Sakuro, der Daemon
ich das verstehen?«
»Du bist in Sakuros Grabmal eingedrungen. Keinem Fremden ist das je ungestraft gelungen. Du wirst bald zu uns gehören und genau wie ich Sakuros Diener werden.«
»Ich denke nicht daran«, knurrte Bill.
Kenneth Brandon lächelte wissend. »Das habe ich auch gesagt. Ich wollte vor Sakuro fliehen, aber er hat mich und meinen Vater sogar in London aufgespürt. Meinen Vater hat er grausam bestraft. Und als das geschehen war, wußte ich, daß ich Sakuro nicht mehr entkommen konnte. Genau wie Wendell Carson, einer meiner besten Freunde.«
»Carson ist tot«, sagte Bill.
»Ich weiß. Und der Mann, der ihn getötet hat, wird eine besonders schreckliche Strafe, bekommen.«
Bill war klar, daß mit diesem Mann nur John Sinclair gemeint sein konnte.
»Aber was ist mit Ihrer Verlobten?« wechselte der Reporter das Thema.
»Sie ist nicht mehr mit mir verlobt. Sie ist ein Mensch. Und Menschen sind die größten Feinde der Dämonen. Sakuro wird sie in unser Reich holen. Genau wie dich. Es geschieht nach einem alten Zeremoniell. Dir wird der Kopf abgeschlagen. Du bist tot und doch nicht tot. Unter den magischen Kräften des Dämons wirst du in alle Ewigkeiten weiterleben im Reich der Dämonen und Geister. Du kannst so oft du willst auf diese Welt zurückkehren, aber nie als normaler Mensch. Du wirst die Menschen hassen lernen. Du wirst sie vernichten, wo immer du sie triffst.«
47
Bei den letzten Worten hatte sich Brandons Gesicht verändert. Die Augen waren plötzlich verschwunden, statt dessen konnte Bill nur noch leere Höhlen erkennen, die sich jedoch langsam mit Blut füllten.
»Die Stunde der Vergeltung kommt«, murmelte Kenneth Brandon und zog unter seinem Umhang ein Krummschwert hervor.
Mit seltsamen Bewegungen ließ er das Schwert über Bill Conolly kreisen. Dabei murmelte er unablässig Worte in einer Bill fremden Sprache.
Der Reporter merkte, wie die Steifheit in seinen Gliedern plötzlich nachließ, Er versuchte, einen Arm zu heben.
Es klappte.
Auch in die Beine strömte wieder Gefühl. Bill kam es vor, als würden seine Adern wieder neu mit Blut gefüllt.
Kenneth Brandon trat zurück.
»Steh auf!« befahl er.
Bill bewegte seinen Oberkörper. Es ging, wenn auch etwas schwerfällig, aber immerhin.
»Geh zum Opferstein«, sagte Kenneth Brandon und deutete mit dem Arm auf einen Felsklotz genau in der Mitte der Halle.
Bill setzte sich in Bewegung. Etwa einen Yard entfernt ging er an Kenneth Brandon vorüber.
Und plötzlich explodierte Bill Conolly. Er warf sich aus der Bewegung herum, um Kenneth Brandon die Faust ins Gesicht zu schmettern.
Der gnadenlose Schlag traf Bill an der rechten Schläfe.
Der Reporter blieb mitten in der Bewegung stehen und wurde zurückgeschleudert. Mit dem Rücken zuerst knallte er auf den harten Boden.
»Du kannst gegen uns nicht bestehen«, sagte Kenneth Brandon nur. »Und nun geh.«
Ächzend stand Bill Conolly auf. Seine rechte Gesichtshälfte brannte wie Feuer.
»Knie dich vor dem Stein auf den Boden!« befahl Kenneth Brandon.
Siedend heiß fielen Kenneth Brandons Worte dem Reporter wieder ein.
»Dir wird der Kopf abgeschlagen.«
Bill blickte auf den Stein, der dunkel von geronnenem Blut war.
Fast automatisch ließ er sich auf die Knie fallen. Er hörte Schritte und hob den Kopf.
Kenneth Brandon kam auf ihn zu. Aus seinen Augen tropfte das Blut und hinterließ dicke rote Spuren in seinem Gesicht.
Bill Conolly spürte auf einmal eine innerliche Leere. So, als wäre ihm alles egal.
Er konnte nicht wissen, daß dieses Gefühl von Kenneth Brandons magischen Kräften herrührte.
Wie von selbst legte Bill Conolly seinen Kopf auf den Opferstein.
Kenneth Brandon hob das Schwert.
Bill Conolly schloß mit seinem Leben ab.
*
Sheila Hopkins verlor fast den Verstand.
»Kenneth!« Der gellende Frauenschrei zerriß die Stille in der Tempelhalle.
Und dieser Schrei war es, der Kenneth Brandon zögern ließ.
Bill Conolly erfaßte diese winzige Chance. Er rollte sich einfach zur Seite.
Im selben Augenblick schlug Kenneth Brandon zu.
Die tödliche Klinge des Krummschwertes pfiff durch die Luft, verfehlte Bill Conollys Kopf nur um Millimeter, knallte auf den Stein und brach singend auseinander.
Fassungslos starrte Kenneth Brandon auf die Klinge.
48
»Kenneth!« Sheila Hopkins hielt es nicht mehr länger aus. Sie rannte auf ihren Verlobten zu.
»Bleib, wo du bist, Sheila!« brüllte Bill.
Das Mädchen hörte nicht, wollte sich ihrem Verlobten in die
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