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Samuraisommer

Samuraisommer

Titel: Samuraisommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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den Schlafsälen der Mädchen. Vor mir lag
der Speisesaal. Die Vorhänge vor den großen Fenstern waren zugezogen, trotzdem
sah man, wie sich die Bäume draußen sachte bewegten. Ich mochte die großen
Bäume. Sie waren größer als irgendetwas anderes in der Umgebung und sie
schienen immer gelassen zu sein, auch wenn sie sich im Sturm bogen. Nie zeigten
sie irgendwelche Gefühle, weder wütende noch traurige oder frohe. Die Bäume
waren richtige Samurai.
    Rechts von mir lag die Küche. Die Tür war angelehnt und ich stieg
vorsichtig über die hohe Schwelle, über die man leicht stolperte. Im letzten
Sommer war die Köchin einmal mit einem großen Topf in den Händen gestolpert.
    Rasch durchquerte ich die Küche. Der Fußboden glänzte im Mondschein.
Das Mondlicht fiel durchs Fenster wie der Strahl einer Taschenlampe. Ganz
hinten in der Küche gab es einen Schrank, in dem sie die Süßigkeiten
verwahrten. Aber der Schrank war abgeschlossen. Ich spähte durch das
Schlüsselloch.
    „Was machst du hier 1 ?“
    Die Stimme traf mich wie ein Karatetritt in der stillen Küche. Ich
hatte niemanden hereinkommen hören und drehte mich um. Dort stand die Alte. Sie
hatte sich auch über die Schwelle geschlichen. Vielleicht hatte sie mir die
ganze Zeit nachspioniert. Vielleicht schlich sie jede Nacht wie ein Geist
herum.
    „Kein Kind hat etwas in der Küche zu suchen“, sagte die Alte. „Und
schon gar nicht nachts.“
    Na, wenn man sich hier überhaupt nicht aufhalten durfte, spielte es ja
wohl keine Rolle, ob es Nacht oder Tag war.
    „Ich hab mich verlaufen“, sagte ich.
    „Du gehörst nach oben“, sagte die Alte. „Wie bist du hierher
geraten?“
    Da gehöre ich keinesfalls hin, dachte ich, da bin ich eingesperrt.
„Tommy?“
    Die Alte weigerte sich, meinen Samurainamen zu benutzen.
    „Antworte mir, Tommy.“
    „Ich glaub, ich bin geschlafwandelt“, sagte ich.
    „Das ist mir noch nie aufgefallen.“
    „Sonst bin ich nur im Schlafsaal herumgegangen.“ Ich zeigte nach oben,
als ob sie nicht wüsste, wo der Saal war. „Schon einige Male.“
    „Mir hat noch niemand etwas davon erzählt.“
    „Die anderen merken es wohl nicht.“
    „Und wie hast du es dann gemerkt, wenn ich fragen darf?“ Die Alte
versuchte eine Art Lächeln mit ihren spitzen Zähnen. „Wenn man ein
Schlafwandler ist, weiß man das doch wohl nicht selber 1 ?“
    „Einmal bin ich aufgewacht, als ich gerade aus dem Schlafsaal gehen
wollte.“
    „Aber diesmal bist du erst hier unten aufgewacht"? Meinst du das
so    „Ich bin wach“, sagte ich und sah mich um. „Hier in der Küche bin ich
aufgewacht.“
    „Aha.“
    Sie glaubte mir natürlich nicht. Sie machte einen Schritt auf mich zu.
Das Vampirgesicht wurde dunkel, als das Mondlicht nicht mehr darauf fiel.
    Ich spürte das Schwert unter meiner Pyjamajacke.
    „Was machst du da am Schrank?“, fragte sie.
    „Welchem Schrank?“ Ich drehte mich wie in einem Reflex zum Schrank um.
    „Du weißt wohl, was darin ist“, sagte sie.
    Ich antwortete nicht. Der Schrank war kein Geheimnis im Camp.
    „Dann weißt du auch, dass ihr nur zu bestimmten Zeiten Süßigkeiten
bekommt“, sagte sie. „Die Süßigkeiten gehören mir“, sagte ich. „Was hast du
gesagt 1 ?“
    Sie kam noch einen Schritt näher. Fast hätte ich meine Arme gehoben,
um mich zu schützen, denn ich wusste, dass sie zuschlagen konnte.
    „Sag mir die Wahrheit.“
    „Die Schokoladenbonbons gehören mir“, sagte ich.
„Wer hat etwas anderes behauptet?“
    „Ich habe sie nicht bekommen.“
    „Was? Was?“
    „Meine Schokoladenbonbons.“
    „Was sagt er da?“, zischte die Alte, als redete sie über jemanden,
der gar nicht in der Küche war.
    „Meine Mutter hat mir eine Tüte Schokoladenbonbons mitgebracht.“
    „Ja?“
    „Ich hab nicht einen einzigen Bonbon bekommen.“
    „Was sagst du da, Tommy? Willst du behaupten, ich habe deine
Schokoladenbonbons gestohlen?“
    „Ich hab kein Stückchen Schokolade davon bekommen“, wiederholte ich.
    „Das ist ja die Höhe“, sagte die Alte. „Willst du behaupten, dass wir
euch bestehlen?“
    Ich wusste nicht, was ich antworten sollte.
    „Die Sache müssen wir wohl genauer untersuchen.“ Die Alte kam näher.
„Geh da mal weg!“
    Ich sprang beiseite, ehe sie mich berühren konnte. Sie steckte die
Hand in die Tasche ihres Kittels und nahm einen Schlüssel heraus.
    „Jetzt wollen wir doch mal sehen.“ Sie

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