Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
Vom Netzwerk:
dann küsste er sie links und rechts auf ihre Wangen, dass es nur so schmatzte. „Ich muss wieder los, der Konnetable und die neuen Söldner warten auf Anweisungen. Wir werden uns nicht mehr sehen vor eurer Abreise. Seid alle miteinander Gott befohlen! Und viel Glück in Montpellier!“
    Mit diesen Worten verließ er wie befreit, ja, fast fluchtartig die Kemenate, so dass Sancha gar nicht mehr dazu kam, ihn und Toulouse unter den Segen Gottes zu stellen.
    Wie versteinert stand sie da. Es war und blieb hoffnungslos. Roç schätzte sie als mütterliche Freundin, küsste einzig ihre Wangen. Und Miraval? Nun, dem war sie erneut keine Zeile wert gewesen.

    Ein leiser Nieselregen fiel vom Himmel, doch es fehlte die Zeit, auf besseres Wetter oder gar auf die Ermächtigung aus Zaragoza zu warten. Sie mussten reiten. Montforts Truppen nahten bereits. Einmal mehr war Sancha dankbar für Petronillas Umsicht und Zuverlässigkeit. Während Gala - die Wangen hektisch gerötet, die Haare ein Wirrwarr aus dunklen Locken – aufgeregt um die überquellenden Bündel herumsprang, die sie mitzunehmen gedachten, war Petronilla die Ruhe selbst. Ihre Dame, Mitte dreißig, schlank und hochgewachsen wie sie, Sancha, klagte nie und war meist guter Dinge. Doch in ihr Herz ließ sie niemanden sehen. Sancha beneidete sie oft um ihren Gleichmut und ihre festen, zupackenden Hände, die gewissermaßen ihr Innerstes nach außen trugen.
    Ein halbes Dutzend bewaffnete Soldaten geleitete ihren Zug, sowie zwei Knechte, zu deren Aufgaben es gehörte, die Pack- und die beiden Passgängerpferde, zwischen denen die Sänfte schaukelte, zu versorgen. Sancha hatte befohlen, dass die Vorhänge geschlossen blieben. Kein Tolosaner sollte merken, dass sie die Buhlin ihres Gemahls aus der Stadt schaffte, das ließ ihr Stolz nicht zu. Zwar war sie an ihr Versprechen gebunden, aber sie wollte sich dennoch nichts zumuten, was über ihre Kräfte ging, zumal die Magd – wie sie sich endlich überzeugt hatte – eine sanfte Schönheit war, während sie, Sancha, noch immer ihre Nase vor manchen Leuten versteckte, und häufig von ihrem Naturell beherrscht wurde.
    Die Krähe badet stets mit Fleiß, doch hilft es nichts, sie wird nicht weiß ... Das stimmte. Aber jetzt trug die Krähe Verantwortung und brauchte fortan ihre ganze Kraft. Schließlich führte der Ritt auch durch Ländereien, die inzwischen Montfort gehörten. Lange hatten sie überlegt, ob sie überhaupt die Via Tolosana, die alte Pigerstraße, nehmen sollten, doch die Vorteile hatten die Nachteile überwogen: Vor allem gab es etliche Stationen auf dem Weg, wo man ein Nachtquartier fand und die Straße war auch bei schlechtem Wetter passierbar.
    Sancha warf einen prüfenden Blick auf die Knappen, die stolz wie Löwen auf ihren Pferden saßen. Beide trugen sie unter dem härenen Zeug den leuchtendroten Tolosaner Wappenrock.
    „He, he, Rache für Termes und Carcassonne“, hörte sie Damian ungestüm rufen, worauf Olivier den Kopf herumriss und auflachte, dass seine Zähne nur so blitzten. „Das Abenteuer kann beginnen, Kleiner!“
    „Von wegen Kleiner! Du kriegst gleich eines auf die Nase!“
    Sancha schmunzelte. Damian war tatsächlich gewachsen in Toulouse, in jeder Hinsicht.

10.

    Arnaud Amaury hatte sich in Rom durchgesetzt: Für seinen herausragenden Eifer zur Förderung des Kreuzzugs war ihm eines der bedeutendsten Erzbistümer des Südens zugesprochen worden: Die alte Stadt Narbonne. Doch "die Biene" wollte mehr ...
    Auf seiner roten, mit bunten Wappen bemalten Galeere, die mit flatternden Wimpeln bestückt war, ließ sich Amaury auf der Garonne in das durch eine doppelte Wagenburg geschützte Heerlager Montforts bringen. Die mit hohen Mauern umgebene kleine Stadt Muret, dreieckförmig angelegt, lag am linken Ufer der Garonne, nur fünf Meilen flussaufwärts von Toulouse. Burg und Stadt gehörten ursprünglich dem Grafen von Comminges. Vor der Ankunft der Kreuzfahrer hatten sich sämtliche Einwohner nach Toulouse geflüchtet und hinter sich die einzige Brücke in Brand gesetzt. Montfort hatte sie wieder herrichten lassen und sich mit einer kleinen Garnison in der für ihn günstig gelegenen Stadt verschanzt, um von dort aus seine Überraschungsangriffe auf Toulouse zu führen.

    Bei seiner Ankunft ließ sich der frischgebackene Erzbischof von Narbonne - Amaury trug seitdem ein violettes Scheitelkäppchen, einen gleichfarbigen Rock aus griechischer Seide, darüber eine Mozetta - also ein

Weitere Kostenlose Bücher