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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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oder Anhänger der Katharer ab sofort kein öffentliches Amt mehr versehen durfte.
    Nach der Ständeversammlung, an der auch die Tempelritter und Johanniter teilnahmen, kam – offenbar versöhnungsbereit - Arnaud Amaury auf Montfort zu, den unvermeidlichen Fulco an der Seite. Sie gratulierten ihm und baten ihn zu einem Gespräch nach Béziers, Montforts Stadt.
    Simon von Montfort, der gedanklich bereits in Carcassonne war, denn seine tüchtige Elize hatte ihm eine recht befremdliche Nachricht geschickt, war an einem erneuten Streit mit den beiden Prälaten nicht gelegen.

    Als er bei herrlichem Wetter in Béziers eintraf, erkannte er mit Schrecken, dass in dieser schönen Stadt noch immer vieles im Argen lag. Immerhin stellte er zufrieden fest, dass zahlreiche Gerüste aufgebaut waren, dass es überall hämmerte, klopfte und staubte in den Straßen.
    "Die Bitterois arbeiten fleißig am Wiederaufbau ihrer Stadt", bestätigte ihm auch sein Lehnsvogt, der ihn am Stadttor begrüßte. „Selbst der vor vier Jahren zerstörte Turm der Kathedrale wird derzeit wieder aufgerichtet.“ Der Platz war bereits weiträumig abgesperrt. Montforts Ziel, ein in der Nähe dieser Kathedrale liegendes, vormals jüdisches Geschäftshaus, strahlte bereits im frischen Glanz. Es gehörte nun Bertrand von Saint-Gervais, dem neuen Bischof der Stadt.
    Diener nahmen ihm Pferd, Harnisch und Waffen ab, wiesen seinen Knappen und Begleitsoldaten den Weg in die Küche, und führten ihn selbst, nachdem er sich frisch gemacht hatte, aufs zinnenbewehrte Dach hinauf, wo ein aufgespanntes Zelttuch Schatten spendete. Tauben gurrten und es wehte so hoch oben über Béziers ein angenehmes Lüftchen.

    Amaury und Fulco begrüßten Montfort beflissen und geleiteten ihn unters Zeltdach, wo er auf einem der mit weißen Kissen bestückten Scherenstühle Platz nahm. Auf einem runden Tisch standen Weinbecher, Teller mit weißem Brot, Käse und Früchte bereit.
    "Hier können wir ungestörter reden, als bei Euch in Muret, Graf. Hier oben hören uns nur die Engel, wobei wir auch schon beim Thema wären.“
    Montfort hob erwartungsvoll die Brauen.
    "Stellt Euch vor“, kam Fulco ebenfalls gleich zur Sache, „wir haben den Balken gefunden, von dem die Rocaberti seinerzeit sprach.“
    Amaury legte ihm eine Zeichnung vor.
    Während Montfort ratlos - weil er gar nicht wusste, wonach er eigentlich Ausschau halten sollte -, zwei merkwürdige Tiere sowie einen in der Luft segelnden Engel betrachtete, erzählte ihm der Bischof von seinen Nachforschungen im Kloster Gellone und in Montpellier. Dabei beklagte er sich bitter, dass ihm die „Katharer-Brut aus Toulouse“, wie er sagte, einen überaus wichtigen Hinweis vor der Nase weggeschnappt hätte. „Die Feinde der Kirche, die wie die Söhne Hagars das Holz des Kreuzes schmähen“, meinte er verdrießlich, „haben damit einen nicht unbeträchtlichen Vorsprung erzielt!“
    „Nicht nur das, nicht nur daaas!“, ergänzte die Biene, herausgeputzt wie eh und je, „die Tolosaner haben gemordet. Sie haben einer Stiftsdame und einem Mönch, der in Diensten des Bischofs von Montpellier stand, die Kehle durchgeschnitten! Oooh, was für ein zweiter Kaiiin ist doch Raymond von Toulouse. Er ist von allen Menschen der Schlechteste!"
    „Viele Nachkommen Kains leben unter uns, Exzellenz!“, knurrte Montfort. „Wie Ihr wisst, galt auch mir ein heimtückischer Anschlag. Ob Raymond von Toulouse dahintersteckte, dafür fehlt der Beweis.“ Mit diesen Worten schob er die Kinderzeichnung beiseite.
    Amaurys Gesicht, das noch immer das zarte Fleisch von Knaben hatte, wurde wächsern. Mit einem dünnen Lächeln nahm er den brüchigen Faden auf. „Wir haben es Euch bereits schriftlich versichert: Unsere Diener waren es nicht, die die verräterische Tat begingen.“ Rasch bekreuzigte er seinen Mund. „Der Himmel ist Unser Zeuge, Graf. Der Himmel!“
    Unser Zeuge? Verwendete dieser eitle Pfau jetzt schon den Pluralis Majestatis als Ausdruck seiner Macht? Montfort, beißenden Hohn auf der Zunge, nahm den Becher mit Wein in die Hand und roch daran. Roch wieder, zögerte mit voller Absicht das Trinken hinaus.
    Eine peinliche Pause trat ein, während Fulco und Amaury ihn sichtlich gekränkt beobachteten. Als er sie erlöste, indem er furchtlos trank, nahm Amaury seine Rede wieder auf: „Aber der starke und mächtige Herr, der Herr, der mächtig im Kampf ist, wird unsere Feinde auf wu-hunderbare Weise niederwerfen und uns einen ru-humreichen

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