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1241 - Der Mördermönch von Keitum

1241 - Der Mördermönch von Keitum

Titel: 1241 - Der Mördermönch von Keitum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie war etwas Besonderes, obwohl sie einfach nur da war und sich nicht bewegte.
    Wer sie tagsüber sah und nicht Bescheid wusste, der erschrak unweigerlich. Die meisten Menschen blieben stehen. Sie lugten scheu über die Mauer hinweg, sahen die hockende Figur und merkten dann, wie ihnen ganz allmählich ein Schauer über den Rücken rann, der sich sogar bis zum Nacken hin ausbreitete, um von dort den gesamten Kopf zu erfassen.
    Sie strömte etwas aus, das keinen Beobachter unberührt ließ.
    Sie schimmerte in einem dunklen Grün, über das sich an verschiedenen Stellen grauer Schatten gelegt hatte und in die Täler der Falten hineingekrochen war.
    Obwohl die Figur aus Stein bestand, war sie »angezogen«.
    Sie stellte einen Mönch dar, einen Kuttenmann, der hockte, kniete oder saß, so genau war das nicht zu erkennen. Die Kapuze war in die Höhe gezogen worden und über den Kopf gestreift, der allerdings nicht vorhanden war, denn wer diese Figur direkt anschaute, der sah in kein Gesicht, sondern in ein schwarzes ovales Loch hinein, das den Betrachter schauern ließ.
    Es war die Schwärze. Nur die Schwärze. So schrecklich dicht.
    Ohne einen winzigen Lichtschimmer, und der Zuschauer konnte das Gefühl haben, dass das Gesicht von der Schwärze gefressen worden war.
    Sie war auch in der Dunkelheit vorhanden. Noch dichter als diese selbst. Ein Fleck, umgeben von einer steinernen Kapuze.
    Ein Mönch, der verflucht war, weil er Gott verlassen und sich der Hölle zugewandt hatte und nun seine Strafe abbüßte. Für immer und ewig versteinert, als Warnung für die Menschen.
    Er stand dort Tag und Nacht. Im Sommer und im Winter. Er war der Hüter und der Wächter zugleich. Nur ein Mönch aus Stein, aber niemand traute sich so recht, sich ihm zu nähern.
    Die Menschen hielten Abstand.
    Der Mönch fror nicht, er schwitzte nicht. Er stand einfach nur in diesem Garten als unheimlicher Wachtposten.
    Und doch steckte etwas in ihm, das niemand sah. Es war da, es wartete. Es hielt sich verborgen, es lauerte, und es gab Zeiten, da drückte es sich hervor.
    Wie eben in dieser Nacht!
    Über Sylt hatte noch am Abend die Klarheit eines Sterne nhimmels gelegen, doch der Wind aus Nordwest hatte die Wolken herbeigeschaufelt, die Sterne unsichtbar werden lassen, aber den Himmel nie ganz gefüllt, sodass hin und wieder an den noch blanken Stellen die Sichel des Halbmonds in einer kalten, gelblichen und fast leichenblassen Farbe die Blicke des Betrachters anzog.
    Es war zu schwach, um der Erde seinen Glanz zu verleihen, aber auf irgendeine nicht ganz erklärbare Art und Weise erreichte es doch den kleinen Garten und damit die Figur des Mönches.
    Sein steinerner Umhang erhielt eine andere Farbe. Die Scha tten tauchten weg. Die Haut begann leicht zu glänzen, und vorn, wo sich die tiefe Schwärze des Ovals befand, kam es zu einer ersten Veränderung. Genau da regte sich etwas.
    Die Schwärze verschwand. Sie zog sich zurück. Sie rutschte in die Tiefe hinein und schob etwas anderes, das dort verborgen gelauert hatte, nach vorn.
    Rot!
    Ein düsteres, unheimliches Rot. Vergleichbar mit dunklem Blut, aber trotzdem anders. In der finsteren Umgebung wirkte es vielleicht heller als gewöhnlich, aber dieses Rot war da. Es blieb. Es füllte das Gesicht aus. Es machte die Schwärze vergessen. Es war so schrecklich präsent. Es war einfach nur das kalte Grauen, obwohl sich innerhalb dieser Farbe keine Fratze und auch kein Gesicht abzeichnete.
    Aber die Farbe bewegte sich. Sie zitterte. Fast ein Funkeln.
    Etwas Unheimliches drang hervor. Etwas, das nicht zu fassen war und sich auch ausbreitete.
    Es erreichte den Boden und bedeckte das dort liegende Laub mit seinem rötlichen Schein.
    Nichts bewegte sich an dieser Figur. Und doch wirkte sie in diesen Momenten so, als hätte sie noch einmal Atem geholt, damit sie ein paar Zentimeter wuchs.
    In diesen Augenblicken schien der Wind hin und wieder Pausen einzulegen, um der anderen, der unheimlichen Macht oder Kraft, die sich in diesem Garten aufhielt, den nötigen Schub zu geben.
    Wer genau hinhörte, der hätte auch das Geräusch vernommen, das plötzlich durch den Garten wehte und nur aus dem rot glühenden Gesicht des Mönchs stammen konnte.
    Da war etwas.
    Da steckte etwas in ihm.
    Etwas Unerklärliches, das darauf wartete, sich freie Bahn zu verschaffen.
    Wehe dem Menschen, der jetzt in diese Nähe kam.
    Wehe ihm…
    ***
    Die junge Bedienung in der Friesentracht trat an Nelly Beckers Tisch heran und legte

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