Salamitaktik
um durch das Fenster auf die StraÃe zu schauen. Da stand Erwin Trefzer und schaute in Richtung Adelhausen dem BMW hinterher. Schlaicher öffnete das Fenster.
»Hallo, Erwin! Waren das Freunde von dir?«
Trefzer schaute hoch und winkte. »Nai, diä haânâich gar nidd chennd. Sie hänn gâsaid, sie wodde uff Rhyfelde aabe. Zwei Dunggelhoorigi.«
Das passte zu den Typen im BMW , den Schlaicher auf einem der Lkw-Parkplätze bei der Lefèvre-Lagerhalle stehen gesehen hatte. Er hatte dieser Beobachtung eigentlich keine Bedeutung beigemessen, doch jetzt wurde ihm etwas mulmig. Was machten die hier? Wenn es wirklich die gleichen Typen waren, konnte es kein Zufall sein, dass sie ausgerechnet vor seinem Haus standen.
»Komischi Kerli. Die häâmr gar nidd gâsaid, was sie do wölle. Faschd e Stund sin sie do ummegâhänggd.«
»Du hast dir nicht zufällig das Kennzeichen gemerkt?«
Beide warteten einen Kleinlaster ab, der an Trefzer vorbei die StraÃe entlangfuhr. Als es wieder ruhig war, rief Erwin: »He nai, warum au?«
»Ist schon in Ordnung. Schönen Abend.«
»Es isch uff jede Fall chaine von doo gsii. âS hedd eânâF voorne draa gâhaa.«
Frankfurt am Main, dachte Schlaicher. »Alles klar, danke!«, rief er nach unten.
»Hesch Besuech vom Martina?«
»Ich muss jetzt. Grüà deine Frau!«
Bevor Trefzer noch etwas darauf sagen konnte, schloss Schlaicher schnell das Fenster und ging zurück in die Küche. Irgendwie war gerade alles etwas viel für ihn. Dass Martina nach so langer Zeit wieder in seiner Wohnung war, die Tote bei der Ladies Night, die anscheinend umgebracht worden war, seltsame dunkelhaarige Typen, die in einem BMW mit Frankfurter Kennzeichen saÃen und seine Wohnung beobachteten. In der Martina war.
Sie saà neben Weng auf der Bank, auf dem Platz, der in ihrer gemeinsamen Zeit ihr Lieblingsplatz gewesen war. Lutz hatte sich Weng gegenübergesetzt und plapperte irgendwelches Zeug, was weder Sinn machte noch jemanden interessierte.
»Und? Kennst du die?«, erkundigte sich Martina.
»Erwin hat sie wohl gerade vertrieben«, antwortete Schlaicher und nahm die Weinflasche, um Martinas und Wengs Gläser zu füllen. Lutz trank seines schnell aus und hielt es ihm ebenfalls hin.
»Du warst lange nicht mehr hier«, bemerkte Schlaicher wehmütig, als er sich setzte.
Martina blickte zu ihrer Sitznachbarin.
»Befeuchte deine Lippen mit diesem edlen Wein, dann sollen diese Lippen mein nächster Zielort sein. Prost!«
»Lutz«, sagte Schlaicher scharf.
»Ich mein ja nur.«
Weng hatte ihr Glas nach dem Trinkspruch unangetastet zurück auf den Tisch gestellt. Martina hatte ihres noch gar nicht angerührt.
»Wir sind gekommen, weil ich etwas mit dir zu besprechen habe«, sagte Martina endlich. Ihre Stimme klang dabei ein wenig unsicher, fast bröckelnd. »Wenn du und Schlageter am selben Tag unsere Klientin besucht, hat das einen Grund. Ich möchte wissen, was dahintersteckt. Wir können es uns nicht leisten, gleich mit unserem ersten gröÃeren Auftrag in ein schlechtes Licht zu kommen. Was war das für ein Gerede, dass es um Mord geht? Stimmt das?«
Schlaicher nippte an seinem Glas. Es schadete nicht, einen kleinen Moment zum Nachdenken zu gewinnen, doch Martinas wunderschöne Augen raubten ihm die Konzentration, sodass er schlieÃlich doch einfach drauflosredete.
»Okay. Fangen wir vorne an. Wir wissen, dass Tamara Brockmann, die Frau, die eure Klientin bei der Show aus der Menge ausgewählt hat, im Krankenhaus an einem anaphylaktischen Schock, also einer äuÃerst heftigen Allergiereaktion gestorben ist. Schlageter ermittelt. Und du weiÃt, dass Schlageter nur an Mord wirklich interessiert ist. Vor allem so kurz vor seinem Abschied. Ich habe bei der Ladies Night auÃerdem eine eigenartige Beobachtung gemacht: Emanuelle Lefèvre ist meiner Meinung nach während der Show angerufen worden und hat dann spontan jemanden aus dem Publikum ausgewählt, um Gelegenheit für einen Rückruf zu haben. Im Internet gibt es ein paar Videos von der Show, bei der sie die Behandlung immer an sich selbst vornehmen lässt. Dieses Mal ist sie aber nach hinten verschwunden.« Er zwang sich, seinen Blick von Martina abzuwenden. »Weng, wir haben uns kurz unterhalten, als sie weg war.«
Worüber sie gesprochen
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