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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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handelt sich ...“, Damian sicherte sich nach allen Seiten ab. „Es handelt sich um ein goldenes Rad. Ein Rad, das in der Mitte geteilt werden kann, so dass zwei Räder daraus werden. Meine Mutter trug es an einer Kette um den Hals. Sie nannte es ihr Schicksalsrad.“
    „Na und? Meine Mutter trug auch goldenen Schmuck.“
    „Mit dem Rad hat es aber eine Bewandtnis. Und Boson, der Abt, wusste darüber Bescheid. Aber wehe, wenn du einer Menschenseele davon erzählst!“
    „Dummkopf, wir haben die frérèche geschlossen! Selbst wenn mir die Templer mit glühender Kohle den Arsch küssten, käme kein Wort über meine Lippen. Also willst du dieses Rades wegen nach Dérouca zurück?“
    Damian bückte sich, um sich an der Wade zu kratzen. „Nein. Es ist in Sicherheit. In einem Versteck, an das keiner rankommt. Aber Mutter hat mir eine Botschaft hinterlassen. Deswegen muss ich noch einmal ... Warte, ich muss mich schon wieder kratzen!“
    „Verdammt, was hast du nur immerfort?“
    „Meine Beine jucken und brennen, als wenn ich in die Nesseln gefallen wäre. Spürst du denn nichts?“, jammerte Damian mit verzweifelt hoher Stimme.
    „Je nun, im Wasser gibt`s keine Nesseln!“ Olivier stakste weiter. „Eines verstehe ich nicht: Eure Magd saß mit dem Knecht im Flachsfeld, als Montforts Soldaten kamen. Sie hatte doch gar keine Gelegenheit, noch einmal mit deiner Mutter zu sprechen. Wenn sie nur nicht über den ganzen Schrecken den Verstand verloren hat!“
    „Hm ... Bleib noch einmal stehen, bitte!“
    Olivier drehte sich um. Doch als Damian mit einem " Matre Dieu! “ aus dem Bach stürzte und wie panisch die Böschung hinaufjagte, reichte es ihm. Er setzte ihm nach und warf ihn, als er ihn an der Schulter zu fassen bekam, zu Boden. „He, he, bist du vollends verrückt geworden?“
    Damian zappelte um sein Leben, wand und krümmte sich und quiekte so laut, dass Olivier ihm eine Ohrfeige versetzte. „Willst du wohl still sein, Dummkopf!“ Doch als er die Waden seines Freundes untersuchte, begann er breit zu grinsen. „Kein Wunder, dass dir das Fell juckt ...“
    „Lach doch nicht, das brennt wie Feuer", klagte Damian, "und da sind lauter dicke ...“
    „ ... Blutegel“, beruhigte ihn Olivier, „ja, ja, und wenn du nicht augenblicklich Ruhe gibst, fressen sie dich auf.“ Mit großer Sorgfalt befreite Olivier seinen Freund von den fetten, schwarzen Raupen und wischte ihm anschließend mit Moos das Blut von den Beinen. „Los, wir müssen weiter, bevor die Templer uns vermissen. Zwar hab ich bei Pons eine falsche Spur gelegt, aber ...
    „Still!“, rief Damian. Er legte die Hand hinters Ohr.
    „Was ist? Ich hör nichts! Nur Gequake. Vielleicht hat ja der Kobold die Templer in Unken verwandelt.“ Er lachte.
    „Nein, es ist der Froschteich; wir sind da! Dem Heiligen Nikolaus sei gedankt, dass ich nicht mehr in diesen blutrünstigen Bach steigen muss.“
    Sie erklommen die Anhöhe, überquerten in gebückter Haltung eine taufeuchte Wiese - dann standen sie am Ufer des Weihers, wo sie im Schilf für eine Weile in die Hocke gingen. Der See, schwarz und glänzend wie Witwenstein, sah verwunschen aus. Begleitet vom trutrutru-pörrü eines ihnen unbekannten Vogels und dem müden Gequake einzelner Frösche beobachteten sie aufmerksam das zerstörte Gut und die umliegenden Felder. Es roch brackig und brenzlig in einem.

    Elize von Montfort, die neue Herrin von Carcassonne, besaß nach eigener Überzeugung ein weiches Herz. Daher war es für sie eine Selbstverständlichkeit, auch dem rothaarigen Jakob, der kleinen Geisel aus Aragón, viel Güte angedeihen zu lassen: Sie befahl, dass man ihr den Knaben zweimal am Tag vorführte, damit sie sich von seiner Gesundheit und seinen Fortschritten überzeugen konnte. Im Falle der Gefangenen Rocaberti hatte es etwas länger gedauert, bis sie der Adligen ein schlichtes, aber dennoch standesgemäßes Gemach im Palatium zuwies. Dass dieses Tag und Nacht streng bewacht wurde, während Simon im Feld war, verstand sich von selbst. Elize kannte ihre Pflichten. Sie war nicht nur Simons Gemahlin, sie war auch seine treueste Soldatin. Umso mehr fühlte sie sich geehrt, als Simon sie drei Tage nach seinem Eintreffen bat, als stumme Beobachterin an dem Verhör der Adligen teilzunehmen.
    „Sehr gerne“, sagte sie. „Ich nehme an, du hast gewichtige Gründe für dieses ungewöhnliche Mandat?“
    „Mein guter Hugo ist nicht hier, also sorge ich mit deiner Präsenz für Ausgewogenheit“,

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