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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Bergen
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so was bestimmt bauen.
    Sie hörte, wie sich ein Schlüssel in dem rostigen Haustürschloss drehte, das ewige Geklapper von Mamas Absätzen und das Geräusch von Plastiktüten, vielen Plastiktüten: Mama, die Tapetenmuster geholt hatte. Erst ging sie in die Küche, dann in die Waschküche, ins Wohnzimmer … Eve versuchte die Geräusche zu ignorieren, aber die Absätze klapperten unerbittlich Richtung Bibliothek.
    »Eve? Eve? Ah, hier bist du. Hilfst du mir mal kurz?«
    Eve warf noch einen letzten Blick auf den Baum – es war fast, als würde er seine Baumkrone ermutigend zu ihr hinabneigen –, bevor sie sich von der Fensterbank gleiten ließ und ihrer Mutter folgte.
    »Erst dachte ich fürs Wohnzimmer an Creme, aber vielleicht ist Eierschalenfarben doch besser. Oder was hältst du von Off-White?«
    Eve schaute auf die drei Muster vor ihrer Nase, die in ihren Augen alle gleich aussahen. Sie zeigte auf das mittlere und ging dann zur Tür. »Ich muss nach oben, Papa helfen.«

Der Fotograf war groß und hatte einen grauen Vollbart, aber dafür auf dem Kopf fast keine Haare mehr. Seine Stimme donnerte durch das Geschäft. »So, junge Dame, du bist bestimmt Annabelle. Komm nur mit, dann fangen wir gleich an.«
    Neugierig folgte ich ihm in das Hinterzimmer. Für dieses eine Mal ignorierte ich, dass mich jemand mit meinem vollen Namen ansprach, obwohl ich das eigentlich nicht mochte
.
    Und da stand sie: die Fotokamera. Ich wollte gleich darauf zugehen, um mir alles genau anzusehen, hielt mich aber zurück. Bestimmt durfte ich nichts anfassen
.
    Der Fotograf hatte mich längst durchschaut. Später würde ich lernen, dass kaum etwas Josef Vincks scharfen Augen entging. »Möchtest du wissen, wie sie funktioniert?«
    Ich nickte zögernd und kam vorsichtig näher
.
    »Lukas wird es dir erklären.«
    Jetzt erst sah ich den Jungen, der in einer Ecke des Zimmers Blumen in einer Vase anordnete. Er blickte auf, als er seinen Namen hörte
.
    »Hast du schon mal einen Fotografen bei der Arbeit gesehen?« Lukas schien nicht viel älter zu sein als ich. Er hatte die gleiche Stimme wiesein Vater, so tief und warm. Aber leiser, viel leiser als der laute Bass des Fotografen
.
    »Nein, wie geht das genau?«
    Geduldig zeigte mir Lukas die verschiedenen Teile des Fotoapparates und ihre Funktionen. Die Spule mit Film und die ohne, die Blitzlichter, den Schließer …
    Nachdem wir uns jedes einzelne Teil gemeinsam angesehen und alles eingestellt hatten, war ich tief beeindruckt. Man musste auf so viele Dinge gleichzeitig achten! Das richtige Licht, die richtige Stellung, der richtige Moment. Es war nicht einfach ein Knopfdruck. Es war Magie
.
    Wie verzaubert folgte ich Lukas’ Fingern, die über das Gerät glitten. Es sah aus, als würde er es streicheln. Ich stellte mir vor, wie seine Hände über meinen Rücken glitten. Fast konnte ich es spüren. Als würde er Wirbel für Wirbel prüfen, ob alles an seinem Platz saß
.
    »Und dann brauchst du nur noch abzudrücken«, endete Lukas. »Lach mal!«
    Ich tat, worum er mich bat. Ein gleißender Blitz erfüllte den Raum und alle schauten plötzlich zu uns
.
    »Lukas hat wohl schon angefangen«, sagte der Fotograf und warf seinem Sohn einen warnenden Blick zu
.
    »Nur eine Testaufnahme«, antwortete der, »um zu schauen, ob alles tadellos in Ordnung ist.«
    Ich bemerkte, wie Papa verständnisvoll nickte. Der Fotograf sah es auch und schwieg
.
    »Gut, lass uns anfangen. Was für einen Hintergrund möchtest du?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Woher sollte ich das wissen?
    Lukas musterte mich kurz. »Ich glaube, Schwarz würde ausgezeichnet zu ihr passen.«
    »Ist das nicht zu dunkel?« Mamas besorgte Stimme
.
    »Sie kann es vertragen«, beruhigte der Fotograf sie. »Wir werden es mal versuchen.«
    Eine halbe Stunde später standen wir wieder draußen. Der Fotograf hatte mich verschiedene Haltungen einnehmen lassen und Blumen und andere blöde Gegenstände herbeigetragen, aber die hatte ich verweigert. Ich wollte ein Foto von mir selbst. Schließlich hatte er ein paar Mal abgedrückt und dann gerufen, dass das Ergebnis wunderbar sein würde und Lukas uns das schönste Foto nächste Woche vorbeibrächte. Natürlich gerahmt
.
    Ich schaute noch immer mit glänzenden Augen zu dem Geschäft, als Mama und Papa sich schon auf den Rückweg machten. Das ganze Geschehen hatte mich viel mehr beeindruckt, als ich erwartet hatte
.

Eve schaute sehnsüchtig nach draußen. Zum ersten Mal seit Tagen schien

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