polizei rufen …«, der Mann im Smoking drückte dem Jungen die Mündung der Pistole so fest gegen die Stirn, dass es wehtat, »… werde ich dich finden.«
Der Junge flitzte über den Vorplatz der Kirche auf die Straße hinaus, so schnell er konnte, und blieb erst stehen, als ihm die Puste ausging.
86. KAPITEL
S ilas hatte sich wie ein Gespenst hinter sein Opfer geschlichen. Sophie Neveu spürte ihn zu spät. Bevor sie sich umdrehen konnte, bohrte Silas ihr die Pistolenmündung in den Rücken, umschlang sie von hinten mit seinem muskulösen linken Arm und presste sie an seinen riesigen Körper. Entsetzt schrie Sophie auf. Teabing und Langdon fuhren herum. Sie erstarrten, und auf ihren Gesichtern spiegelte sich Angst.
»Was … haben Sie mit Rémy gemacht …?«, keuchte Teabing.
»Im Moment sollte Ihre einzige Sorge sein, dass ich mit dem Schlussstein von hier verschwinde«, sagte Silas gelassen. Die »Bergungsaktion«, wie Rémy sich ausgedrückt hatte, sollte glatt und reibungslos verlaufen. Gehen Sie in die Kirche, schnappen Sie sich den Schlussstein, und dann nichts wie weg. Kein Kampf, keine Schießerei.
Silas hielt Sophie fest an sich gepresst. Seine Hand glitt in ihre Tasche und wühlte darin. Trotz seines alkoholgeschwängerten Atems konnte
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