Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
er vor der Familie geklagt und kurz darauf waren sein Sekretär Balthus und Meister Córb, der Rabe, zu ihm geeilt.
„Ich bekenne nunmehr vor aller Ohren“, fuhr Raymond fort, „dass ich mich an meinem sechzigsten Geburtstag aus Furcht vor dem Jüngsten Gericht und für mein Seelenheil Gott unterstellt habe, sowie der heiligen Jungfrau Maria und dem heiligen Johannes. Im Kloster der hiesigen Johanniter, denen ich, wie auch den Tempelrittern, Zeit meines Lebens große Vermögensanteile überstellt habe, will ich dereinst bestattet werden.“
Auch Simon von Montfort dachte auf dem Rückweg vom Bugarach einmal mehr an den Tod. Nicht daran, dass am Ende allen Ringens der Mensch verlöschte, sondern dass er, Simon, bereits in absehbarer Zeit von Gott hinweggerafft werden könnte. Vergeblich versuchte er, die traurige Vorstellung von sich fernzuhalten. In Carcassonne angekommen, geriet er mit Elize in Streit.
„Was? Du willst die Rocaberti nicht freilassen?!“, schleuderte ihm seine Frau entgegen, als wenn er die Schuld an der missglückten Übergabe des Heiligen Tuches trüge.
„Willst du mich nötigen?", herrschte er sie an. "Du hast wohl einen Narren an diesem Weib gefressen. Was stört dich denn an ihrer Anwesenheit hier im Schloss? Hast du Angst, dass ich sie des Nachts besuche?“
"Wenn ich sie als meine Rivalin betrachtete, säße sie unten im Loch!", gab ihm Elize ungerührt zu verstehen.
Montforts Zornesfalte zwischen den Brauen vertiefte sich. Weshalb dieser scharfe Angriff? Er hatte doch niemals sein Verlangen befriedigt! Weder wünschte noch hoffte er. Dass Alix von Rocaberti ihm dennoch ständig in den Sinn kam, nun, das war wohl des Teufels. Vor allem diese Augen. Diese Augen! Sie verfolgten ihn im Schlaf. Elize hatte schon recht: Es wäre besser, sie fortzuschicken. Weit fort. Aber gerade das wollte er nicht …
"Sie steht auf Seiten der Häretiker, Elize, andere werden für dieses Vergehen verbrannt. Und nun lass mich endlich mit ihr in Ruhe.“
Da wurden Elizes Augen mit einem Mal ganz schmal. „Simon“, sagte sie ernst. „Lass dir sagen, dass ich morgen nicht für dich nach Frankreich reite, sondern für unseren Sohn. Für ihn will ich um neue Kreuzfahrer buhlen, damit mein Mutterherz ihn nicht verliert, wenn dieser elende Kampf noch länger andauert."
Ermattet senkte Simon die Schultern. „Sobald Toulouse in meiner Hand ist, lasse ich die Rocaberti frei. Ich verspreche es. Dann jedoch will ich alles daran setzen, den Orden des Salomonischen Tempels zu vernichten, um die Sache zu einem guten Abschluss zu bringen.“
Erschrocken hob Elize die Hände. „Was redest du da Ungereimtes, Simon? Nun willst du dich auch noch mit den Templern einlassen?!“ In ihren Augen stand blankes Entsetzen.
„Sie sind zu mächtig geworden, maßlos. Sie planen einen eigenen Staat in Okzitanien und gebärden sich schlimmer als die Sarazenen, deren ungesunde Sitten und Gebräuche sie mitgebracht haben. Der Orient hat sie verführt und sie sind seiner Faszination erlegen. Hättest du nur den anmaßenden Auftritt jenes Lizerant miterlebt!“
Als jedoch Elize ihn erneut anflehte, nicht immer nur dem Stachel in seinem Inneren zu folgen, brach die seit Bugarach aufgestaute Wut nur so aus ihm heraus: „Wenn sich Gänse erdreisten, Schwäne spielen zu wollen, machen sie sich lächerlich. Du bist so eine Gans! Legst dich mit deiner Selbstüberhebung des Abend ins Bett und stehst damit am Morgen wieder auf.“
Mit diesen Worten drehte er sich um und ließ sie mitten im Raum stehen. Er trat vor sein Betpult, kniete nieder, küsste das Kreuz, betete leere Worte …
Der heißblütige Termes ging ihm durch den Kopf. Ein geborener Faidit! Für diese Leute besaß er ein Auge. Seht her, der Antichrist und der Diener des Papstes in Rom!, hatte ihm seinerzeit das Ritterschwein Montréal entgegengeschleudert. Nur gut, dass er die Sippschaft hatte aufknüpfen lassen. Die Gefährlichsten waren immer diejenigen, die keine Angst hatten. Und der junge Termes war unerschrocken wie kaum ein zweiter. Alain von Roucy, dem er nach Muret - aus Dankbarkeit für seinen kühnen Waffengang - die Burg Termes überlassen hatte, musste auf der Hut sein, wenn er sie behalten wollte.
" Und meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit ", murmelte er, als plötzlich Elize hinter ihn trat und ungeachtet, dass er noch betete, ihre Arme um seinen Hals schlang, „ ... und dich täglich preisen. Amen . Was willst du?"
Sie lachte leise und
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