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Salomes siebter Schleier (German Edition)

Salomes siebter Schleier (German Edition)

Titel: Salomes siebter Schleier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Robbins
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etwa deportieren?»
    «Mich juckt’s nich, wenn New York jüdischer is als Jerusalem. Hab eh keine Lust aufs Armageddon. Ich muss meine Rechnungen bezahlen.»
    «Du musst eine Tochter durchfüttern, die dabei is, nach New York zu ziehen.»
    Verlin runzelte nicht nur die Stirn, sondern gleich das ganze Gesicht. Es war ein rosiges Gesicht, weder auf der Westbank noch in den östlichen Gefilden von einem einzigen Barthaar besetzt. Verlin gehörte zu den Männern, die sich von innen zu rasieren scheinen. Er war schlaksig wie sein Vetter, der Prediger, doch sein Gesicht war rund, glatt, satt (was nicht dasselbe ist wie «zufrieden»), und es roch unweigerlich nach muffigem Waschlappen, egal, wie viel Old Spice Aftershave er draufschüttete. «Nett, dass du mich dran erinnerst», sagte er.
    «Millionen von Menschen leben in New York. So schlimm kann es nicht sein.»
    «Perverse. Puerto Ricaner. Straßenräuber. Terroristen. Und wie nennen sie das noch gleich: Stadtstreicher.»
    «Terroristen in New York? Liebling, New York liegt in den USA , nur damit du’s weißt.»
    «Sie werden kommen, wenn sie nich schon längst da sind. Juden ziehn den Terrorismus an wie Scheiße die Fliegen. Is schon immer so gewesen.»
    «Ich schwör dir, du hörst dich schon an wie Bud. Schließlich sind die Juden nich erst seit letzten Dienstag in New York. Die Stadt ist voll von ihnen, seit was weiß ich wie lang. Und 1940 oder so haben sie angefangen, sie nach Israel zurückzuschicken. Ich weiß wirklich nich, warum ihr beide euch plötzlich dermaßen über die Juden aufregt.»
    «Ach, vielleicht weil es in den Nachrichten plötzlich dauernd um den Nahen Osten geht.» Er seufzte. «Scheint, als gäb’s kaum noch was andres auf der Welt.»
    «Außerdem wird Boomer auf Ellen Cherry aufpassen. Das hast du selbst gesagt.»
    «Is lang her, dass ich so was gesagt hab. Heute würd ich’s nich mehr tun. Diese verdammte Kiste, die er gebastelt hat, um sie da abzuholen! Ich glaub, sie hat ihm mittlerweile so den Kopf verdreht, dass er jetzt schon genauso spinnt wie sie.» Verlin spuckte aus.
«Künstler!»
    Während das Paar auf den Buick zusteuerte, flogen zwei Spottdrosseln von dessen Kühlergrill auf. Die eine zwitscherte in einem wenig bekannten Dialekt der Distelfinken, die andere vermischte ihren Spottdrosselschrei mit einem heiseren Krächzen, das sie einem Buntspecht abgelauscht hatte. Jahrhundertelang hatten Spottdrosseln lebende Insekten gejagt und sich von Saatkörnern ernährt, doch als auf den Straßen des Südens Autos in großer Zahl aufzutauchen begannen, lernten sie, dass sie es viel einfacher haben konnten, wenn sie die toten Insekten vom Kühlergrill geparkter Wagen pickten. Diese Spottdrosseln. Machten sich auf ihre typische Art modernste Technik zunutze. Erfanden neue Tricks, um ihre Ausdrucksfähigkeit zu erhöhen.
Künstler
eben!
    I & I

Kurz bevor das statische Rauschen sie schließlich ganz verschluckte, knisterte noch ein Teil der Sonntagspredigt von Reverend Buddy Winkler aus dem Truthahnradio. «Onkel Buddy», sagte Ellen Cherry und verzog das Gesicht. Obgleich er im Grunde nur das war, was die Leute im Süden als «Hemdschoßverwandten» bezeichneten, hatte sie ihn «Onkel» genannt, seit sie krabbeln konnte. «Der gute alte Onkel Buddy kommt ja echt groß raus.»
    Für Boomer war das nichts Neues. In den vergangenen Jahren hatte er der Familie ihres Vaters nähergestanden als sie selbst. Boomer schien nicht zu merken, dass sie das Autoradio auf eine Nachrichtensendung einstellte. («Im arabischen Viertel von Jerusalem eröffneten auch heute wieder israelische Soldaten das Feuer auf …») Boomer schien Kühe zu zählen. Kühe, die am Horizont klebten wie Mücken an einem Fliegenfänger. Immer wenn er eine bestimmte Zahl erreicht hatte, lächelte er. Und Ellen Cherry dachte:
Ich werde wohl nie dahinterkommen, wie viele kleine ferne Kühe nötig sind, um meinen Mann zum Lächeln zu bringen.
    Merkwürdig, aber in einem Land wie diesem – trocken, unfruchtbar und weit, einem Land voller Viehweiden, flacher Felsen und Klapperschlangen – hatte Buddy Winklers apokalyptischer Eifer eine gewisse Glaubwürdigkeit. Westlich der Cascade Range, um Seattle herum, wo sie ihre Reise begonnen hatten, waren die Bäume so dick, kräftig und hoch, dass sie grünes Gras ausschwitzten, moosige Schnurrbärte trugen und die Waldarbeiter mit Sprüchen wie «Fällt euch doch selbst, ihr Holzköpfe!» begrüßten. Diese kühlen Wälder,

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