Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
nur, dass dieser Pons als Mozón-Templer durch die Lande ritt, sich dann als Benediktiner ausgab und nun erneut als Tempelritter erschien. Er wechselte die Kutte wohl schneller als sein Hemd. Hatte er auch Pater Robert auf dem Gewissen? Der Verdacht lag nahe, auch weil der Mörder zum wiederholten Mal sein Tatwerkzeug achtlos weggeworfen hatte. Aber wenn er sich so sicher fühlte, handelte er gewiss im Auftrag einer bedeutenden Person. Steckte vielleicht Cadeil, der Komtur von Mozón, hinter allem? Von ihm war auch die Suche nach dem Tor ausgegangen.
Es roch nach Fisch und Tang. Damian umklammerte mit seinen Händen das Fenstergitter, das sich vor dem kleinen Erker der Kammer befand, die er und Olivier bewohnten, und dachte nach. Das Meer unterhalb seines Ausgucks war aufgewühlt. Brecher für Brecher knallten an den Felssockel, auf dem das Schloss stand, manchmal trafen die Spritzer Damians Nasenspitze.
Er war redlich müde, hatten sie doch einen ganzen Tag lang im Hof das Schießen mit dem Schnäpper geübt. Trotz des schlimmen Vorfalls und der inneren Spannung, unter der er seit Pons` Auftritt stand, gefiel es ihm hier. Graf Raymond hatte sie gestern Abend noch einmal beiseite genommen und ihnen eingeschärft, zukünftig auch besser auf ihre Gedanken zu achten, denn diese seien die Vorläufer jeglichen Tuns. Reumütig waren sie vor dem Alten auf die Knie gefallen und hatten ihm die Hand geküsst. Nun hoffte Damian, dass der Krieg noch eine Weile auf sich warten ließ und sie einige Zeit hierblieben, zumal es noch keine Gelegenheit gegeben hatte, mit Gala zu reden. Wie hatte er sich gefreut, sie zu sehen - und sie war verlegen geworden und hatte ihn dennoch angestrahlt.
„Glaub mir, auch dieser Lizerant lügt", sagte Olivier im Hintergrund. Er lag mit unter dem Kopf verschränkten Armen und angezogenen Beinen auf seinem Strohsack und sinnierte mit finsterem Gesicht vor sich hin. "Möge ihm die Miselsucht die Nase wegfressen! Das Ganze war eine abgekartete Sache. Es gab keinen Toten im Dormitorium und daher auch keinen Mörder. Das Blut am Messer war von einem Schaf."
"Aber was ist mit Pons? Die mussten doch damit rechnen, dass wir das Schwein erkennen."
"Verdammt, das weiß ich auch. Aber war das in Toulouse anders? Pons ist mehr als das, was er vorgibt. Hinter seinen Auftritten steckt ein Plan. Ich wette, er war auch deine Spukgestalt in Rom. Und nun hat er uns erneut Angst einjagen wollen und hat diesen Lizerant vor seinen Karren gespannt. Wir sollen Schiss vor ihm und seinen wahren Auftraggebern bekommen.“
"Aber warum denn bloß?"
"Na, damit wir endlich unseren Arsch in Bewegung setzen und sie zum Tor führen! Die Jahre, wo wir uns in England aufhielten, waren verlorene Zeit für unsere Feinde. Jetzt, wo Toulouse wieder wie ein Mann aufsteht, eilt es ihnen. Ist das so schwer zu begreifen?"
Damian drehte sich um. "Du meinst, Lizerant hat das Schmierentheater nur inszeniert, um uns Angst einzujagen? Aber wir sind doch keine kleinen Kinder mehr!“
„Das hat damit nichts zu tun. Allein, dass sie mich als Mörder auswählten, beweist, dass sie uns durch und durch kennen. Dir hätte eine solche Tat keiner zugetraut. Aber sie wissen, du bist eine treue Seele. Du würdest nichts unversucht lassen, mich zu befreien. Die frérèche! Und über kurz oder lang hätten sie dich bei einem Befreiungsversuch geschnappt.“
Damian dachte an sein dummes Geständnis in Brucafel. Er seufzte. „Ehrlich gesagt, Pons hat sein Ziel auch so erreicht. Ich bin so weit. Ich würd`s tun, Olivier, ich würd`s tun!"
"Was? Was würdest du tun?"
"Sie auf der Stelle zum Tor führen, wenn ich den genauen Ort wüsste. Damit die Sache ein Ende hat. Wie viele Menschen sollen denn noch sterben? Um ein Haar wärst sogar du ..." Damian verließ den Erker, eilte zum Freund hinüber, ging vor ihm in die Hocke. „Hör zu, auch ich habe nachgedacht. Wir haben die beste und gnädigste Herrschaft auf Erden. Ich suche morgen um ein Gespräch bei der Gräfin Sancha nach.“
"Bist du verrückt! Dann hast du sofort Hagelstein auf dem Hals. Diesen verdammten Verräter!"
„Ich muss mit ihr sprechen! So geht es nicht weiter. Ich will sie bitten, unseren Herrn zu überreden, dass er mit uns und einigen Soldaten nach Saint-Polycarpe reitet. Niemand wird es derzeit wagen, dem zukünftigen Gebieter von Toulouse auch nur ein Haar zu krümmen. Rom hat schließlich nicht ihn, sondern nur seinen Vater als Häretiker verurteilt. Roç könnte ein
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