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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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dichten Waldstück – so hatte es geheißen - würden sich die neuen Kreuzfahrer sammeln.
    Foix` Leute versteckten sich in einem niedrigen Graben und beobachten von dort tatsächlich das Eintreffen der Kreuzfahrer. Das kleine Heer wurde von einem Ritter namens Nikolaus von Bazoches angeführt - doch das erfuhren sie erst später.
    Gleich in der ersten Nacht fielen Ramon und Pépieux in das Lager der Neuankömmlinge ein. Sie machten nieder, wer immer ihnen in die Hände fiel, schnitten den Söldnern im Blutrausch - und im ehrenden Angedenken an die Verteidiger des Ortes Bram, wie Foix später meinte – ebenfalls die Nasen und die Ohren ab; und waren noch vor Anbruch des neuen Tages unter Mitnahme der Pferde und der Waffen ihrer Feinde wieder verschwunden.

    Als die avisierten Soldaten zum angekündigten Zeitpunkt nicht eintrafen und auch keine Meldung über ihren Verbleib kam, machte sich Montfort, aufs Höchste beunruhigt, mit einigen Dutzend Rittern und Soldaten auf den Weg, um sie zu suchen.
    Sie mussten nicht weit reiten.
    Das Entsetzen über den Anblick der Kreuzfahrer, wie sie erschlagen in ihrem Blut und wild über- und nebeneinander lagen, ließ Simon von Montfort erstmals an dem Pakt zweifeln, den er bei der Übernahme von Carcassonne mit Gott geschlossen hatte. War der HERR wirklich auf seiner, der katholischen Seite - wie konnte er dann ein derartiges Gemetzel zulassen?
    Montfort, wie versteinert, stieg vom Pferd. Das Langschwert vor sich aufgestützt, fiel er vor den Toten auf sein Knie. Er weinte. Er haderte. Wie Hiob schrie er zu Gott: „Herr im Himmel, warum bin ich nicht gestorben bei meiner Geburt? Weshalb bin ich nicht umgekommen, als ich aus dem Mutterleib kam? Dann läge ich da und wäre still; dann schliefe ich und hätte Ruhe!“
    Die Ritter, die mit ihm gekommen waren, gaben sich alle Mühe, ihn zu beruhigen, doch waren sie gleichermaßen niedergeschlagen und entsetzt über diese Heimsuchung.
    Mit einem Mal vernahmen sie laute Schreie. Zwei Soldaten kamen angerannt, schreiend, ja völlig aufgelöst. Sie deuteten hinter sich.
    Montfort und seinen Rittern stockte der Atem, als eine gewaltige Feuersäule geradewegs auf sie zurollte. Der rote, sich blitzschnell drehende Staubteufel war mindestens so hoch wie dreißig Männer übereinandergestellt! Die Pferde begannen zu scheuen, bäumten sich hoch auf, waren kaum zu bändigen. Die Ritter schnappten sich die Zügel und brachten sich und die Tiere in Sicherheit.
    Montfort jedoch bewegte sich nicht. Er starrte wie gebannt auf das Gebilde, das ihm nichts tat, sondern vor seinen Augen nahezu lautlos über die Leichen hinwegfegte.
    Hatte die drückenden Schwüle der letzten Tage die Erscheinung hervorgebracht? Oder handelte es sich um ein Zeichen des Himmels? Ein Fingerzeig, dass er seine Trauer beiseite schob, kraftvoll handelte und die Opfer rächte?
    Ein, zwei Ritter, die beim Anblick des Wirbels neben Montfort auf ihre Knie gesunken waren, keuchten noch immer vor Angst. Montfort hatte keine mehr. Im Stillen legte er ein feierliches Versprechen ab, dann trat er tapfer vor seine Leute:
    „Und der HERR zog vor ihnen her“, zitierte er und deutete in die Richtung, in der der Staubteufel verschwunden war, „am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten. So steht es geschrieben im Alten Testament, im Zweiten Buch Mose, das, wie ihr wisst, die Feinde unseres Christlichen Glaubens, die Katharer, verfluchen. Gibt es noch einen Zweifel, Ritter, dass wir uns auf der rechten Seite, auf der Seite des Kreuzes, und in der Hand Gottes, des Ruhmvollen Lenkers befinden?“
    Und er erteilte noch in der gleichen Stunde den Befehl, das benachbarte Dorf sowie die Burg Montgey zu zerstören und mit allen Bewohnern niederzubrennen.

    Die Nachricht von der Ermordung der alemannischen Nachhut war - so schnell wie der Staubteufel nach Osten - in die Burg von Lavaur gedrungen. Wie wild ritten der Edle von Montréal und seine Mannen auf ihren gepanzerten Pferden auf den Wällen hin und her, um den Kreuzfahrern zu zeigen, dass sie sich nicht länger vor ihnen fürchteten. Sie grölten und verhöhnten sie und riefen ihnen zu: „Flieht, flieht! Sonst wird es euch wie den Alemannen ergehen!“
    Und als Montfort in der Nähe ihrer Mauern einen weiteren Belagerungsturm aus Holz erbauen und obenauf ein großes Kreuz errichten ließ, hielten Montréals Leute mit ihren Schleudern so lange auf das

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