Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Vorstädten. Überall bekundeten Bürger ihre Bereitschaft, bewaffnete Dienste hoch zu Ross zu leisten. Die von den Priestern verlassenen Kirchen dienten hingegen den Tausenden von Söldnern aus Navarra und dem Aspe-Tal als Unterkunft, sowie den Scharen von Fußvolk und Bogenschützen, die freiwillig aus dem ganzen Land herbeigeströmt waren, um Graf Raymond - dem Vorbild eines gerechten Fürsten, wie sie sagten - beizustehen.
Fünfhundert Ritter, alles Männer, die sich bereits hohen Waffenruhm erworben hatten, waren innerhalb kürzester Zeit geharnischt. Nicht zu zählen waren die Knappen und Knechte, die die Pferde zubereiteten, die ledernen Schilder reichten, die Helme, Lanzen und Schwerter. Eine besonders kampferprobte Truppe wurde beauftragt, die Brücke, die über den Hers führte, zu zerstören, bevor sich Montfort mit seinen angekündigten neuen Truppen vereinigte.
Als sich die feindlichen Heere endlich gegenüberstanden - ein Großteil der französischen Soldaten war wegen der halbzerstörten Brücke mutig durch den Hers auf die andere Seite geschwommen - stürmten die Kreuzfahrer in großer Zahl und mit aller Macht gegen Raymonds Ritter und schlugen sie in die Flucht.
Entmutigt kehrten die Tolosaner hinter die schützenden Mauern ihrer Stadt zurück, wo selbst noch im Château Narbonnais der laute Jubel der Feinde zu hören war, denn Montfort lagerte nun auf einem freien Feld gegenüber der Vorstadt Le Bourg .
„Wollt ihr meinen Untergang oder meinen Tod?“, rief Raymond, als seine Berater ihm vorschlugen, noch am gleichen Tag einen weiteren Ausfall zu machen. „Greife ich zuerst an, so ist mir ein erneuter Bannfluch aus Rom gewiss!“
„Bei Jesus und allen Heiligen“, rief der Graf von Foix gereizt, „das Zaudern hat schon Eurem Neffen Trencavel den Hals gekostet. Greift endlich an, Graf Raymond! Zögert nicht länger!“
Bis an die Zähne bewaffnete schnelle Reiter preschten kurz darauf rechts und links zur Stadt hinaus, um Montfort in die Zange zu nehmen. Doch abermals trieben die Kreuzfahrer die Tolosaner in die Flucht. Raymonds Ritter erbeuteten einzig drei teure Wurfgeschütze.
So wie der erste Kampftag ablief und endete – es gab zweihundert Tote auf beiden Seiten -, ging es zwei Wochen lang: Ausfälle, Gefechte, Gefangene, Verletzte, Tote. Dann traf ein, worauf Toulouse gehofft und worum es gebetet hatte: Die Versorgung der Kreuzfahrer kippte.
„Das Umland ist bis aufs Hemd ausgeplündert“, berichteten Raymonds Kundschafter, „die Franzosen murren schon. Allein mit Früchten und Saubohnen im Magen können sie nicht mehr lange kämpfen.“
Toulouse lehnte sich zurück und wartete ab. Eines heißen, hochsommerlichen Tages – die Späher erzählten später, Montfort und seine Barone hätten gerade in ihren Zelten beim Frühstück gesessen – befahl Raymond einen weiteren Ausfall. Dieses Mal verließen seine Ritter die Stadt auf einem geheimen Weg – und sie trafen die Kreuzfahrer völlig unvorbereitet an. Eine wilde Schlacht entbrannte. Zum Letzten entschlossen, ritten die Okzitanier ihre Angriffe – und hinterließen endlich beim Feind beträchtliche Lücken.
Montfort indes gab die Schuld an den schweren Verlusten Rom. „Unsere Leute sind geschwächt, sie hungern“, klagte er Hugo von Lacy sein Leid, "doch Innozenz glaubt noch immer, es genüge, die okzitanische Geistlichkeit anzuhalten, mir einen Teil ihrer Einkünfte zu überlassen. Was soll ich tun, Hugo, wenn sich die Bischöfe nicht an den päpstlichen Befehl halten? Soll ich vielleicht in ihre Paläste gehen, sie eigenhändig aus den Lotterbetten werfen und das Gold suchen, das sie dort ausbrüten?“
„Rom hat also auch deine jüngsten Gesuche auf Unterstützung abgelehnt?“
Montfort nickte grimmig. „Mit dem Hinweis auf die maßlosen Beistandsbitten, die täglich aus Palästina einträfen. Glaube mir, Hugo, keiner der Unsrigen weiß, dass meine Macht und mein Einfluss oft nicht einmal bis zur Spitze meiner Lanze reicht.“
„Aber was willst du tun, Simon? Wir sind geschwächt. Wir können nicht länger kämpfen, ohne dass es zu weiteren großen Verlusten kommt.“
„Ich werde wohl oder übel dem Waffenstillstand zustimmen, den mir der Aragón anbietet. Meine Gemahlin schreibt, seine Geisel, der kleine Jakob, sei bereits in Carcassonne eingetroffen.“
„Du unterbrichst gegen den Widerstand des Abtes den Kampf? Die Biene wird toben. Amaury und Fulco wollen Toulouse um jeden Preis, um jeden!“
„Das
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