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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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spitzte den Mund und stellte dann im Einzelnen einen Plan vor, der es in sich hatte.

9.

    Sancha öffnete ihr Hemd. Es ließ sich nicht leugnen, der geheime Trunk wirkte. Sie war erregt. Wie die reifen Früchte des Maulbeerbaumes ragten die Warzen ihrer Brüste in die Höhe, dabei hatte sie nur einen Becher Hypocras getrunken, Roç und Raymond sogar zwei, so gut hatte er ihnen gemundet. Petronilla war zu loben. Nun, heute Nacht würde sie dem Jungen gefallen! „ Aaronstab, Eisenkraut und Rosmarin zielen auf die Liebe hin “, flüsterte sie in der holprigen Sprache Hagelsteins, von der sie lediglich ein paar Brocken kannte. "Harmlos, aber wirkmächtig", hatte der Narr über die drei Kräuter gesagt. Natürlich hätte es andere Möglichkeiten gegeben: die Alraune beispielsweise, oder Schlangenzungen und Haare vom Wolfsschwanz. Sancha schüttelte sich. So etwas hätte sie dem Jungen nie vorgesetzt! Blieb zu hoffen, dass es Petronilla gelungen war, die Magd Rosaire für eine Nacht zu beschäftigen. Lief Roç in diesem Zustand zu ihr, war alle List vergebens.
    Zappelig warf Sancha den Kopf auf dem Kissen hin und her, dachte an den Wahrsager auf dem Markt von Toulouse, der ihr Mut zugesprochen hatte und zwangsläufig auch an das letzte Beisammensein mit Miraval, was sie noch mehr erregte. Wie gerne wäre sie auch heute in seinen Armen gelegen. Aber es musste sein, dass Roç seine Pflicht tat. Nur das gab ihr auf Dauer Sicherheit. Merkwürdig nur, dass Miraval von Hagelstein wusste. Sancha setzte sich auf. Wer hatte diese dumme Geschichte nach Toulouse getragen? Petronilla? Nein, die war verschwiegen wie ein Regenwurm, und die anderen Damen hatten zuviel Angst. Leonora würde sich eher die Zunge abbeißen, als dass sie ausgerechnet in Toulouse über diese ... Komödie sprach. Am Ende Pater Sola?
    „Männer verschweigen fremde, Weiber eigene Geheimnisse“, hatte sie Miraval frech geantwortet, als er ihr zu neugierig geworden war. Bei Gott, hätte sie ihm vielleicht erzählen sollen, dass sie im Alter von elf Jahren einen ihr damals vollkommen Fremden gezwungen hatte, mit ihr die bittersüße Geschichte von Floire und Blancheflor aufzuführen? Es wäre zu peinlich gewesen, zu peinlich.
    Sancha musste noch immer lachen, wenn sie an die einzelnen Szenen dachte, die sie mit dem Narren nachgestellt hatte:
    Floire, der Sohn eines Maurenkönigs liebte Blancheflor, die Tochter einer geraubten Christin. Doch man trennte die beiden gewaltsam. Floire suchte verzweifelt nach seiner Geliebten und fand sie irgendwo in Babylon wieder, kurz vor ihrer Hochzeit mit einem Emir. In der Nacht verschaffte sich Floire Zutritt zu Blancheflores Turmzimmer, wo man die Liebenden in inniger Umarmung ertappte - und zum Tode verurteilte. Der Emir jedoch, gerührt von der großen Liebe der beiden, schenkte ihnen die Freiheit.
    Nun, Pedro selbst hatte sie, Sancha, in inniger, wenngleich harmloser Umarmung mit Hagelstein ertappt, nachdem Zibelda, ja, das ganze Castillo und halb Zaragoza sie überall verzweifelt gesucht hatten. Die Wachhabenden waren ziemlich rau mit dem Narren umgegangen, hatten ihn in den Kerker geworfen. Und sie, Sancha ... nun, sie hatte es sich gefallen lassen müssen, von Zibelda mit dem Finger auf ihre Jungfräulichkeit hin untersucht zu werden. „Aber er ist ein Narr, kein Mann. Er hat mir nichts getan!“, hatte sie Pedro angefleht. „Ich lege meine Hand für ihn ins Feuer!“ In ihrer Angst und überbordenden Phantasie sah sie den Narren bereits am Turmgalgen baumeln. Pedro war hart geblieben, nach einem halben Jahr erst hatte er ihren Freund begnadigt und verziehen. Die ganze Stadt hatte damals über das Vorkommnis gelacht und Hagelsteins Spruch: „ Wer hier auf Erden will gedeih`n, muss eine Zeitlang närrisch sein! “, ging dort wohl noch heute von Mund zu Mund.
    Der Narr. Sie vermisste ihn.
    Sancha zog das Hemd aus und warf noch einmal einen Blick auf ihre Brüste. Wie Marmor schimmerten sie im Mondlicht. Ein berauschendes Gefühl breitete sich in ihr aus. Ja, sie selbst war oft närrisch, das stimmte. Doch heute Nacht würde sie wirklich Blancheflor sein, die schöne Lilie.
    Da! Ein Geräusch! War Floire, der Ritter, in Liebe entbrannt, bereits auf dem Weg in ihre Turmkammer?
    Leise knarzend öffnete sich die Tür. Sanchas Herz schlug schneller.
    Roç? ... Kam er wirklich zu ihr? Zeigten die Kräuter Wirkung?
    Alles in ihr jubelte, als sie ihren Gemahl an seinen Umrissen erkannte. „Aaronstab, Eisenkraut und Rosmarin

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