Salambo
Reich der Barkiden war von ewiger Dauer! Zwanzig mal erhob er sich in der Nacht, um alles bis auf die geringsten Einzelheiten persönlich zu überwachen. Was seine Truppen betraf, so waren sie durch die lange Schreckenszeit arg erbittert.
Naravas zweifelte an der Treue seiner Numidier. Zudem konnten die Barbaren siegen. Eine seltsame Schwäche hatte ihn ergriffen. Alle Augenblicke trank er einen groÃen Becher Wasser.
Da öffnete ein ihm Unbekannter sein Zelt und legte auf den Boden eine Krone aus Steinsalz mit symbolischem Zierrat aus SchwefelkriÂstallen und Perlmuttervierecken. Man sandte bisweilen dem Bräutigam solch eine Hochzeitskrone. Das war ein Liebespfand, eine Art Aufforderung.
Dennoch empfand Hamilkars Tochter keine Zärtlichkeit für Naravas. Die Erinnerung an Matho beunruhigte sie in unerträglicher Weise. Sie glaubte, dass der Tod dieses Mannes einen Bann von ihrer Seele nehmen müsse, wie man den Biss einer Giftschlange heilt, indem man sie auf der Wunde zerquetscht.
Der Numidierfürst schmachtete nach ihr. Ungeduldig harrte er seiner Hochzeit, und da diese dem Sieg folgen sollte, so sandte Salambo ihm dieses Geschenk, um seinen Mut anzufeuern. Da verschwand seine Bangigkeit, und er dachte nur noch an das Glück, ein so schönes Weib besitzen zu können.
Der gleiche Traum lockte auch Matho. Aber er bezwang seine Liebe und widmete sich völlig seinen Waffengefährten. Er liebte sie wie Teile seines eigenen Ichs. Sein Hass beseligte ihn. Er fühlte seine Seele geläutert und seine Arme gekräftigt. Alles, was er zu tun hatte, stand ihm klar vor Augen. Wenn ihm zuweilen ein Seufzer entschlüpfte, so galt er dem Angedenken des Spendius.
Er ordnete seine Barbaren zu sechs gleich starken Abteilungen. In die Mitte nahm er die Etrusker, die alle durch eine eherne Kette aneinander gefesselt waren. Hinter ihnen standen die Schützen. Auf die beiden Flügel stellte er die Naffurs, die kurz geschorene, mit StrauÃenfedern geschmückte Kamele ritten.
Der Sufet brachte seine Karthager in eine ähnliche Schlachtordnung. Rechts und links von der Phalanx des gepanzerten FuÃvolks stellte er die Leichtbewaffneten und die Klinabaren auf, an den Flügeln die Numidier. Als es tagte, standen sich beide Heere in dieser Aufstellung gegenüber und musterten einander von weitem mit groÃen wilden Augen. Zuerst zauderte man, dann aber setzten sie sich in Bewegung.
Die Barbaren rückten langsam vor, um nicht auÃer Atem zu kommen. Der Boden dröhnte unter dem Takt ihres Marsches. Die Mitte des punischen Heeres war in einem konvexen Bogen ein wenig vorgeschoben. Es erfolgte ein furchtbarer Zusammenprall, gleich dem Krachen zweier gegeneinander stoÃenden Flotten. Die vorderste Linie der Barbaren öffnete sich rasch. Die dahinter gedeckt stehenden Schützen schleuderten jetzt ihre Kugeln, Pfeile und WurfspieÃe. Nun flachte sich der Bogen der karthagischen Mitte allmählich ab. Sie wurde gerade, ja sie bog sich nach innen. Jetzt schwenkten die beiden Gruppen der Leichtbewaffneten schräg vorwärts wie die beiden Schenkel eines sich schlieÃenden Zirkels. Die Barbaren, im wilden Handgemenge mit der Phalanx, waren nahe daran, in diesen Winkel hinein zu geraten. Das wäre ihr Verderben gewesen. Matho zog sie zurück, und während die punischen Leichtbewaffneten in ihrer begonnenen Bewegung verharrten, dirigierte er seine Reserven gegen sie. Dadurch verlängerte sich sein Zentrum nach beiden Seiten, und seine Front erschien um das Dreifache verlängert.
Aber die Barbaren, die an den beiden Enden standen, vor allem die auf dem linken, die bald ihre Pfeile verschossen hatten, waren zu schwach. Als die punischen Leichtbewaffneten gegen sie anstürmten, brach ihre Linie.
Matho ordnete die Rückwärtsbewegung seines linken Flügels an. Auf dem rechten Flügel hatte er noch die mit Ãxten bewaffneten Kampaner. Er warf sie gegen den linken Flügel der Karthager. Sein Gruppen in der Mitte griffen ebenfalls wieder an, und der linke Flügel â jetzt auÃer Gefahr â hielt den Leichtbewaffneten wieder stand.
Nun stellte Hamilkar seine Reiterei in Echelons 2 auf und lieà sie attackieren.
Diese kegelförmigen Massen zeigten in der Front Reiter, während ihre breiteren Flanken von den Lanzen Schwerbewaffneter starrten. Die Barbaren vermochten ihnen nicht standzuhalten. Nur das griechische FuÃvolk besaÃ
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