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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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anstimmte.
    „ Rerum Creator, poscimus“, summte Damian mit . Merkwürdig, dass Pons über den Schädel des Täufers, der hier hochverehrt wurde, nie ein Wort verloren hatte. Erst dieser Hervé hatte ihnen erzählt, dass der Caput in grauer Zeit, gemeinsam mit dem rechtem Zeigefinger des Täufers ins Abendland gebracht worden war, wie auch die eine Hälfte der heiligen Dornenkrone - die aber gar nicht aus Dornen, sondern aus weißen Meeresbinsen gefertigt war.
    Wieder donnerte es entfernt.
    „Ut protua clementia ...“ , sang Damian leise und nun fielen auch die anderen Novizen in den Hymnus ein. „Sis praesul et custodia ...“ Weiße Meeresbinsen. Der weiße Rittermantel der Templer. Er sah edel aus. Was, wenn es sich mit dem Kuss so verhielt wie mit dem Kobold? Aber wie konnte er Olivier davon überzeugen, dass sie für immer hierblieben? Gab es denn irgendwo eine bessere Ausbildung zum Faidit, als wenn man bei den Templern lernte, mit dem richtigen Schwert zu kämpfen? Die achtzig Silber-Derniers der Mutter. Damit hätten sie sich in Brucafel einkaufen können. Aber ob die stolze Ritterschaft einen „Niemandssohn“ wie ihn überhaupt aufnahm?
    Unvermittelt tippte ihm jemand auf die Schulter. Damian fuhr herum. Nicht Olivier stand hinter ihm, wie er es erwartet hatte, auch nicht der Kaplansbruder, sondern ein ihm namentlich unbekannter Templer. Das schmale, kantige Gesicht tiefgebräunt, tintenschwarz der dichte, kurzgeschnittene Bart.
    Damian sprang von der Mauer, verbeugte sich und grüßte nach Vorschrift.
    „Folge mir“, sagte der Ritter ruhig. „Der Präzeptor will dich sprechen.“
    Damian erschrak. Und weil gerade Olivier über den Hof eilte, hob er rasch den Arm, um dem Freund ein Zeichen zu machen.
    „Nein. Nur du allein“, sagte der Templer. Er fasste ihn hart bei der Schulter und schob ihn bis zum Eingang des Karreeturms vor sich her.
    Als Damian eintrat, standen ihm zwei fremde Kaufleute gegenüber, die ihn neugierig musterten. Der eine jung, schlank und hochgewachsen, der andere einen Kopf kleiner, ebenfalls schlank, aber um etliches älter.
    Damians Herz schlug plötzlich schneller. Hatte Mutter die Männer geschickt? Oder vielleicht Fünfei, der treue Freund Villaines?
    Der Präzeptor erklärte ihm, dass Raymond, der Graf von Toulouse, einen neuen Schildknappen suche. Die Wahl sei auf ihn gefallen.
    Misstrauisch blickte Damian von einem zum anderen. Eine weitere Falle? „Nein“, sagte er schroff. Nur dieses eine Wort.
    „Es liegt nicht an dir, das hochherzige Angebot des Grafen von Toulouse auszuschlagen“, erklärte ihm der Präzeptor in aller Ruhe. „Die Sache ist beschlossen. Das Geld deiner Mutter, das wir in Verwahrung haben, erhältst du zurück.“
    Damian schluckte und wandte sich in höchster Verzweiflung an die Fremden. „Senhors, ohne meinen Freund kann ich nicht mit Euch ziehen. Wir sind Faidits und wollen unsere Güter zurückerobern, die uns die Franzosen gestohlen haben!"
    Nun lachte der Präzeptor hart auf. „Dérouca gehörte deiner Mutter nicht, Junge! Ihr lebtet dort, weil wir es euch erlaubten.“
    Der jüngere Herr hob die Hand. „Wie ist der Name deines Freundes, sprich!“
    Doch Damian schüttelte nur stumm den Kopf. Schon, dass ihm das mit den Faidits herausgerutscht war, konnte er sich nicht verzeihen. So griff er zu einer Angewohnheit, die er sich von Kobold-Pons abgeschaut hatte, und sah mit zusammengekniffenen Augen am Fragesteller vorbei.
    „Es handelt sich um Olivier von Termes“, antwortete der Präzeptor an seiner Stelle.
    Damian beobachtete, wie sich die Fremden einen überraschten Blick zuwarfen.
    „Der Sohn des Ramon von Termes?“, fragte der Jüngere nach.
    Der Präzeptor nickte. Dann schickte er Damian vor die Tür.
    Als man ihn wieder hereinrief, stellte sich der Jüngere als Graf Roç von Toulouse vor. „ Einverstanden", sagte er knapp, "ihr könnt beide mit mir kommen. Ein treuer Freund ist selten. Doch höre zuvor meine Bedingungen: Ihr habt euch mir zu unterwerfen; ihr begleitet mich im Krieg und im Frieden auf all meinen Wegen; ihr dient mir, seid mir beim Anlegen der Rüstung behilflich, haltet meine Waffen instand, versorgt meine Pferde. Ausgestattet werdet ihr mit jeweils einem eigenen Schild, einer Rüstung, einem Kurzschwert. Habt ihr das einundzwanzigste Lebensjahr erreicht und euch durch Mut und eiserne Treue ausgezeichnet, so empfangt ihr den Ritterschlag - die Schwertleite - und seid frei.“ Der junge Edelmann schmunzelte,

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