Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
hinunter, die sich in ihrer Kehle sammelten. Sie versuchte ein Lächeln. »Weißt du, im Moment siehst du gar nicht mehr so knackig aus.« Eine Träne lief ihr über die Wange. »Aber ich liebe dich trotzdem.« Sie beugte sich vor und strich mit den Fingerspitzen über seine Wange. »Hast du das gehört? Das habe ich noch nie zu einem Mann gesagt. Du bist der erste. Und ich meine es ernst.« Ihr Lachen war gefährlich nahe an einem Schluchzen. »Also, ich hoffe, du hast zugehört, denn ich möchte, dass du das weißt. Und wenn du aufwachst, erinnere mich daran, dass ich es dir noch einmal sage, okay?«
Die nächsten Tage verbrachte Laurel fast ausschließlich im Krankenhaus. Von Sam und Morgan ließ sie sich ihren Koffer und den Laptop mitbringen. Anfangs kam Laurel überhaupt nicht in den Sinn, ihren Chef über die Geschehnisse zu informieren. Als sie Herb schließlich anrief, zeigte er sich verständnisvoll und versicherte ihr, dass sie sich mit dem Artikel ruhig Zeit lassen könne. Es sei auch kein Problem, wenn sie sich nicht in der Lage sehe, ihn zu schreiben. Doch Laurel wollte, musste über Reys Arbeit schreiben. Es war ihr Herzenswunsch gewesen, darüber zu berichten, und die Reportage konnte sie auch schreiben, während er hier im Krankenhaus lag. Material hatte sie jedenfalls genug gesammelt. Sogar ihre Kamera war ihr gebracht worden, die noch in dem Zelt gelegen hatte. Einen Tag später hatte sie den Artikel fertig und die entsprechenden Fotos ausgewählt. Beides schickte sie per E-Mail an Herb. Natürlich nicht ohne vorher Rey vorzulesen, was sie geschrieben hatte. Da er nicht protestierte, nahm sie an, dass es ihm gefiel.
Die Detectives hatten sie nochmals im Krankenhaus aufgesucht. Inzwischen hatten sie den Überlebenden der beiden Verfolger verhört, und sie hielten Laurel über die Ergebnisse der Ermittlungen auf dem Laufenden. Es sah so aus, als bestände tatsächlich ein Zusammenhang zwischen den Ereignissen in Südafrika und der Verfolgungsjagd im Grand Canyon. Dann stellte sich heraus, dass die beiden Verfolger Auftragskiller waren – ihr Auftraggeber wollte verhindern, dass seine Tat von den Augenzeugen öffentlich gemacht wurde. Die Spur führte die Polizei schließlich zu einem Mann namens Jacobs, der ein enger Mitarbeiter von Senator Ashtree war. Sowohl Jacobs als auch Ashtree waren auf dem Video, das Rey der Polizei in Cedar City überlassen hatte, deutlich auszumachen. Und auf dem Foto, das die beiden Detectives Laurel zeigten, erkannte sie eindeutig den Mann wieder, der sie im Umfolozi-Park verfolgt hatte.
Sie schauderte jetzt noch, wenn sie darüber nachdachte, wie knapp sie damals entkommen waren. Der verletzte Auftragsmörder hatte außerdem zugegeben, auch den Anschlag auf Cookie geplant und durchgeführt zu haben. Auf Weisung von Jacobs und damit Senator Ashtree. Laurel überkam eine unbändige Wut auf den Trophäensammler, der mit seinem perversen Hobby das Leben mehrerer Menschen zerstört hatte. Es wurde Zeit, einen Bericht über die Wilderei in Südafrika und die anschließenden Erlebnisse zu schreiben und die Wilderer anzuprangern. Und das tat sie dann auch.
In einem nahe gelegenen Hotel hatte sie sich ein Zimmer gemietet. Dort ging sie nur hin, um zu duschen oder sich für ein paar Stunden ins Bett zu legen, aber meist erst, nachdem sie aus dem Krankenzimmer vertrieben worden war. Am liebsten wäre sie Tag und Nacht bei Rey geblieben. Die Ärzte sagten, dass die Schwellung in seinem Gehirn zurückgegangen sei und er jederzeit aufwachen könne. Sie konnten ihr jedoch nicht vorhersagen, ob sein Gehirn nicht doch einen Schaden davongetragen hatte. Die Ungewissheit zerrte an Laurels Nerven. Nachts konnte sie nicht schlafen, und tagsüber arbeitete sie wie eine Besessene, wenn sie nicht gerade an Reys Bett saß und seine Hand hielt, während sie ihm alles erzählte, was ihr gerade einfiel. Manchmal meinte sie, ein Zucken zu spüren, doch die Ärzte hatten ihr erklärt, dass es wahrscheinlich nur Muskelreflexe waren. Trotzdem setzte sie ihre Monologe fort, wenn auch nur, um die Stille im Zimmer zu übertönen.
Ängstlich blickte sie auf sein bleiches Gesicht. Was war, wenn er nicht wieder aufwachte? Ihre Finger strichen sanft über seine Wange. Sie beugte sich über ihn und presste die Lippen auf seinen kühlen Mund. Tränen standen ihr in den Augen, als sie sich schließlich erhob. Wenn sie weiter darüber nachdachte, wie lebendig er noch vor Kurzem gewesen war, würde sie
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