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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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bewaffnet?«, fragte Schlaicher baff.
    Martina stellte ein Pfefferspray auf den Tisch. »Ich damit, aber nur für Notfälle. Und Weng braucht keine Waffen.«
    Â»Sie hat die Waffen einer Frau?«, fragte Lutz grinsend, doch keiner schenkte ihm Beachtung.
    Â»Sie ist eine Martial-Arts-Spezialistin, wir haben uns bei einem Taekwondo-Kurs kennengelernt, den sie leitet.«
    Â»Aber das war der Lefèvre nicht genug …«, tippte Schlaicher.
    Â»Na ja, sie hat es sich nicht anmerken lassen, dann aber so nebenbei gefragt, ob wir auch Personenschutz mit ›richtigen‹ Waffen machen würden.«
    Â»Also fühlt sie sich bedroht.«
    Â»Wir haben uns zuerst nichts dabei gedacht«, übernahm Weng, »aber inzwischen haben wir angefangen, uns zu fragen, ob nicht doch mehr dahintergesteckt haben könnte. Und dann ist da noch die Sache mit dem Lagerraum.«
    Â»Genau«, bestätigte Martina. »Unterhalb der Büros ist in der Lagerhalle ein abgetrennter Bereich, der immer verschlossen ist. Ich habe sie gefragt, was sich darin befindet, aber sie hat darauf ziemlich eigenartig reagiert.«
    Â»Was hat sie gesagt?«
    Â»Dass ›Jeune‹ da lagert. Und weil es so teuer ist, bleibt es ihren Worten nach im abgeschlossenen Bereich. Aber Weng hat von dem alten Polen, der heute da war, eine kleine Führung bekommen. Dazu gehörte auch das Regal, in dem ›Jeune‹ lagert. Im offenen Bereich.«
    Â»Die gute Frau scheint ein Geheimnis zu haben«, bemerkte Schlaicher. »Und es würde mich wundern, wenn es ihr einziges ist. Was meint ihr, was da drin sein könnte?«
    Â»Der Pole wusste es jedenfalls nicht«, sagte Weng. »Er hat gemeint, dass nur die Chefin einen Schlüssel hat. Er hat auch noch nie gesehen, dass irgendetwas hinein- oder herausgebracht worden ist. Er war noch nie drin.«
    Â»Sonst noch etwas Mysteriöses?«
    Martina, die gerade ihren ersten Schluck Wein genommen hatte und endlich etwas entspannter wirkte, sagte: »Na ja, komisch ist es schon, dass sie uns am liebsten mit Waffen gebucht hätte, uns dann aber nur bis heute, fünfzehn Uhr, anstellt, um in der Zeit in ihrem Büro im Lager rumzusitzen. Ich meine, der halbe Tag war gut bezahlt, aber wenn sie Angst hat, warum dann nur heute, und warum nur tagsüber?«
    Â»Vor allem, wo ich um halb vier einfach so reinspazieren konnte und man mich sogar noch zu ihr führte«, bemerkte Schlaicher. »Dabei ist mir allerdings noch etwas aufgefallen: Auf dem Lkw-Parkplatz stand ein dunkler BMW , in dem zwei dunkelhaarige Männer saßen. Und eben parkte ein dunkler BMW vor meiner Haustür. Trefzer hat gesagt, dass zwei dunkelhaarige Männer drin waren.«
    Â»Ganz schön düster hier bei euch«, witzelte Lutz.
    Sie sprachen alles wieder und wieder durch. Niemand wusste, was der geheime Lagerraum beinhalten könnte – oder ob das überhaupt wichtig war. Nur dass die Lefèvre ein Geheimnis daraus machte, war sicher. Unklar war auch, ob all die Eigenartigkeiten, die sie erlebt hatten, wirklich auf ein düsteres Verbrechen hindeuteten. Sie kamen überein, weiter darüber nachzudenken und sich gegenseitig zu informieren, falls dies zu einem Ergebnis führen sollte.
    Lutz hatte sich nach und nach etwas erwachsener verhalten, wenn er sich ein paar Gelegenheiten für den einen oder anderen schlechten Kalauer auch nicht entgehen ließ. Doch im Laufe des Abends war selbst Weng ihm gegenüber etwas gnädiger geworden. Sie hatte sogar den Anflug eines Lächelns auf den Lippen gehabt, als er sie mit einem schlecht nachgemachten fränkischen Akzent fragte, ob sie beide sich »Apropos Weng, vielleicht amoal a weng dreffen« könnten. Trotzdem hatte er natürlich eine eiskalte Abfuhr bekommen – und sie mit dem Spruch definitiv auch verdient.
    Â»So, dann fahren wir jetzt«, sagte Martina.
    Â»Du, kann ich dich vielleicht noch ganz kurz unter vier Augen …«
    Sie dachte nach. »Okay.«
    Schlaicher spürte, wie sich sein Magen leicht verkrampfte. Er war eher einer Eingebung gefolgt, als dass er wirklich etwas zu sagen hatte. Auf der anderen Seite würde das, was er ihr zu sagen hatte, sicher nicht »ganz kurz« möglich sein.
    Â»Sollen wir in mein Schlafzimmer gehen?«
    Â»Aber so was von garantiert nicht!«
    Er hatte gar nicht daran gedacht, dass das verfänglich klingen könnte.

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