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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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dann auf seinen Bruder, der leichenblass war.
    Guido schluckte. „Weißt du, was du da behauptest, Koch?“
    Der Koch rang die Hände. „Es kann mich den Kopf kosten, Sires, den Erzbischöflichen eine solche Schandtat anzuhängen. Aber weshalb sollte ich lügen? Der Junge - Ihr seht doch, in welchem Zustand er sich befindet!“ Über die Wangen des Kochs liefen Tränen. „Und ich hätte ich nie gewagt, Euch vor der Abendandacht zu stören, Sires, wenn es sich nicht um … um Eure Soße gehandelt hätte, Sires. Ihr habt sie heute Morgen bei mir bestellt.“
    „Wenn es sich nicht um was ...?“ Montfort fuhr ein Schauer über den Rücken. Amaury! , dachte er, Amaury! Du ehrgeiziger Teufel! Gehst über Leichen. Er eilte ins Freie und befahl seinen Knappen, den Leibarzt zu holen. „Lauft schnell!“
    Da trat Guido an ihn heran. „Zu spät, Simon, der Geselle ist bereits tot“, sagte er leise.
    Der Küchenmeister heulte auf.

11.

    Endlich regnete es nicht mehr auf ihrem Ritt in die Berge, doch das Wetter war noch immer unfreundlich und kühl. Selbst die Stimmung unter den Knappen war trüb, nachdem sie abermals durch Weiler gekommen waren, in denen die Kreuzfahrer ihre Spuren hinterlassen hatten: In vielen halbzerstörten Hütten hausten offenbar nur noch Ratten und Vögel. Grabhügel über Grabhügel am Straßenrand. Halbverwilderte Kinder - oft so mager wie die einzige Ziege, die sie mit sich führten. Schreiend liefen sie vor ihnen davon. „Die Franzosen kommen zurück!“ Wer wollte es ihnen verdenken.
    Rings um die Weiler sah es nicht viel besser aus: Verheerte Wiesen und Gründe, zerstörte Bogenbrücken, rote Felder, die aufgequollenen Zungen glichen, schwarzverbrannt hingegen die Äste der Obst- und Ölbäume.
    Sancha war entsetzt. Ein solches Elend hatte sie sich nicht vorgestellt. War das der Preis für die religiöse Toleranz der Tolosaner? Hatte Pedro nicht doch recht, wenn er die Häresie mit der Todesstrafe belegte, um sein Land und seine Leute vor einem solch “christlichen“ Überfall zu schützen?
    Dann jedoch dachte sie wieder an Miraval, der im Herzen auf Seiten der Armen stand und in Sachen Häresie Rom die Schuld zusprach. Rom, in dessen Gebälk es derzeit gewaltig knirschte. Obendrein war der Papst zu jung. Das sagte jeder … Sancha zügelte ihr Ross und schloss für eine Weile die Augen. Das Herz tat ihr weh vor Sehnsucht nach Miraval. Ob er gerade an sie dachte? Kehrte er in diesem Augenblick nach Toulouse zurück, würde er vergeblich nach ihr Ausschau halten.
    In der Nacht darauf – sie waren in einer einfachen Herberge untergekommen - erkrankte Rosaire. Die Magd hatte schon zwei Tage übelst gehustet und glühte nun vor Fieber. Voller Angst klopfte Gala an Sanchas Kammer, eine brennende Talgkerze in der Hand. Sancha ließ Hagelstein rufen.
    „Du musst ihr helfen, Falk“, drängte sie ihn und gestand ihm erstmals, die Verantwortung für das ungeborene Kind ihres Gemahls übernommen zu haben.“
    Erstaunt hob der Narr die Brauen. „Verlasst Euch auf mich, Sancha“, sagte er, nur diesen einen Satz. Und er machte sich mit den Knappen mitten in der Nacht auf den Weg, um in einem entfernten Kloster Weidenrinde, Fenchel und Huflattich zu kaufen, weil ihm seine Vorräte zu Ende gegangen waren. Zwei Tage später ging es Rosaire schon besser und sie ritten weiter.
    Wie ein Florschleier lag die Düsternis auch über den ausgedehnten Weinbergen von Béziers, durch die sie der Weg am letzten Tag ihrer Reise führte. Knorrige dunkle Weinstöcke soweit das Auge reichte, denen man die zügellose Kraft nicht ansah, die bald aus dem Rebholz brechen würde. Von den umliegenden Bergen geschützt, waren diese Weingärten Montforts Truppen bislang entgangen.
    Damian deutete nach Osten, wo sich hinter durchscheinendem Grau ein dunkler Keil hervortat. „Ist das der Wohnsitz der Kastellanin?“
    Der Führer drehte sich um und nickte.
    „Reitet voraus“, befahl ihm Sancha. „Und meldet unsere Ankunft!“
    Am Fuß des dicht bewaldeten Berges überquerten sie eine Bogenbrücke, unter der ein tosender Gebirgsbach schäumte, dann stießen sie auf wild übereinander getürmte und mit Moos und Flechten bewachsene Felsbrocken. Zwischen den Steinen leuchtete kräftig rosarot der Seidelbast.
    „Zeiland!“, warnte Hagelstein, und Olivier, der sich unterwegs mehrmals mit dem Narren gestritten hatte, gab ihm ausnahmsweise recht. Mit lauter Stimme, denn der Bach rauschte und gurgelte, erzählte der Knappe vom

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