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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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wo angeblich Kreuze durch die Luft segelten, wie ihm Sancha erzählt hatte. „Dass Gott etwas mit Erd- oder Hausgeistern zu schaffen hätte, ist mir nicht bekannt.“
    Grazide zuckte die Achseln. Dann jedoch schlang sie erneut die Arme um seinen Hals, überzog seine rechte Schulter mit vielen kleinen Küssen. Hagelstein, der sich im Geiste bereits auf eine Begegnung mit Bug und Arach vorbereitete, genoss abermals ihre Zärtlichkeit. Doch mit einem Mal zog sie seinen Kopf zu sich herunter, um ihm in die Augen zu sehen. Ihr Blick verschleierte sich. „Hör mir gut zu, Falk von Hagelstein“, flüsterte sie, „du bist ein Fremder. Kommst aus tiutschen Landen, wo immer die sind. Gut möglich, dass dort Gott mit den Erd- und Hausgeistern nichts zu tun hat. Der Bugarach jedoch wird mit dem Heiligen Berg Sinai gleichgesetzt. Verstehst du? Wie sollte da Gott nichts mit unseren Zwergen zu tun haben?“
    Dieser Logik hatte Hagelstein nichts entgegenzusetzen gehabt.
    Der Berg Sinai. Der Mosesberg. Er dachte an Damians Brief aus dem Feldlager. Auch Jesus, der zweite Moses, war auf hohen Bergen gewesen. Denn in der Offenbarung hieß es: Da entrückte er mich in der Verzückung auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott her aus dem Himmel herabkam.

    Blitz und Donner, hatte er bei sich gedacht, und dann noch der Geruch nach Myrrhe! War der Junge wirklich auf der richtigen Fährte?
    Auf dem Weg nach oben hatte er jedoch weder Winzlinge, Gnome oder Zwerge entdeckt, auch keine neugierigen Templer, wohl aber zwei Höhlen, verborgen hinter Farnkraut, Geröll und Gestrüpp. „Es gibt drei Tore“, hatte er geflüstert, als er vor dem zweiten Eingang stand. "Wenn eines offen ist, sind zwei geschlossen. Wenn zwei offen sind, ist eines geschlossen. Was ist das?“
    Er hatte die Höhlen nicht betreten, sehr wohl aber den Kopf hineingesteckt und gelauscht. Doch weder Stimmlein, noch Seufzer oder gar Hämmern waren zu hören gewesen. Nicht das leiseste Gehuste, wie man es beim Abbau von Erzen erwartete. Den einzigen Hinweis auf Gold gaben die Salamander, die in großer Zahl hinein- und wieder heraushuschten, denn sie trugen goldene Streifen auf ihrem Rücken. Falk wagte indes nicht, den Langschwänzen in die dunklen Schächte zu folgen.
    Er gedachte weder zu sterben noch aufs Lachen zu verzichten, wie Grazides Mann.

    Falk von Hagelstein kauerte sich noch tiefer in die Mulde. Wenn nur die Sonne endlich herauskäme! Er hätte doch zu gerne einen Blick auf das „geheime Templerhaus“ geworfen. Beim Aufstieg hatte er es nirgends entdecken können. Weit und breit nur bewaldete Hügel und Berge. Kein Dach. Kein Turm. Keine Rauchfahne. Aber auch keine dritte Höhle, womit er eigentlich gerechnet hatte.
    Nach einer ungemütlichen Nacht in einem Schäfercortal war er im Morgengrauen weiter nach oben gestiegen. Und nun hockte er schon eine ganze Weile ratlos herum - auf dem großen und hohen Berg - nach der Entsprechung der Apokalypse. Doch wo befand sich das Himmlische Jerusalem ? Und, noch wichtiger, wenn der Knappe richtig lag: Wo stand das Zelt Gottes bei den Menschen ?
    Einzig das Rätsel um das helle Licht, klar wie Kristall schien gelöst: „Die Mönche von Saint-Polycarpe“, hatte Damian geschrieben, „sammelten die trockenen Äste der Myrrhenbäume, um sie am Ehrentag des Heiligen hoch oben auf dem Bugarach zu verbrennen.“
    Mönche oder Zwerge? Was genau hatte Pathau, Grazides Mann, beobachtet? Beide trugen, wie jeder wusste, Kapuzen oder Gugeln.
    Ratlos zuckte Falk die Schultern, dann raffte er sich auf und umrundete wie die Mönchs-Zwerge die Feuerstelle. Er sang nicht. Er tanzte nicht. Er dachte nach … Nachdem er in Collioure, gemeinsam mit Sancha, ausgiebig das 21. Kapitel der Offenbarung studiert hatte, war ihnen beiden etwas Merkwürdiges aufgefallen. Sie hatten sich gefragt, weshalb Damian in seinem Brief den Messstab unerwähnt gelassen hatte , der doch offenbar nötig war, das Neue Jerusalem zu vermessen. Auch das goldene Rohr hatte er unterschlagen, das ebenfalls in diesem Kapitel erwähnt wurde.
    „Von Anbeginn an hat der Junge sein Wissen bloß bruchstückhaft weitergeben“, hatte Sancha geschimpft. „Das lasse ich ihm nur durchgehen, wenn es sich .. nun, um so etwas Großes und Bedeutendes wie die Heilige Bundeslade handelt.“
    „Aber wie hätte Wilhelm von Montpellier diesen nicht ungefährlichen Kultgegenstand übers Meer schaffen können, ohne dass die Besatzung

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