Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Feldherrn geziemte.
Die in Muret zurückgebliebenen Bischöfe und Geistlichen taten derweil das, was sie am besten konnten: Sie beteten so inbrünstig laut, dass sie – wie man sich später erzählte - mit ihrem Geschrei sogar die Kriegstrommeln übertönten.
Beim ersten Fanfarenstoß stürzten die Okzitanier völlig unvorbereitet aus ihrem Lager. Begeistert warf sich Montforts vorderste Schlachtreihe auf die ungeordneten Massen. Und schon preschte die zweite Reihe vor, tat es der ersten nach ...
Wie in der Schlacht gegen die Mauren hatte Pedro von Aragón Rüstung und Schild mit einem Gefolgsmann getauscht. Er ritt gleich hinter der Vorhut, hielt sich aber stets in der Nähe seines Banners auf. Dass er mit mehr als Haupteslänge seine Ritter überragte, war aber längst auch den Franzosen bekannt.
Montfort täuschte beim Anblick des Königs eine Flucht vor, um dessen Reiterei aus der Deckung zu locken. Er kämpfte wie nie zuvor in seinem Leben – bis ihm der linke Steigbügel riss; und als er den Sporn des betroffenen Fußes in die Schutzdecke seines Pferdes treiben wollte, brach ihm dieser entzwei. Das Pferd keilte aus und brachte seinen Reiter, obwohl er noch die Mähne zu fassen bekam, zu Fall.
Ein schlechtes Vorzeichen? Montfort fehlte die Zeit, über derlei Omina nachzudenken, denn noch während sich seine Knappen mit dem Sporn und dem aufschreienden Ross herumschlugen, wurde er, noch taumelnd, von einem Aragónesen angegriffen. Der Hieb des Feindes traf ihn am Kopf, doch Montfort erholte sich rasch, versetzte dem Angreifer seinerseits einen gezielten Schlag unters Kinn und warf ihn vom Pferd. Kurz darauf saß er mit Hilfe der Knappen wieder auf und stürmte von neuem los.
Während Wilhelm von Barres und seine Ritter weiter kräftig auf die Okzitanier und Aragónesen eindroschen, machte sich Alain von Roucy – wie ausgemacht - unauffällig an denjenigen Ritter heran, der stellvertretend das königliche Banner trug. Mit hohngetränkter Stimme forderte er ihn heraus, warf ihn vom Pferd und schrie, während er ihm die Spitze der Lanze an den Hals hielt: „ Hélas , ich hätte den König von Aragón für einen kühneren Reiter gehalten!“ Der dritte im Bunde der Franzosen, Florent von Ville, gedeckt von einem halben Dutzend anderer Ritter, beobachtete derweil gebannt Pedros Reaktion auf diese Schmähung:
Pedro riss sein Ross herum, schwenkte sein Schwert und rief Roucy zu: „ Ich bin der König von Aragón!“
Sofort griffen Florent von Ville und seine Ritter Pedro von hinten an, warfen ihn zu Boden und erschlugen ihn, kaum dass die Schlacht begonnen hatte ...
Nero war beides gewesen, Kaiser und Narr. Pedro von Aragón war in dieser Schlacht nur ein Narr gewesen.
„Der König ist tot!!!“ Als sich der Entsetzensschrei mit rasender Geschwindigkeit fortpflanzte, erstarrten die Aragónesen wie Lots Frau beim Anblick von Sodom. Dann jedoch rissen sie ihre Pferde herum und jagten vor den Franzosen davon, ungeachtet, dass sie bei der wilden Flucht ihre eigenen Fußsoldaten über den Haufen ritten. Gott hatte ihren heldenhaften König verlassen!
Gott hat mir die Hand gereicht “, fuhr es hingegen Simon von Montfort durch den Kopf. An der Spitze der dritten Reihe griff er trotz neuerlichen Missgeschicks mit dem Sporn die Flüchtenden von der Flanke her an und folgte ihnen mit Eifer. Seine Männer rieben den Feind auf, erschlugen und erstachen Tausende. Siegestrunken ritten die Franzosen auch ins Lager der bürgerlichen Miliz von Toulouse, das sich in einiger Entfernung von Muret, direkt an der Garonne befand und nichts vom Tod des Königs und dem bitteren Ausgang der ersten Schlacht ahnte. Auch hier richteten sie ein unsägliches Gemetzel an, wobei der größte Teil der tolosanischen Miliz auf der Flucht in der Garonne ertrank.
Am Abend herrschte im Heer der Kreuzfahrer ausgelassene Freude. Das von Montfort gezielt vor der Schlacht verbreitete Gerücht vermehrte sich nun wie die Läuse im Winter; und das ganze Franzosenlager grölte: „Wisst ihr, weshalb der König vom Pferd gefallen ist? Weil er die Nacht zuvor im wilden Ritt mit einer jungen Tolosanerin verbracht hat!“
Vollmundig bemerkte auch Bischof Fulco bei der Siegesfeier an, dass der König seiner Eitelkeit und seiner Lasterhaftigkeit zum Opfer gefallen sei.
Montfort schwieg zu allem. Er hatte erfolgreich auf die Schwächen des Königs gesetzt, ließ sich aber seinen Triumph nicht anmerken. Begleitet von Florent von Ville und Alain von
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