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Salz auf unserer Haut

Salz auf unserer Haut

Titel: Salz auf unserer Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benoite Groult
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zu fühlen bringt sie dazu, Gauvain nicht mehr zu lieben, und plötzlich hat sie es eilig, ihn gehen zu sehen.
Er küßt sie noch einmal auf den Mundwinkel, und sie drückt ein letztes Mal diesen starken Oberkörper an sich, den sie nur mit Mühe umfangen kann. Warum muß sie das Weinen unterdrücken, jedesmal, wenn sie sich von diesem Mann trennt? Ohne sich umzuwenden, steigt er in den Bus zum Miami International Airport. Er ist gegen Taxifahren, und er weigert sich auch immer, sich von George begleiten zu lassen. Seit dem allerersten Mal im Bahnhof Montparnasse riechen Gleise und Abflughallen nach nie wieder. George geht ins Zimmer zurück, um ihren Koffer fertig zu packen, und will noch ein letztes Mal schwimmen gehen, als plötzlich das Telephon läutet. »George… ich bin's.«
Er, der Telephone haßt wie die Pest, hat es geschafft, einen Apparat zu benutzen, auf dem die Gebrauchshinweise auf amerikanisch geschrieben sind, er hat es geschafft, genügend Cents zusammenzukratzen, sich an die Hotelnummer zu erinnern… sie schmilzt dahin. »Hast du schon einmal einen Mann am Telephon weinen sehen?«
»…«
»Dann schau in die Leitung. Und vergiß, was ich dir gestern gesagt habe. Was anderes will ich dir noch sagen: Jedesmal, wenn ich mich von dir trenne, ist es, als würde in mir etwas absterben. Ich sag' dir das jetzt, weil schreiben könnt' ich's nicht. Sogar wenn ich dich hasse, liebe ich dich. Verstehst du das?«
George hat einen Knoten im Hals. »George? Hörst du mich? Bist du noch da?«
»Ja, aber ich kann nicht…«
»Das macht nix. Diesmal wollte ich dir ja was sagen. Und noch was: Ich hab' mich gefreut gestern abend, als du so sauer warst, weil ich dir gesagt hab', daß ich nach Südafrika will. Komisch, es ist so, als wärst du ein bißchen meine Frau!«
Wie üblich wird Gauvain intelligent, wenn er unglücklich ist. Wenn er friedlich ist, wenn er sich freut und wenn er Spaß machen will, dann findet ihn George doof. Eine merkwürdige Sache ist das mit der Liebe! »Nun ja… jetzt muß ich allmählich los. Lach nicht, diesmal hab' ich endgültig kein amerikanisches Geld mehr, wirklich!«
Er lacht, wie sie es mag. Sie haben trotz allem ihre Kennwörter, eine ganze Sammlung von Anspielungen, Witzeleien, gemeinsamen Assoziationen, von Kindheitserinnerungen auch, ohne die eine Liebesgeschichte nur ein Sex-Abenteuer wäre. »Schreib mir.«
Das haben sie gleichzeitig gesagt.

VIII VÉZELAY
    Ich war im Begriff, Gauvain zu heiraten. Der Empfang sollte im großen Salon meiner Eltern in Paris stattfinden, inmitten der Kunstwerke und der Sammlerobjekte meines Vaters, die ich überhaupt nicht erkannte. Das Haus hatte Ähnlichkeit mit einer schnörkelüberladenen italienischen Barockkirche! Jemand zeigte Gauvain der Reihe nach die interessantesten Werke und sagte: »Können Sie sich vorstellen, was eine Vase wie diese hier kosten mag? Oder diese Skulptur? Dieses Bild? Nahezu zwanzigtausend Dollar!«
    »Was? Dieser Schinken da?« antwortete Gauvain empört. Er kannte zwar den Dollarkurs nicht, aber er war empört und immer fester überzeugt davon, daß die Kunst nichts als ein großes, von Snobs hochgeschaukeltes Verbrechergeschäft war.
    Er trug einen Anzug, aber auf dem Kopf hatte er noch seine Seemannsmütze, und es gelang mir nicht, bis zu ihm vorzudringen, um ihm zu sagen, daß er sie abnehmen sollte. Die Gäste lachten heimlich über ihn. Ich sagte mir immer wieder: Wenn wir uns scheiden lassen, wird er die Hälfte dieser Schinken, die er verabscheut, bekommen! Wie konnte ich nur auf die Idee kommen, ihn zu heiraten? Außerdem rauchte er eine kleine Pfeife mit geschnitztem Kopf, was ihn auf lächerliche Weise zum Seebären stempelte, und ich dachte mir: Ach merkwürdig, ich wußte nicht, daß er Pfeife raucht, davon hat er mir nichts gesagt, vorher! Und plötzlich setzte er sich dann hinter mich ‒ ich hatte mich auf ein Rundkissen ganz hinten im Salon gerettet ‒ und lehnte meinen Kopf so zärtlich an seine Brust, daß ich dachte: Ach so, jetzt erinnere ich mich wieder. Deshalb habe ich ihn geheiratet. Genau deswegen.
    Aber ich fand es nach wie vor lächerlich, zu heiraten. Was für eine absonderliche Idee in unserem Alter, es würde doch genügen, wenn wir ganz einfach zusammenlebten!
    Es geschahen noch eine ganze Menge anderer Dinge im Verlauf dieser Hochzeit; ich traf Freunde, die alle sehr erstaunt waren über meinen »Verrat«. Ich könnte unzählige Details aufzählen, aber sowie sie mir in den Sinn

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