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Samuel Carver 05 - Collapse

Samuel Carver 05 - Collapse

Titel: Samuel Carver 05 - Collapse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Konzepte kam, die den Ruf der Firma begründeten und sie alle in Brot und Lohn hielten.
    Doch nicht der Wunsch, seine Kreativität anzuzapfen, hatte ihn veranlasst, sich von der Welt abzuschotten.
    Er ging zurück an den Schreibtisch und nahm einen der blauen Stifte aus der Verpackung. Mit einem Skalpell schnitt er ihn am Ende auf und hielt ihn schräg mit der Öffnung über die hohle Hand. Bei einem gewöhnlichen Stift wäre so die Mine herausgerutscht. Stattdessen kam eine harmlos aussehende weiße Plastikröhre von siebzig Millimeter Länge und acht Millimeter Durchmesser zum Vorschein. In dem buschigen Vollbart des Walisers erschien ein wölfisches Grinsen. Die Röhre war eine Sprengkapsel. Mit einem Zünder versehen und eingebettet in Sprengstoff würde sie inaktive Chemikalien zu einer Bombe von enormer Zerstörungskraft machen.
    Gryffud schnitt wahllos einen der roten Stifte auf, und eine hellgelbe Röhre glitt heraus. Das war ein Zündsatz, praktisch das Gleiche wie die Sprengkapsel, aber mit dem Unterschied, dass er einen plötzlichen, kurzzeitigen, aber sehr intensiven Brand auslösen sollte.
    Beide Röhren wurden in die Stifte zurückgesteckt und diese in die Verpackung gelegt. Gryffud griff zum Telefon, um einen Anruf zu erledigen.
    »Die Stifte sind angekommen«, sagte er. »Sie entsprechen genau unseren Vorstellungen. Und wie steht’s bei euch?«
    »Keine Sorge, Mann«, antwortete Dave Smethurst, den seine Kumpels Smethers nannten, ein ehemaliger Staff Sergeant, derjetzt als privater Auftragnehmer arbeitete. Wie Gryffud hatte er eine spezielle Kundschaft. Mit der eintönig näselnden Sprechweise der East Midlands fuhr er fort: »Die Jungs haben alle Behälter zusammen, die wir brauchen. Und die Gartensachen liegen in der Scheune.«
    »Ich hoffe, ihr habt die Preise verglichen, Smethers.«
    »Oh ja, wir sind in mindestens zehn verschiedenen Gartencentern gewesen, um das Günstigste zu kriegen. Und inzwischen sind die Damen, Gott segne sie, eifrig dabei, die Kuchen zu backen.«
    »Gut. Klingt, als hätten wir alles, was wir für die Party brauchen. Dann sehen wir uns auf dem Hof.«
    »Oh ja, das wird spitzenmäßig. Das gibt einen Riesen-«
    »Klappe!«, fiel Gryffud ihm ins Wort.
    Am anderen Ende der Leitung wurde gelacht. »Immer mit der Ruhe, Taff. Wollte dich nur ein bisschen hochnehmen.«
    Gryffud legte auf.
    »… einen Riesenknall«, murmelte er vor sich hin.
    Dann zog er die Jalousie hoch und schloss die Bürotür wieder auf.

9
    Genfer Altstadt
    Shafik hatte einen Hubschrauber bestellt, der Carver die gut hundertdreißig Kilometer über die Ägäis nach Athen bringen sollte. »Keine Sorge«, sagte Ginger, »ich sorge dafür, dass das Hotel dir dein Gepäck zuschickt.«
    Ach, sag bloß!, dachte Carver und fragte sich, wie viele Wanzen und Peilsender zwischen seinen Sachen versteckt wären, wenn er sie zurückbekäme. Dann dachte er: Komisch, ich habe dir gar nicht gesagt, wohin du sie schicken kannst …
    Dank des Nachmittagsfluges der Swissair kam Carver nur drei Stunden später in Genf an, aber das war Zeit genug gewesen, um zu überlegen, wie er sich aus dem Zorn-Auftrag herauswinden könnte. Vierzig Minuten nach der Landung hielt sein Taxi in einer engen Kopfsteinpflasterstraße der Altstadt vor einem vierhundert Jahre alten Haus, in dem er eine Wohnung im obersten Stockwerk besaß.
    Vor dem Nachbarhaus standen ein paar Plastiktische und Stühle auf dem Bürgersteig, und ein paar Stufen führten in ein kleines, niedriges Café im Souterrain. Vor einigen Jahren hatte es seinem Freund Freddy gehört. Zwei Tage nach Carvers verhängnisvollem Job in Paris kam ein russischer Verbrecher, ein Psychopath, zwang Freddy, sich auf den Boden zu legen, und schoss ihm in den Hinterkopf. Jetzt wurde das Café von Marianne, seiner Witwe, und ihrem neunzehnjährigen Sohn Jean-Louis geführt.
    Marianne hatte trotz der schrecklichen Erinnerung darauf bestanden zu bleiben. Weggehen wäre Desertion, sagte sie. Anfangs lief es schlecht, sodass sie nur mühsam die Miete zusammenbrachte. Dann, neun Monate nach Freddys Tod, rief ihr Anwalt an und teilte ihr mit, dass eine Lebensversicherung, von der er bis dahin nichts gewusst hatte, ausgezahlt werde. Von dem Geld konnte sie das gepachtete Objekt kaufen.
    Sie wusste genau, dass eine solche Versicherung nicht bestanden hatte, und verdächtigte Carver als Spender. Denn Kursk wäre nie in ihr Café gekommen, wenn er nicht nach Carver und Alix gesucht hätte. Das war

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