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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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die gleiche Stunde auf meine Belohnung. So legt euch nur kräftig ins Zeug, Novizen, vielleicht kommt er ja wieder und beschenkt auch euch.“
    Sie glaubten ihm kein Wort. Doch allein die Beschreibung des hässlichen Kobolds hatte bei Damian eine merkwürdige Mischung aus Angst, Abscheu und Faszination ausgelöst, zumal es auf Brucafel nach seiner Meinung sowieso nicht mit rechten Dingen zuging.
    „Hörst du die absonderlichen Geräusche in manchen Nächten auch?“, fragte er Olivier.
    „Eine Art Gesang, dann ein einzelner verzweifelter Aufschrei?“
    „Dem ein grauenvolles Kreischen folgt. Und manchmal höre ich auch polternde Schritte über dem Dormitorium.“
    „Wo sich angeblich niemand aufhält. Ja, merkwürdig. Doch außer uns scheint es hier keinen zu stören.“
    „Ob sie an diesen Tagen das Ritual des „Kusses“ abhalten?“
    „Das krieg ich heraus!“
    Und wieder war es Pons gewesen, der ihnen auf die Sprünge half: Jedem Novizen, so der Servient, würde irgendwann mit einem langen, glühenden Eisen das Templerkreuz aufs Hinterteil gebrannt.
    Nach dieser Auskunft war die Flucht für die Novizen festgestanden.

    "Je nun, ein Mönchsarsch wollt` ich sowieso nie werden“, meinte Olivier unterwegs, „Ritter schon, aber das hat die Templer nicht interessiert.“ Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. „Ich sag dir eines, Damian, die sind allesamt krank im Kopf. Halb Engel, halb Teufel. Das Brenneisen hat sie in den Wahn getrieben. Beten wir, dass unsere Flucht gelingt. Sicherer wäre es allerdings gewesen, wir wären sofort nach Termes marschiert und beim Dorfschmied untergeschlüpft.“
    „Ich muss zurück nach Dérouca, ich muss“, sagte Damian und erschrak, als mit einem lauten Kerric zwei Vögel aus dem Dickicht aufflogen.
    „Sind bloß Bartavellen“, brummte Olivier, der vorausging und sich mit Hilfe eines langen Steckens im Wasser vorwärts tastete. „Köstliche Vögel. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen, wenn ich nur daran denke. Immerfort hieß es in den letzten Wochen: Novize, dreh den Mahlstein! Novize, miste den Stall aus! Novicius, Novicius, du erinnerst dich? Hast du auf Brucafel je ein Stück Fleisch gesehen? “
    „Nur gerochen. Bei den Rittern und den frātrēs gab es am Abend oft Geflügel.“
    „Klar, aber uns gegenüber hieß es nur immer: Wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn! Je nun“, Olivier seufzte verdrossen, hob den Stecken und streifte im Vorübergehen die Silberfäden ab, die dicht wie Frauenhaar von einem Gestrüpp herabhingen. „Jeder Vogel singt eben, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Aber mit vollem Bauch, da kann mir einer erzählen, was er will, kräht sich`s allemal besser. Sag mal, bist du sicher, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden?“
    Damian zweifelte selbst. Zwar hatte er sich vor einer Woche, vom Oberen Weingarten aus, den Bachlauf genau angesehen, aber jetzt, in der Nacht und im Bach selbst watend, sah alles ganz anders aus. Erst als er im schwachen Licht der Sterne eine bestimmte Bergformation entdeckte, und eine Burg, deren Donjon wie ein drohender Finger in die Nacht hineinragte, atmete er auf. „Ich glaub, es ist nicht mehr weit“, sagte er zaghaft. „Die Burg dort oben kommt mir bekannt vor.“
    „Vorsicht!“, Olivier machte einen Sprung zur Seite, „manche Kiesel sind so fett wie Lämmer! Wie heißt sie, die Burg?“
    „Alaric, wie der Berg. Aber der Gotenkönig war nie hier.“
    „Und wieso nicht?“
    „Weil er auf dem Ritt hierher starb. Es heißt, die Goten hätten ihn mit einem Teil seiner Schätze in einem umgeleiteten Fluss begraben. Den Rest haben sie mitgenommen und später in der Gegend um den Berg Alaric versteckt. Darunter Gegenstände aus den Truhen des Königs Salomo.“
    „Des Judenkönigs?“
    „Ja doch! Der weise Salomo und die schwarze Königin von Saba“, Damian kicherte. „Mein Großvater hatte zwei Salomo-Schmuckstücke in seinem Besitz“, prahlte er.
    „Du wetteiferst wohl mit dem Aufschneider Pons?“
    „Glaub` es oder glaub` es nicht. Ich hab dir doch erzählt, dass Montfort hinter mir her ist.“
    „Und das soll der Grund sein? Kann ich mir nicht vorstellen, Kleiner. Der Schlächter hat Besseres zu tun. Außerdem ist er schon reich wie Krösus.“
    „Mag sein, aber ... eines der alten Stücke, die mein Großvater verwahrte, ist so außergewöhnlich, dass jedermann es in seinen Besitz bringen will.“
    „Außergewöhnlich? Was verstehst du darunter?“
    „Nun, es

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