Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
ängstlichen Bischöfe – Fulcos Gottvertrauen war nicht auf sie übergegangen - flehten ihn an, er möge doch unverzüglich den König von Aragón aufsuchen und ihn inständig bitten, nicht gegen die Kirche zu kämpfen. Es sei absurd, jammerten sie, dass zwei Heere gegeneinander zögen, deren Anführer auf derselben Glaubensseite stünden.
Montfort bezweifelte indes, dass Pedro einen Vergleich akzeptierte. Dieser Krieg, meinte er, ohne einen tiefen Seufzer zu unterdrücken, sei ein unversöhnlicher. Dennoch ließ er einen Boten schicken. Doch schon als der Reiter die Mauern von Muret verlassen wollte, drangen Bewaffnete ein, zu Pferd und zu Fuß, und es entstand ein großer Tumult.
„Es ist zu spät, Ihr hört es selbst“, sagte Montfort zu den Prälaten. „Aber sorgt Euch nicht, auch wenn es uns an Soldaten mangelt, auf unsere starken Rösser ist Verlass! Unsere Widersacher haben nur leichte Araberpferde mitgebracht. Das wird ihnen im Zweikampf den Kopf kosten. Also erteilt uns die Erlaubnis zum Kämpfen und Euren Segen. Wir haben nur noch für zwei Tage Verpflegung.“
Nur widerstrebend stimmten die Bischöfe zu.
Am nächsten Morgen wurde es ernst: Dominikus von Guzmán lag in der Rosenkranzkapelle von Muret auf den Knien, um zu beten. Der Bischof von Comminges hingegen hatte sich auf ein Podium bemüht und segnete mit einem langen Kreuz - das einen Splitter des echten Kreuzes Jesu enthielt - die an ihm vorüberziehenden Ritter und Soldaten. Mit sich fast überschlagender Stimme versprach er ihnen, am Jüngsten Gericht als Bürge aufzutreten, so dass keiner, der in dieser Schlacht zu Tode käme, eine Strafe im Fegefeuer abzubüßen hätte. „Alle werden augenblicklich die Freuden der Märtyrer erlangen!“ Nicht wenige zweifelten und verlangten, dass andere Bischöfe diese Zusicherung wiederholten.
Am Abend legte Montfort zwei für ihren besonderen Mut bekannten Rittern - Alain von Roucy und Florent von Ville - seinen Plan offen. Als sie sich trennten, schworen sie ihm, so zu handeln, wie er es ihnen vorgegeben hätte.
Es war noch dunkel draußen, da kleidete sich Montfort schon zum Kampf. Die innere Prüfung und die Gebete waren abgeschlossen; die Wolllust des Krieges verdrängte die letzten Zweifel. Montfort glaubte nur noch an sich.
Seine Knappen legten ihm die Kettenbeinlinge und die hohen Stiefel an, zogen ihm die lange, seitlich geschlitzte Lederbrünne über den Kopf, darüber das Kettenhemd und den Wappenrock. Über die lederne Goufe stülpten sie die lange Kettenkapuze und den Helm mit Nasenschutz. Zum Schluss verbanden sie die Kettenfäustlinge mit dem Kettenhemd und führten ihren Herrn hinaus auf den Hof, wo ihm Reitknechte auf das ebenfalls geharnischte Streitross halfen und ihm Wappenschild, Lanze und Schwert reichten. Steif und stolz saß er auf seinem Pferd, gerüstet zum Kampf, unbesiegbar. Der Gesang der Amsel, die hoch oben in der schon gelbblättrigen Feudalulme saß, war ihm fern.
Im großen, prächtig geschmückten Zelt des Königs wurde letzter Kriegsrat unter den Okzitaniern abgehalten, wobei Raymond von Toulouse Hohn und Spott erntete, als er allen Ernstes vorschlug, zuerst das eigene Lager mit Palisaden zu befestigen und die Kriegsmaschinen in Stellung zu bringen, bevor es ans Kämpfen ging. Er gedachte, so stellte es sich heraus, hinter einer großen Wagenburg auf den Feind zu warten, und ihn dann durch Wurfgeschosse zu erschöpfen. Doch die kriegserfahrenen aragónesischen Ritter, die gerade erst die Almohaden erfolgreich bekämpft hatten, lachten laut und verwarfen den Plan als feige.
„Mein guter Freund“, antwortete ihm der König gönnerhaft, und er reichte Raymond zur Beruhigung einen Becher mit Wein, „das von Euch vorgeschlagene defensive Vorgehen hat Euch doch bereits mehrere böse Niederlagen eingetragen. Hört also auf meinen und auf den Rat meiner Ritter: Lasst uns gleich morgen, noch bevor der Nachschub der Kreuzfahrer eintrifft, einen ersten Angriff starten ...
Doch Montfort kam Pedro zuvor. Während noch die leisen Rufe der aragónesischen Wachen zu hören waren, die das Lager abschritten, hatten sich die Franzosen bereits vollständig gerüstet und formiert, selbst die Streitrösser trugen schon ihre Harnische und Decken. Zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit sollte es in drei Schlachtreihen gegen die Feinde gehen: Die erste Reihe übernahm Wilhelm von Barres. Bouchard von Marly die zweite, und Simon von Montfort die dritte, wie es sich für einen
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