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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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betrat mit schwungvollem Schritt eine junge Magd die Halle, die auf dem Kopf einen großen Laib Brot trug, bei dessen Anblick Miraval das Wasser im Mund zusammenlief, zumal es wie reinster Honigsalm duftete. Die Magd grüßte fröhlich, richtete ein paar leise Worte an die Frau am Webstuhl, die ihr sehr ähnlich sah, und verließ den Raum durch eine Seitentür.
    Endlich öffnete sich die breite Pforte am Hallenende, die offenbar in das Ladengeschäft der Fabris führte, denn Miraval sah im Hintergrund ein hohes Regal mit bunten Stoffballen.
    Mit fragendem Blick trat ein älterer Herr auf ihn zu, dessen scharfes Profil Miraval an das seines längst verstorbenen Vaters erinnerte: Ernst, streng, nach innen gerichtet. Der alte Mann war gut gekleidet. Er trug ein hüftlanges warmes Wams aus grauem Barchent, dunkle Beinlinge und weiche, hohe Filzstiefel. Den Kopf bedeckte ein schwarzes Barett. „Ich bin Prades Fabri“, sagte er, das Empfehlungsschreiben in der Hand. „Ihr kommt aus Toulouse?“
    Miraval verbeugte sich. „Ramon von Lagleize“, stellte er sich mit einem falschem Vaternamen vor. „Ich wollte eigentlich zu Gaufred Fabri ...“
    „Nun, mein Sohn ist nicht in der Stadt“, sagte der Alte leise. „Ich habe das Schreiben zwar gelesen, das Ihr mitgebracht habt, weiß indes nicht, ob und wie ich Euch weiterhelfen kann. Es ist ...“, vorsichtig blickte er sich um. Der Webstuhl schlug, die Kardätschen ratschten ... „es ist nicht einfach für uns, hier in Carcassonne. Ihr versteht?“
    „Vielleicht sollte ich besser Quartier in einem Gasthaus nehmen?“
    Fabri wiegte unentschlossen den Kopf. „Nein“, sagte er und trat noch einen Schritt näher an Miraval heran. „Balthus ist der Brudersohn meiner verstorbenen Frau Mondinette. Sie würde es mir nie verzeihen, wenn ich Euch unverrichteter Dinge wegschickte. Lasst uns nach Einbruch der Dunkelheit über unsere ... Geschäfte sprechen. Wir nehmen das Nachtmahl auf meiner Kammer ein, dort sind wir ungestört. Euren Diener schicken wir einstweilen in die Foghana, dort ist es warm und da kann er mit den anderen Bediensteten essen. Azéma!“, rief er mit lauter Stimme und klatschte in die Hände. Die junge Magd trat ein, leider mit leeren Händen, dafür wies sie dem Diener den Weg in die Küche. Prades Fabri selbst führte Miraval in den ersten Stock, in eine geräumige Kammer, durch die - der Troubadour frohlockte inwendig – ein wärmender Kaminschacht lief. Heute nacht würde er nicht vor Kälte bibbern.

    „Nun“, hub Prades zu reden an, als sie am Abend beieinander saßen, „Balthus hätte Euch wohl nicht zu meinem Sohn geschickt, wenn Ihr nicht auch ein Anhänger der Entendensa del be , dem katharischen Verständnis vom göttlichen Guten wärt, nicht wahr?“
    Miraval nickte. „Ja, Sénher, das verhält sich so. Bitte entschuldigt, dass ich Euch nicht mit dem Benedicite begrüßt habe. Aber man hat mir bedeutet, es wäre zu gefährlich.“
    Fabri seufzte. „Ihr habt gut daran getan, auf diesen Rat zu hören. Wir berühren uns allenfalls mit dem kleinen Finger - dem Seelenfinger -, wenn wir uns begegnen; darüber hinaus sind wir bemüht, die religiösen Pflichten der römisch-katholischen Kirche zu erfüllen. Es ist pure Heuchelei, aber wir müssen doch auch Rücksicht nehmen auf unsere rechtgläubigen Nachbarn, Bediensteten und die Geschäftsfreunde, nicht wahr? Sollen sie denn alle mit uns brennen?“
    „Ja, wir tragen derzeit überall unser fatum “, antwortete Miraval unbestimmt. „Euer Sohn befindet sich auf einer Geschäftsreise?“ Er tunkte das knusprige Brot in die Fischbrühe. Seit dem Verzehr einer köstlichen, in Wein gesottenen Aude-Forelle ging es ihm wieder gut.
    „Ja und nein. Mein Sohn Gaufred ...“, Fabri schenkte ihm Wein und Wasser nach, "nun, er musste sich in Sicherheit bringen. Er war der Anführer derjenigen, die seinerzeit unseren katholischen Bischof Bérenger aus der Stadt gejagt haben. Ihr habt vielleicht davon gehört?“
    Miraval ging ein Licht auf. „Das war Euer Sohn?“
    Fabri nickte ernst. „Solange der gute Trencavel uns beschützte, bestand kein Grund zur Flucht, aber jetzt ... nun, Gaufred führt seit zwei Jahren unsere Geschäfte von der Lombardei aus.“
    „Das kann Euch auch zum Vorteil gereichen, aber den Sohn auf nicht absehbare Zeit entbehren zu müssen, ist hart.“
    „Versteht mich recht, Sénher. Ich verdamme ihn nicht ob seines Verhaltens. Die ganze Stadt war höchst aufgebracht über die

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