Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
Vom Netzwerk:
bändigen.
    â€žDann war es also umsonst, dass ich dich nach Syrakus in die Sklavenschule geschickt habe! Lass die anderen kommen!“
    Und die Köche, die Küfer, die Stallknechte, die Läufer, die Sänftenträger, die Badediener und die Weiber mit ihren Kindern, alle stellten sich im Garten in einer langen Reihe auf, die vom Verwaltungshaus bis zu den Gehegen der wilden Tiere reichte. Sie hielten den Atem an. Ungeheure Stille durchdrang Megara. Die Sonne stand schräg über der Lagune unter der Totenstadt. Pfauen schrien. Hamilkar schritt ganz langsam die Front ab. „Was soll ich mit diesen Greisen?“ fragte er. „Verkaufe sie! Zu viel Gallier! Das sind Trunkenbolde! Und zu viel Kreter! Das sind Lügner! Kaufe mir Kappadozier, Asiaten und Neger.“
    Er wunderte sich über die geringe Zahl der Kinder. „Jedes Haus muss alljährlich Nachwuchs haben, Giddenem! Lass alle Nächte die Hütten offen, damit die Leute nach Belieben miteinander verkehren können!“
    Dann ließ er sich die Diebe, die Trägen und die Widerspenstigen zeigen. Er erteilte Strafen und machte Giddenem Vorwürfe. Der senkte wie ein Stier seine niedrige Stirn, auf der die breiten Brauen zusammenstießen.
    â€žHier, Gottbegnadeter!“ sagte er, auf einen kräftigen Libyer deutend. „Den da hat man ertappt, als er sich einen Strick um den Hals legte!“
    â€žSo, du möchtest also sterben?“ fragte ihn der Sufet verächtlich.
    Der Sklave entgegnete in unerschrockenem Tone: „Ja!“
    Der Fall bot ein Beispiel und war ein materieller Verlust. Aber unbekümmert darum gebot Hamilkar den Knechten: „Führt ihn ab!“
    Er sah das als Möglichkeit, billig ein Opfer zu bringen. Er legte sich diesen Verlust auf, um schlimmerem vorzubeugen.
    Giddenem hatte die Verstümmelten hinter den anderen versteckt. Hamilkar bemerkte sie. „Wer hat dir den Arm abgeschlagen?“
    â€žDie Söldner, Gottbegnadeter!“
    Dann fragte er einen Samniter, der schwankend dastand wie ein verwunderter Reiher. „Und du, wer hat dir das angetan?“
    Der Aufseher hatte ihm mit einer Eisenstange das Bein zerschmettert.
    Diese sinnlose Grausamkeit empörte den Sufeten. Er riss Giddenem die Kette aus den Händen und schrie: „Fluch dem Hunde, der seine Herde verletzt! Sklaven verstümmeln! Gütige Tanit! Ha, du richtest deinen Herrn zugrunde! Man ersticke ihn im Mist! – Und nun fehlt noch eine Menge! Wo sind sie? Hast du sie gemeinsam mit den Söldnern ermordet?“
    Sein Gesichtsausdruck war so schrecklich, dass alle Weiber flohen.
    Die Sklaven verließen ihre Aufstellung und bildeten einen weiten Kreis um beide. Giddenem küsste wie wahnsinnig die Sandalen Hamilkars, der noch immer mit geballten Fäusten vor ihm stand.
    In seinem selbst in der wildesten Schlacht klaren Geist erinnerte er sich jetzt tausend hässlicher und schmählicher Dinge, an die er bisher nicht gedacht hatte. Im Licht seines Zornes hatte er jetzt wie im Wetterschein mit einem Schlag all sein Missgeschick vor Augen. Die Verwalter der Landgüter waren entflohen, aus Furcht vor den Söldnern, vielleicht sogar im Einverständnis mit ihnen. Alle betrogen ihn. Ach, schon zu lange bezwang er sich!
    â€žMan führe sie her!“ schrie er. „Und brandmarke sie auf der Stirn mit glühendem Eisen als Feiglinge!“
    Man brachte Stricke herbei, Halseisen, Messer, Ketten, für die zur Bergwerksarbeit Verurteilten; Fußeisen, um die Beine zu zerquetschen; Numellen, über die Schultern zu legen um den Kopf zu drücken; ferner Skorpione, dreisträhnige Peitschen mit eisernen Haken an den Enden der Riemen. All dieses Folterwerkzeug wurde in der Mitte des Gartens niedergelegt.
    Dann wurden die Verurteilten mit dem Gesicht gegen die Sonne, gegen Moloch den Verzehrer, auf den Bauch oder Rücken hingestreckt, die mit Geißelung Bestraften aber aufrecht an Bäume gebunden und neben ihnen je zwei Männer aufgestellt, einer, der die Schläge zählte, und einer, der zuschlug.
    Er bediente sich beider Arme. Die Riemen pfiffen und rissen die Rinde von den Platanen. Das Blut spritzte wie Regen auf die Blätter, und rote Fleischmassen wanden sich heulend am Fuße der Bäume. Die, denen Ketten angeschmiedet wurden, zerfetzten sich das Gesicht mit ihren Nägeln. Man hörte die Holzschrauben krachen. Dumpfe Schläge schallten. Bisweilen

Weitere Kostenlose Bücher