Samuel Carver 05 - Collapse
Interesse bei Operationen der Special Forces.« Shafik seufzte. »Ich frage mich, was aus ihm geworden ist.«
Carver dachte an die Sturmnacht auf dem Ärmelkanal, wo er Trench zuletzt gesehen hatte. »Ja, das frage ich mich auch«, sagte er und schluckte den letzten Bissen seines Brotes hinunter. Er sah Shafik in die Augen. »Aber der Ruf, den ich da habe, und Ihre Freundschaft mit dem guten alten Trench haben Sie nicht davon abgehalten, mich zu verarschen. Was sollte die Scheiße in dem Restaurant überhaupt?«
»Ich wollte sehen, wie Sie unter Druck reagieren. Sie haben sich sehr gut geschlagen. Sie wussten sofort, was Sie tun müssen. Sie waren einfallsreich, effizient, rücksichtslos, sogar gnadenlos … Und darum werden Sie mein Angebot annehmen. Denn meine Leute haben Miss Sternberg offensichtlich nicht getötet, Sie dagegen haben eine Leiche in einem Müllcontainer hinterlassen, keine zweihundert Meter von hier. Die Polizei weiß noch nichts von ihrer Existenz. Meine Leute können dafür sorgen, dass das so bleibt. Ich brauche ihnen nur ein Zeichen zu geben, und sie werden tun, was nötig ist, um alle Spuren Ihres Verbrechens zu beseitigen …«
Je länger die Unterhaltung dauerte, desto weniger gefiel sie Carver. »Verbrechen?«, fragte er.
»Natürlich … Wie sonst würden Sie einen nicht provozierten Angriff auf einen Mann nennen, der Ihnen gar nichts getan hatte – der nicht einmal wusste, dass Sie da waren?«
Carver antwortete nicht.
»Ihr Schweigen ist sehr beredt. Sie haben einen Mord begangen und werden schuldig gesprochen, wenn der Fall vor Gericht kommt. Ihr Opfer hieß übrigens Eriksen. Er hat, oder vielmehr hatte eine Frau und eine Tochter. Wenn die im Gerichtssaal erscheinen, wird jeder vor Mitleid überfließen, da bin ich ganz sicher.«
Einen Moment lang schämte sich Carver seiner Tat. Außerdem hatte es ihn entmutigt, wie leicht Shafik ihn hereingelegt hatte … und es weiterhin tat.
»Sie haben allen Grund zu wünschen, dass Eriksens Leiche verschwindet, und überhaupt keinen, mich zu bestärken, meine bürgerliche Pflicht zu tun und die Leiche samt dem Mörder bei der Polizei zu melden. Die Wäscheleine ist noch da. Es werden Hautpartikel von Ihnen daran zu finden sein. Man wird Sie verurteilen, verlassen Sie sich darauf. Und Sie werden viele Jahre im Gefängnis sitzen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Ja.«
»Dann werden Sie mein Angebot wohl annehmen …«
7
Shafik drückte eine Kurzwahltaste und sagte: »Schafft Eriksen weg. Aber lasst ihn nicht verschwinden. Noch nicht.«
Carver hatte nicht die Absicht, Shafiks Auftrag anzunehmen, wie auch immer der aussah. Andererseits müsste er, um von hier wegzukommen, die anderen drei Leute im Garten töten oder wenigstens handlungsunfähig machen. Das war machbar, würde seine Lage jedoch weiter komplizieren, und eine Zuspitzung konnte er nicht gebrauchen. »Wer ist die Zielperson?«, fragte er.
Shafik entspannte sich sichtlich und lehnte sich zurück; er war sicher, dass er erreicht hatte, was er wollte, fürs Erste jedenfalls. »Er heißt Malachi Zorn. Er ist Amerikaner, wohnt auf Long Island in New York.«
»Und wo liegt das Problem?«
»Er kostet andere Leute eine Menge Geld. Meine Kunden stehen normalerweise in Konkurrenz zueinander, sind sich aber einig in der Überzeugung, dass ihre Unternehmen –«
»Ihre Banken?«
»Ja.«
Carver schnaubte verärgert. »Unglaublich. Ich soll verhindern, dass Bankiers Geld verlieren. Hätte nie gedacht, dass ich mal so tief sinke.«
Ginger lachte. Shafik sah sie scharf an, dann gestattete er sich ein Lächeln. »Ganz recht, Mr Carver, aber hier geht es nicht nur um Bankiers. Malachi Zorn macht einen großen Teil seines Geldes, indem er mit sehr großen Summen gegen Unternehmen spekuliert. Das tut er mit Leerverkäufen oderDerivaten, die bei fallenden Einlagewerten und sogar bei vollständigem Zusammenbruch Gewinn bringen. Das hat einen verderblichen Einfluss. Bestens dastehende, ordentlich geführte, solvente Unternehmen können dabei vernichtet werden. Und all diese Unternehmen haben Aktionäre, von denen die Mehrheit Fonds sind, die zum Nutzen gewöhnlicher Bürger geführt werden, die ihr Geld für die Zukunft, für ihre Rente anlegen. Sie sind diejenigen, die von einem Mann wie Zorn geschädigt werden.«
Während Shafiks Rede zur Verteidigung des Börsenkapitalismus hatte Carver Oliven gegessen. »Und da dachte ich, es ginge hier um Vorständler, die nervös geworden sind,
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