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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Rosenblümelein“ vorgesungen, worauf Grazide, gerührt, ja, mit Tränen in den Augen, ihn anflehte, für immer bei ihr zu bleiben.
    Bleich vor Schreck hatte er zwar feige genickt, war dann aber auf ein unverfänglicheres Thema ausgewichen: „Sag mir, Liebste, ist es möglich, dass ich bei meiner Ankunft hier im Dorf zwei Templer sah? Ich habe so eine dunkle Erinnerung, die mich nicht zur Ruhe kommen lässt.“
    „ Aie , das waren die Ritter vom Bezú“, erklärte sie ihm und kuschelte sich erneut in seine Armbeuge. „Auf diesem Berg, ganz in der Nähe, besitzen sie eine geheime Unterkunft.“
    „Und was suchten sie in eurem Dorf?“, fragte er, mit einer Spur von Eifersucht in der Stimme – Donner und Blitz, er hörte es selbst heraus! „Waren sie Gast in deiner Hütte?“
    „Dummkopf. Die steigen hier nicht ab, sondern hinauf. Auf den Berg. Vom Dorf aus aus ist der Weg am kürzesten.“ Sie lachte leise und neckte ihn erneut mit ihren flinken Fingern dort, wo es ihn durchschauerte.
    Dennoch befreite er sich von ihrem Griff und setzte sich auf. „Da will ich auch hin, gleich morgen früh. Zeigst du mir den Weg? Du musst wissen, ich bin ein Heiler. Ich suche überall im Land nach seltenen Kräutern.“
    Grazide lachte laut. „Ein Heiler bist du? Und hast dir selbst nicht helfen können? Um ein Haar hätte ich dir einen Leichensack genäht.“
    „Nun“, streng zog Hagelstein die Brauen hoch, „mein Tod hätte dich immerhin reich gemacht!“
    Sie zöbelte ihn an den Haaren. „Ich will dein Gold nicht, Honigmann. Ich will dich. Denn ich habe noch nie einen so klugen Mann getroffen, der obendrein lustig ist und fein singen kann.“
    Hagelstein räusperte sich verlegen und wechselte erneut die Sache. „Und was suchen die Templer dort oben?“
    „Na, was wohl? Das Gold von Bug und Arach.“ Sie bekreuzigte sich.
    „Bug und Arach? Gibt es denn zwei Berge?“
    „ Aie , woher! Bug und Arach, das sind Zwerge. Ihnen gehört der Berg.“
    „Donner und Blitz“, entfuhr es Hagelstein erneut. „Und wie sehen diese aus?“
    „Na, wie Zwerge eben ... Hast du noch nie einen Zwerg gesehen?“ Grazide kicherte und zog ihn wieder zu sich hinunter aufs Stroh. Sie legte sich auf ihn, stützte die Ellbogen auf und fuhr mit ihrem rechten Zeigefinger zärtlich die Umrisse seiner Lippen nach. Ihre Augen blitzten belustigt. „Nicht halb so schön wie du sind sie! Und natürlich auch nur halb so groß. Dafür sind sie listig und haben übermenschliche Kräfte. Einer wie der andere. Ich rate dir“, flüsterte sie, „lass dich besser nicht mit ihnen ein. Bug und Arach sind boshaft. Sie treiben schlimmen Unfug mit Leuten, die unerlaubt auf ihren Berg steigen. Uns Dörfler lassen sie für gewöhnlich in Ruhe. Die Templer auch. Mit denen scheinen sie sogar gut Freund zu sein, denn wie sonst ist es zu erklären, dass die Ritter ständig ...“
    „Das ist wirklich merkwürdig. Und wie verhaltet ihr euch, wenn ihr den Zwergen begegnet? Ich frage nur für den Fall, dass sie mir über den Weg laufen.“
    „Das Vieh wird unruhig, wenn sie in der Nähe sind. Dann wissen wir Bescheid. Wir tun dann so, als ob sie unsichtbar wären. Schauen durch sie hindurch und laufen weiter. Aber ...“
    „Was?“
    Grazide wurde ernst. „Nun, als mein Mann Pathau noch lebte, da hat er sie einmal heimlich verfolgt. Ich sag dir, Honigmann, die haben ihm einen Mordsschrecken eingejagt!“
    „Was ist passiert?“
    „Pathau war fast bis zum obersten Grat hinaufgeklettert. Er spähte um einen Felsbrocken herum - und da sah er sie, wie sie um das Feuer tanzten. Riesige Talgschalen in den winzigen Händen, deren Licht rot wie Blut leuchtete. Die Luft roch streng nach Myrrhe. Und plötzlich ...“
    Hagelstein setzte sich auf, denn er hatte mit einem Mal den Eindruck, dass es Grazide bitterernst war. „Ja?“
    „Und plötzlich haben die Lichter zu schweben begonnen. Sind in die Luft gestiegen. Höher und immer höher. Rund um den Puèg sind sie gesegelt, die halbe Nacht, während die Zwerge ausgelassen tanzten. Ich sag dir, mein Mann Pathau – die Dörfler nannten ihn daraufhin Pathau, der Spitzel - ist fast verrückt geworden vor Angst. Also, wenn Gott das zulässt, hat er bei seiner Heimkehr gesagt, versteht er die Welt nicht mehr. Und fortan, Honigmann, da hat er nicht mehr gelacht. Wirklich. Wenn ich es dir sage! Und ein Jahr später war er tot.“
    „Pah“, meinte Hagelstein, mit einer abfälligen Handbewegung, obwohl er an Toulouse dachte,

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