Sakuro, der Daemon
ab.
»Was, was hat das alles zu bedeuten?« stammelte Sheila.
Sakuro verzog die strichdünnen Lippen. »Ich will es dir erklären, wie ich es auch schon Dr. Brandon gesagt habe. Als man mich vor tausenden von Jahren köpfte, wußte niemand, daß man Sakuro nicht töten kann. Man mauerte mich hier in dieses Verlies ein. Mein Körper vermoderte im Laufe der Zeit, doch mein Geist entschwand, wurde aufgenommen in die Welt der Dämonen, in den Raum zwischen Diesseits und Jenseits.
Doch König Xotorez hatte mich damals verflucht, und so konnte ich nur im Reich der Dämonen leben, konnte nicht zurück in die normale Welt. Bis Dr. Brandon kam. Er drang in die Grabkammer ein, machte damit den Fluch wirkungslos und gab mir die Freiheit.«
»Aber dann war Dr. Brandon ja Ihr Retter?«
»Ja, er war es.«
»Und warum haben Sie ihn umgebracht?«
»Er wollte nicht mein Diener sein. Genau wie sein Sohn. Ich habe Dr. Brandon in einen Scheintod versetzt und ihn erst wieder davon erlöst, als er mit seinem Sarg in die Verbrennungskammer rollte.
Sheila Hopkins stockte der Atem über soviel Grausamkeit.
»Was willst du noch wissen?« fragte Sakuro.
»Und Kenneth. Was ist mit Kennet gesehehen?« flüsterte Sheila.
»Noch nichts. Ich habe ihn nur in meine Gewalt gebracht. Genau wie Wendell Carson.
Die beiden und Dr. Branden waren die Grabschänder, während die anderen nicht mit in das Innere der Pyramide gegangen sind. Kenneth Brandon ist mein Diener. Genau wie du meine Dienerin sein wirst.«
»Nein!« schrie Sheila. »Niemals!«
Sakuro stieß ein teuflisches Lachen aus. »Du kannst dich nicht wehren. Du bist in meiner Gewalt. Hier unten herrsche ich.«
»Ich bin nicht allein. Ich habe Freunde, die nach mir suchen werden. Sie werden mich finden, und dann . . .« Sheilas Stimme überschlug sich.
»Deine Freunde sind auch in meiner Gewalt. Sie werden nie mehr als normale Menschen diese Grabstätte verlassen. Sie werden nur noch mir gehorchen.«
»Das glaube ich Ihnen nicht. Das . . .«
»Ich werde es dir beweisen. Und dann kannst du dich sogar freiwillig entscheiden, ob du meine Dienerin werden willst.«
Sheilas Augen irrten hin und her. Ihr Blick blieb auf dem Skelett haften.
Sakuro bemerkte es wohl und sagte:
»Mein Urkörper wird jetzt für mich eine andere Aufgabe übernehmen. Er wird einen deiner Begleiter töten.«
»Nein«, hauchte Sheila, »nicht, bitte, nicht. Ich tu alles, was Sie wollen.«
»Wirst du auch meine Dienerin werden?«
»Ich...«
»Ja oder nein.«
»Ja.«
Sakuro lachte zynisch. »Du lügst. Ich spüre es, wenn Menschen lügen. Aber damit rettest du deinen Freund erst recht nicht. Sein Schicksal ist schon bestimmt. Ich werde dich jetzt mitnehmen und dir etwas zeigen, was deinen Entschluß, mir nicht zu dienen, bestimmt ändern wird. Steh auf!«
44
Sheila gehorchte.
Sakuro trat neben sie und hob die Hand.
Ein Stein im Mauerwerk der Wand begann sich plötzlich zu drehen, gab einen Ausgang frei.
»Geh vor«, sagte Sakuro.
Sheila folgte seinem Befehl.
Der Dämon führte, Sheila durch unzählige Gänge, bis sie in eine große Halle kamen.
In der Halle war es hell. Fackeln, die in eisernen Halteringen an den Wänden steckten, brannten flackernd.
Sheila Hopkins blickte sich um. Und dann sah sie etwas, was sie nie mehr in ihrem Leben vergessen
würde.. .
*
Die Stille war erdrückend.
John Sinclair hörte seinen eigenen Herzschlag überlaut pochen. Der Inspektor hatte plötzlich das Gefühl, lebendig begraben zu sein.
John löschte die Lampe, konzentrierte sich auf jedes Geräusch. Würde Sakuro kommen, um ihn zu holen?
Und was war mit Bill Conolly geschehen?
Ein schwaches Leuchen erregte Johns Aufmerksamkeit. Es kam von vorn aus dem Gang.
John wartete ab.
Das Leuchten wurde stärker, eine Gestalt schälte sich aus der Dunkelheit.
Ein Skelett!
John glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Er dachte an eine Einbindung, an eine Halluzination.
John Sinclair schloß die Augen, öffnete sie wieder.
John schaltete die Lampe an.
Der Strahl schnitt durch die Dunkelheit und traf die bleichen Knochen des Skeletts.
Noch wenige Yards, dann hatte die unheimliche Figur John erreicht.
Der Inspektor sah, daß das Skelett etwas in der Hand hielt.
Ein silbrig glänzendes Schwert.
John wich zurück.
Der Fall des Hexers kam John wieder in den Sinn. Damals hatte er auch gegen Tote kämpfen müssen. 1
Das Skelett hob den knochigen Arm mit dem Schwert. Es war klar, daß es John den Schädel spalten
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