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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Rucksack und ging aus dem Wohnraum durch den Flur und über die Eingangsdiele zum Schlafzimmer. Auch hier helle Wände, Holzboden, bodenlange Fenster und Vorhänge. Hier gab es nur einen Bewegungsmelder. Das Bett war das extravaganteste Stück in der Wohnung: ein wunderschönes viktorianisches Messinggestell mit glänzenden Querstangen und gedrehten Knäufen.
    Carver wollte weitergehen, als ihm am Fußende etwas ins Auge fiel. Er richtete die Lampe darauf und fand eine kleine Reisetasche. Sie hatte ein Vuitton-Muster.
    Die Tasche war offen und halb voll mit weiblichen Kleidungsstücken. Daneben lag eine kleine, glänzende Chanel-Tüte. Eine weiße Jeans lag neben einer kurzen Jeansjacke auf der Tagesdecke. Beim Bett stand ein Paar Leinenslipper passend in Weiß. Carver ging um das Bett herum und zu einer Tür, die ins benachbarte Bad führte. Auf dem Bord über dem Waschbecken standen zwei Taschen, eine mit Make-up, die andere, größere mit Shampoo, Bodylotion und ähnlichen Utensilien.
    Die Entdeckung riss ihn aus seiner glatten, selbstzufriedenen Routine. Max hatte ihm nicht gesagt, dass Narwaz mit einer Freundin hier sein würde. Sie war offensichtlich angekommen, hatte sich umgezogen und war ausgegangen. Wenn sie jetzt bei Narwaz war, würde sie mit ihm sterben. Carver zog sein Telefon hervor und wählte eine britische Mobilfunknummer.
    »Sie haben nichts von der Frau gesagt.«
    »Wozu? Das ändert nichts an dem Auftrag.«
    »Für mich schon. Ich bin hergekommen, um einen gefährlichen Terroristen auszuschalten. Die Freundin hat nichts damit zu tun. Sie wissen, dass ich keine Unbeteiligten umbringe, Max.«
    Carver hörte ein Lachen am anderen Ende der Leitung.
    »Natürlich tun Sie das. Sie wollen es sich nur nicht eingestehen. Der Albanier – hat der seinen Hubschrauber etwa selbst geflogen? Er hatte einen Piloten, Carver.«
    »Der Pilot wusste, was er tat. Er wurde bezahlt.«
    »Na und? Das Täubchen etwa nicht? Sehen Sie, es spielt keine Rolle, ob die Zielperson die Freundin, den Chauffeur, den Leibwächter oder die ganze Familie bei sich hat. Es kümmert mich nicht, ob er die Tambourmajorinnen der Dagenham Diamonds in seine Bude zu einer Party einlädt. Wir pusten sie allesamt weg. Dieser miese Bastard will einen heiligen Krieg vom Zaun brechen. Es stehen Millionen Menschenleben auf dem Spiel. Also muss er verschwinden. Kollateralschäden sind nicht unser Problem.«
    Carver schwieg. Er hatte während seines Militärdienstes gegen blutige Diktatoren gekämpft, die Kriege verloren hatten und an der Macht geblieben waren. Er hatte psychopathische Terroristen gejagt, die sich irgendwie zu friedliebenden Politikern verwandelt hatten, per Handschlag in der Downing Street und lächelnd auf dem Rasen des Weißen Hauses begrüßt wurden. Er und seine Männer hatten zahllose alte Frachter und Fischerboote voller Drogen und Waffen geschnappt, aber das hatte nicht das Geringste bewirkt. Niemand zahlte für seine Taten, und sie wurden von keiner Regierung daran gehindert. Jetzt war er in der Lage, es den Schurken mit gleicher Münze heimzuzahlen. Carver glaubte, die Welt mit seiner Arbeit ein wenig besser und sicherer zu machen. Manchmal gerieten Leute in die Schussbahn. Das war der Preis für seine Arbeit. Stets verdrängte er die Zweifel aus seinem Bewusstsein und verschloss sie in demselben mentalen Verlies, wo schon so viele Skrupel, Ängste und Erschütterungen weggesperrt waren.
    Max brach das Schweigen. »Sind Sie noch dran? Wenn Sie nämlich zu dem Job nicht bereit sind, dann sagen Sie es jetzt. Ich kann es mir nicht leisten, dass die Sache vermasselt wird.«
    »Ich sag Ihnen was, Max. Kommen Sie doch her; marschieren Sie durch die Vordertür, und warten Sie sechzig Sekunden. Stellen Sie doch selbst fest, ob ich bereit bin.«
    »Das hört sich schon mehr nach Ihnen an. Einen Moment lang habe ich geglaubt, Sie könnten es verlernt haben. Sie haben es doch nicht verlernt, Carver, oder? Ich fange an, mir Sorgen zu machen.«
    »Lecken Sie mich doch am Arsch.«
    Carvers Ton war aggressiv und selbstgefällig. Im Stillen fragte er sich jedoch, ob Max vielleicht Recht hatte. Konnte er es nicht mehr? Im Sinne von ganz normaler Befähigung lautete die Antwort zweifellos nein. Er hielt sich in Form, warf sein Geld nicht für Drogen oder Scheidungen aus dem Fenster und gehörte nicht zu den militärischen Relikten, die in den Pubs von Hereford und Poole saßen, um anderen alten Soldaten, die sich genauso verloren fühlten

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