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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Myrrhe – Amaurys und Fulcos Wahn – hatten sie disputiert. Die offene Aussprache hatte Simon gut getan.
    Guido, einen Kopf kleiner als sein Bruder, versuchte erneut beruhigend auf ihn einzuwirken. „Eine feine Nötigung war das, Simon. Indes glaube ich nicht, dass Amaury seine Drohung wahrmacht.“
    „Ich weiß nicht, Guido ... Er ist unberechenbar. Komm mit!“ Er schob den Bruder in den Teil des Zeltes, wo das Spannbett stand. Dort senkte er die Stimme. „Ich habe einen Plan, mit dem ich Amaury eines auswischen könnte und du musst mir dabei helfen.“
    „Also, was soll ich für dich tun, Simon?“
    „Nimm dir morgen, vor Sonnenaufgang, eine Handvoll Soldaten und reite mit ihnen nach Saint-Polycarpe. Heimlich, natürlich. Keine Sorge, Fulco ist derzeit nicht im Lager. Sieh zu, dass du das Haus des Abtes findest. Ich zeichne dir nach der Abendmesse einen Plan.“
    „Aber die Dörfler werden inzwischen alles noch Brauchbare beiseite geschafft haben.“
    „Nach meiner Erinnerung brannte das Haus des Abtes nicht, es kohlte nur. Halte Ausschau nach dem Eingang und dort nach einem Balken oberhalb des Türsturzes.“
    „Einem Balken? Machst du Witze?“ Guido lachte auf.
    Montfort schüttelte den Kopf. „Auf der Innenseite dieses Balkens sollen sich Zeichnungen befinden. Das hat mir Alix von Rocaberti gestanden. Und ich glaube, sie hat die Wahrheit gesagt. Den Jungen selbst können wir nicht befragen, der scheint spurlos verschwunden zu sein, wenngleich ich den Eindruck habe, Amaury weiß genau, wo er steckt.“
    „Nun, wenn du der Biene damit eins auswischen kannst, schau ich mich besonders gründlich um.“
    „Ich könnte diesen Balken nämlich auch als Pfand gegenüber Amaury einsetzen“, sagte Montfort nachdenklich. „Dann werden wir ja sehen, was Seiner Herrlichkeit mehr wert ist: das Herzogtum Narbonne oder dieses verdammte Tor. Nimm am besten eine Säge mit!“

    Als sich die Montfort-Brüder gegen Abend auf den Weg zur Zeltkapelle machten, kam ihr Mundkoch auf sie zugestürzt. Er fiel auf sein Knie. „Kann ich mit Euch allein reden, Sires, irgendwo, wo uns keiner hört?“, fragte er, fast atemlos. „Es ist etwas eingetreten, das Ihr unbedingt wissen müsst.“
    Er führte Simon und Guido in den schmalen Übergang, der das Küchen- vom Vorratszelt trennte. Dort stöhnte jemand laut. Der zweite Koch, das Gesicht rot wie eine überreife Hagebutte, kniete im Stroh und beugte sich über einen der Küchenhelfer, der wie eine Gebärende stoßweise keuchte, die Augen angsterfüllt aufgerissen.
    „Was hat der Mann?“, fragte Montfort, die Stirn gerunzelt, „Die Heeresseuche?“
    Der Mundkoch schüttelte den Kopf. „Am Nachmittag kamen zwei Diener des Erzbischofs zu mir“, erzählte er ganz aufgeregt, „um die bestellten Brathühner abzuholen, die sie mit auf die Galeere nehmen wollten. Das Geflügel war noch nicht ganz fertig, und die beiden begannen, mich und meinen Gehilfen zu foppen. Andauernd steckten sie ihre Nasen in unsere Schüsseln", klagte der Koch. „Vor allem der eine, ein frecher Kerl, mit dem Gesicht eines ...“
    „Komm zur Sache!“, ermahnte ihn Guido.
    „Aber das alles ist wichtig, damit Ihr versteht, Sires! Ich schuppte den Fisch, mein Geselle bereitete die Mandelsoße vor. „Ei, für wen ist denn diese feine Jerusalemspeise bestimmt“, fragte einer dieser Kerle neugierig. Ich verriet nichts, warnte ihn vielmehr, die Finger vom Tisch zu lassen, im anderen Fall würde ich mich beim Erzbischof über ihn beschweren. Nun wurde der zweite frech. Ein Wort gab das andere, bis mir der Geduldsfaden riss. Ich verwies sie beide des Zeltes. Erst als die Hühner fertig waren, bat ich sie wieder herein. Mein Geselle packte das Geflügel in die Körbe und wir waren beide froh, als die Erzbischöflichen von dannen zogen.“
    „Und weiter!“
    „Nun, nach dem Durchseihen goss mein Geselle die Mandelsoße in einen Tiegel und stellte diesen aufs Feuer. Er hatte indes in der Aufregung vergessen, die Soße abzuschmecken und holte das jetzt nach.“
    „Herrgott im Himmel, geht es wirklich nicht schneller, Küchenmeister!“, donnerte der Graf.
    Der Koch nickte hastig. „Gewiss, Sire. Er nahm den Löffel, kostete. Plötzlich schrie er auf. Es brenne, brüllte er, sprang hin und er, spuckte, wedelte mit beiden Händen. Zuerst dachte ich, er habe sich nur die Zunge verbrannt. Aber ... aber dem war nicht so.“
    „Gift?“ Simon von Montfort war entsetzt. Er warf einen Blick auf den Gehilfen,

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