Sakuro, der Daemon
Arme werfen.
Sheila vergaß, daß Kenneth Brandon ein Dämon war.
Er packte das Mädchen und schleuderte es wutentbrannt von sich. Dann wandte er sich Bill Conolly zu.
In diesem Moment griff Sakuro ein.
Er, der bisher im Hintergrund der
Tempelhalle gestanden hatte, hob beide
Arme.
Sofort blieb Kenneth Brandon stehen. Sheila, die wimmernd am Boden lag, kämpfte sich auf die Beine und taumelte auf Bill Conolly zu, der sie schützend in
seine Arme schloß.
»Kenneth - was ist nur los mit ihm?« flüsterte Sheila tränenerstickt »Das Blut in seinen Augen. Es ist schrecklich. Ich glaube, er will mich töten.«
Bill gab keine Antwort. Er wußte, daß Sheila recht hatte.
Sakuro ergriff das Wort. Er baute sich vor Sheila Hopkins und Bill Conolly auf und sprach mit einer Stimme, die den beiden Menschen Angstschauer über den Rücken laufen ließ.
»Ihr könnt dem irdischen Tod nicht mehr entrinnen. Es gibt keinen Ausweg mehr.
Sakuro braucht Diener. Ihr werdet in den Kreis der Dämonen einkehren und dort für alle Zeiten weiterleben. Auseinander!«
»Nein!« Bill Conollys Stimme klang fest. »Sie müssen uns schon einzeln holen!«
Sekunden später dröhnte Sakuros Lachen durch die Halle.
»Ihr jämmerlichen Gestalten!« rief er. »Was wollt ihr schon gegen mich unternehmen?
Paßt auf. Ich werde euch meine Macht demonstrieren!«
Sheila und Bill sahen mit Schrecken, wie sich Sakuros Gesicht verwandelte.
Die Haut über den Wangenknochen spannte sich, die Augen verschwanden, wurden zu leeren Totenhöhlen, die sich langsam mit Blut füllten.
Währenddessen löste sich Sakuros Gestalt vom Boden, wurde riesig und schwebte in der großen Tempelhalle.
Gleichzeitig spürten Sheila und Bill die eisige Kälte, die sie plötzlich umfangen hielt, die Muskeln lähmte und sie hart wie Stein werden ließ.
»Euer Ende ist gekommen verkündete Sakuro mit Stontorstimme. »Bald seid ihr in meinem Reich'
Namemoses Grauen hatte Sheila und Bill gepackt. Sie sahen genau in die Totenfratze des Dämons und wußten, daß sie verloren waren.
Sie standen bereits auf der Schwelle
zum Dämonenreich . .
*
»Sakuro!«
Die Stimme peitschte durch die Halle und brach sich hundertfach als Echo an den Wänden.
Der Dämon wandte sich um.
John Sinclair stand in der Halle.
In der linken Hand hielt er ein Schwert, in der rechten sein Amulett.
49
Das Amulett brannte wie Feuer auf Johns Handteller. Magische Kräfte wurden frei und erreichten den Dämon.
Sakuro wankte zurück. Innerhalb von Sekunden verwandelte er sich wieder in einen normalen Menschen.
»Dein Ende ist gekommen«, sagte John und ging auf den Dämon zu.
Doch er hatte nicht mit Kenneth Brandon gerechnet, der ihm den Weg abschnitt.
John Sinclair sah die Bewegung und fuhr herum.
Brandon befand sich mitten im Sprung, als ihn die übernatürlichen Kräfte des Amuletts erreichten.
Sein Aufschrei war schrecklich.
Es schien, als würde Kenneth Brandon gegen eine unsichtbare Wand springen.
Er wurde zurückgeschleudert und krachte auf den Opferstein. Abwehrend hielt der Dämon beide Arme vorgestreckt, um dem Einfluß des Amuletts zu entgehen.
Er schaffte es nicht.
Die andere Kraft war stärker.
Der Dämon begann zu winseln, wand sich wie ein Wurm auf dem Boden.
John nahm das Schwert und stieß es mit aller Macht in die Brust des Unheimlichen.
Kein Tropfen Blut quoll hervor.
Kenneth Brandon krallte seine Hände um die Schneide. Sein Gesicht war grauenhaft entstellt, der Mund zu einem lautlosen Schrei geöffnet.
Und dann schossen plötzlich kleine
blaue Flammen aus dem Körper des Dämons. Sie wuchsen rasch.
John wußte, daß es nun mit Kenneth Brandon endgültig zu Ende war.
Kenneth Brandon brannte im Höllenfeuer.
Schließlich war nur noch sein Kopf vorhanden.
Es war ein gräßliches Bild.
Und plötzlich verwandelte sich der Kopf des Dämons. Für Sekunden schälte sich Kenneth Brandons Gesicht aus dem Höllenfeuer. Ein Gesicht, das allen Schmerz zeigte, den Kenneth Brandon erlitten hatte.
Ein klagender Laut drang noch aus dem Mund des Sterbenden, dann war es vorbei.
Vom Grauen geschüttelt, wandte sich John Sinclair ab.
»Mein Gott, John«, hörte er eine bekannte Stimme.
Der Inspektor zuckte die Schultern. »Es ist vorbei, Bill. Der Fluch ist gebrochen.«
Bill Conolly und auch Sheila Hopkins, die beide aus ihrer Erstarrung erlöst worden waren, kamen auf John zu.
Sheila sah den Inspektor fragend an.
»Ist er - ist. . .?«
»Ja, ihr Verlobter ist tot.«
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