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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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will ich auch, aber nicht unter diesen Bedingungen.“
    Ungeachtet des lautstarken Protestes der Prälaten – „Mit Feiiigheit ist die Häresie nicht auszurotten!“, hatte Amaury gezetert“ - befahl Montfort die Zelte einzulegen. Doch da er sich an das Versprechen auf Beutegut gebunden fühlte, ließ er die Verwundeten zurück und zog mit seinem geschwächten Heer in die Grafschaft Foix, in das Land des verhassten Ramon, der sich mit seinen Söldnern noch immer in Toulouse befand. Dort, in Foix, fielen die ausgehungerten Kreuzfahrer zum zweiten Mal über das eingelagerte Getreide und das Vieh her, rissen obendrein die Weinstöcke aus, hieben die Obstbäume entzwei, legten Feuer an die Kornspeicher, plünderten, zerstörten, töteten.
    Montfort ließ sie gewähren. Die Vergeltungstaten besänftigten auch sein Gemüt. Irgendwann machte er sich auf nach Rocamadour, einem Felsheiligtum. Dort sank er vor der Schwarzen Madonna auf seine Knie und betete lange für seinen Seelenfrieden. Der gottgefällige Pilgerort hielt seine Männer jedoch nicht davon ab, in den Tälern ringsum ebenfalls alles zu verwüsten.
    Als die Tage kürzer wurden, verließ Montfort sein Heer und kehrte nach Carcassonne zurück.
    Unabhängig davon machten sich auch zwei Prälaten auf den Weg dorthin: Die Biene, die sich nach dem Streit beleidigt in ein Kloster bei Cahors zurückgezogen hatte, und Bischof Fulco, der Montfort seit der Belagerung von Toulouse heimlich überwachen ließ.

3.

    Nachdem eine Woche in Brucafel wie die andere verging, ohne dass jemand mit ihnen über ihre Probezeit und ihre Zukunft gesprochen hätte, aber mit jedem Tag die Gefahr wuchs, den „Kuss“ der Templer entgegennehmen zu müssen, beschlossen Olivier und Damian abermals das Weite zu suchen. In der nächstbesten Neumondnacht, nach der Komplet, stahlen sie sich davon, indem sie im Schutz rauschender Buchen über die Sandsteinmauer kletterten. Zehn, elf schnelle Schritte waren es nur bis hinüber zum Kiefernwäldchen, hinter dem jener von Weiden, Tamarisken und Schilf geschützte Bachlauf lag, der die Freiheit bedeuten konnte. Um auf dem staubtrockenen Pfad keine Fußspuren zu hinterlassen, wateten sie im knietiefen Wasser.
    „Kobold-Pons hat mir versichert, dass uns allenfalls die Peitsche droht, wenn sie uns schnappen“, flüsterte Olivier, nachdem sich Damian ständig ängstlich umsah. „Und dann jagen sie uns unehrenhaft davon. Aber mehr verlangen wir ja gar nicht, oder?“
    Kobold-Pons, besser Pons aus Pézenas, war der einzige Dienende Bruder in Brucafel gewesen, der mit ihnen geredet hatte. Er war nach eigener Auskunft zwei Wochen nach ihnen hierher strafversetzt worden und beaufsichtigte sie seitdem. Sein Spottname ging auf eine lächerliche Geschichte zurück, mit der er die Novizen offenbar auf den Arm hatte nehmen wollen. Er stünde täglich zu einer bestimmten Zeit vor dem Refektorium, hatte er ihnen wie beiläufig erzählt, um dort auf einen Kobold und das Einlösen seines Versprechens zu warten.
    „Auf einen Kobold?“ Olivier und Damian, zum Putzdienst eingeteilt, lachten.
    „Nun, es handelt sich um ein sehr entstelltes Ungeheuer“, berichtete Pons eilfertig, „bekleidet mit einem grasgrünen Wams und einem roten Kopfputz von der Art der Sarazenen. Das Antlitz fast menschlich, doch von der Hüfte abwärts hat es haarige Beine und Füße wie riesige Krallen!“
    Auf Oliviers spöttische Nachfrage, was er, Pons, denn mit einem solchen Untier zu schaffen hätte, außer, dass er von ähnlicher Hässlichkeit wäre, trat ihm der Servient kräftig ins Hinterteil, so dass der Wassereimer überschwappte. Dann erzählte er ihnen eine haarsträubende Geschichte: Kurz nach seiner Ankunft sei er selbst einmal zum Putzen eingeteilt gewesen. Und da habe plötzlich dieser Kobold hinter ihm gestanden und ihm zum Dank für seine Mühe eine wundersame Schale versprochen, geschnitzt aus einem einzigen grünen Edelstein.
    „Und das willst du uns glauben machen?“ Olivier lachte. „Wo ist diese Schale? Zeig sie uns, Bruder!“
    Pons senkte verschämt den Blick, wobei seine spitze Nase fast an sein vorstehendes Kinn stieß. „In der Nacht, in der ich mich mit dem Kobold verabredet habe“, flüsterte er, sich vorsichtig nach zwei Rittern umsehend, die mit schweren, ausholenden Schritten den Hof in Richtung Pferdestall überquerten, „bin ich in einen merkwürdig tiefen Schlaf gefallen, aus dem ich erst am Morgen erwachte. Nun warte ich hier nahezu täglich um

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