Salamitaktik
hatten, sagte er natürlich nicht, stattdessen erklärte er: »Ich bin ihr hinterher und habe ein paar Fetzen von ihrem Telefonat mitgehört. Irgendwas mit âºverhaftenâ¹ und âºSpeerenâ¹ und âºnicht mehr liefernâ¹. Auf jeden Fall klang sie ganz anders als vorher. Zuerst herrisch wie sonst, dann aber plötzlich eingeschüchtert.«
Martina schaute ihn immer noch zweifelnd an.
»Okay, der Mord. Könnte es nicht vielleicht sein, dass gar nicht diese Frau Brockmann, sondern die Lefèvre die Behandlung bekommen sollte?«
»Bitte? Jetzt verstehe ich aber ein paar Sachen nicht«, ging Martina dazwischen. »Warum sollte es sich denn überhaupt um einen Mord handeln?«
»Ich weià es nicht. Aber wenn Schlageter sich so reinhängt ⦠Oder meinst du, der hat einfach vor, sich für seinen Ruhestand mit âºJeuneâ¹ die Falten aus dem Gesicht zu bügeln?«
»Dann wäre es aber erst einmal ein Mord an Tamara Brockmann«, stellte Weng richtig fest.
»Genau. Die Sache ist die, dass ich keine Ahnung habe, wie die Polizei darauf gekommen ist, dass es ein Mord war. Vielleicht war die Creme für die Behandlung mit irgendeinem Gift versetzt, um die Lefèvre umzubringen.«
»Du springst wieder«, sagte Martina. »Tamara Brockmann ist gestorben, nicht Frau Lefèvre.«
»Ja, schon, aber niemand konnte wissen, wen die Lefèvre für die Behandlung auswählen würde.«
»Dein Verdacht beruht also darauf, dass Frau Lefèvre während der Show rausgegangen ist?«
»Genau. Weil sie den Ablauf ihrer sonst immer gleich choreographierten Show nach dem Anruf spontan geändert hat.«
»Woher weiÃt du, dass sie angerufen wurde?«
»Ich habe gesehen, wie sie gezuckt und hektisch in ihre Tasche gegriffen hat. Im Anschluss ist sie ziemlich schnell verschwunden, um zu telefonieren. Ich habe sie heute Mittag natürlich gefragt, ob sie angerufen wurde, was sie so heftig verneint hat, dass ich sicher bin, dass es doch der Fall war. Was kann das für ein wichtiger Anruf gewesen sein, dass sie dafür alles stehen und liegen lässt?«
»Du meinst, es war eine Warnung«, tippte Martina.
»Ja, vielleicht. Oder sie hat etwas zu verbergen. Warum sonst hat sie nichts gesagt, als ich sie danach gefragt habe? Gar nichts?«
»Und das ist selten, dass eine Frau still bleibt«, warf Lutz ein, was bei Weng zu Augenrollen, bei Martina zu absoluter Nichtbeachtung und bei Schlaicher zu einem Blick führte, der töten könnte.
»Um mal wieder sachlich zu werden«, begann Martina, »warum hätte sie denn überhaupt mit dir reden sollen? Ich meine, du bist nur ein Kaufhausdetektiv, der einfach so bei ihr im Büro vorbeikommt und haltlose Behauptungen vorbringt.«
»Ein Kaufhausdetektiv, den keiner braucht, wie du sagst«, erwiderte Schlaicher. »Aber vielleicht darf ich dich daran erinnern, dass du vorbeigekommen bist, weil du nun doch etwas von mir willst.«
»Wollen tue ich von dir gar nichts«, gab Martina gereizt zurück.
Schlaicher wollte eben zu einer noch gereizteren Erwiderung ansetzen, als Weng den aufkommenden Streit im Keim erstickte, indem sie sagte: »Jetzt kommt mal wieder runter. Natürlich wollen wir was von Ihnen, Herr Schlaicher.«
Martina wollte etwas sagen, aber Weng sprach weiter. »Nein, Martina. Genau so ist es. Und ich denke, wir können uns wie erwachsene Menschen unterhalten, die wir ja auch sind. Ausnahmen bestätigen die Regel.« Beim letzten Satz blickte sie auf Lutz, der ihr als Antwort grinsend eine Kusshand zuwarf. »Sie meinen also, dass es ein Verbrechen gibt, mit dem Frau Lefèvre irgendwie in Verbindung steht«, sagte sie an Schlaicher gewandt.
»Ja, genau das meine ich. Ich kann nichts beweisen, aber es sprechen einige Indizien dafür.«
Weng und Martina blickten sich an und nickten einander zu.
»Wir haben auch ein paar eigenartige Beobachtungen gemacht«, sagte Martina.
Schlaicher rückte etwas näher an den Tisch. Selbst Lutz schien nun gebannt zuzuhören.
»Wo fange ich an? Also: Frau Lefèvre hat uns engagiert, um bei ihrer Show ein Auge darauf zu haben, dass alles gesittet abläuft. Eigentlich sollte unser Job gestern Abend vorbei sein, aber sie hat nach der Show gefragt, ob wir verlängern können. AuÃerdem hat sie gefragt, wie wir bewaffnet sind.«
»Ihr seid
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